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Ob reich oder arm – eine solide Finanzierung ist wichtig, damit das Gemeindeleben funktionieren kann. In dieser Woche widmen wir uns den „Gemeindefinanzen“ aus verschiedenen Perspektiven. Zum Auftakt schauen wir nach Stuhr-Moordeich.
Nur 1.000 Katholiken leben in St. Paulus Stuhr-Moordeich (Landkreis Diepholz) am Stadtrand von Bremen, mit 10 Prozent sind sie in der Minderheit. Kann der kirchliche Betrieb vor Ort viel kosten? Schließlich wird der Pfarrverwalter, Pater Sajive Varghese Maliakal, vom Bistum bezahlt.
Hans-Thomas Rynski, vor seinem Ruhestand bei einer Bank beschäftigt, verwaltet als Kirchenprovisor ehrenamtlich den Haushalt der Gemeinde. Er kalkuliert Einnahmen und Ausgaben für den letztverantwortlichen Kirchenausschuss mit dem Pfarrverwalter als Vorsitzenden.
Fester Zuschuss aus Kirchensteuern
Rechnen kann Rynski auf jeden Fall mit einem jährlich ermittelten Zuschuss aus dem Bischöflichen Offizialat in Vechta, bemessen nach der Gemeindegröße: 130.000 Euro fließen im Jahr aus Kirchensteuermitteln.
Aber der Provisor muss genau rechnen. Zwei Drittel dieser Einnahmen, gut 79.000 Euro, sind für Personalkosten festgelegt: Pfarrsekretärin, Reinigungskraft, Rechnungsführerin. Diese Kosten sind immer gedeckt und wachsen bei Tarifanpassungen mit.
Wenn Energiekosten zum Problem werden
Hans-Thomas Rynski ist ehrenamtlicher Kirchenprovisor und verwaltet die Finanzen von St. Paulus. | Foto: Franz Josef Scheeben
Problematisch wird es mit dem Zuschuss für Energiekosten, für Strom und Öl. 13.000 Euro hat das Offizialat pauschal gezahlt. Im Vorjahr kam Rynski damit zurecht, er hatte günstig einkaufen können. „Dieses Jahr sieht das aber anders aus.“ Manches Jahr helfe da nur ein Griff in die Rücklagen.
Wie hoch diese Rücklagen in einer kleinen Diasporagemeinde sind? Der Provisor spricht von einem „mittleren fünfstelligen Betrag“. Notwendig seien die auch bei unerwarteten Ausgaben: „Wenn mal eine Lampe kaputtgeht in der Kirche, zum Beispiel.“ Hier kann auch der Zuschuss des Offizialates für die Immobilienverwaltung helfen. 7.500 Euro hat die Gemeinde bekommen. Größere Investitionen finanziert das Offizialat erst ab 10.000 Euro und auch nur zum Teil.
Ehrenamtliche packen mit an
Frei verfügen könne er über die Zuschüsse für Jugend- und Seniorenarbeit (je 800 Euro) oder Grundstückspflege (600 Euro). Hier setzt Rynski aber auch auf ehrenamtliche Hilfe, „eine der Stärken von St. Paulus“, wie er betont. Wenn im Herbst Grünflächen um die Kirche aufgeräumt und gesäubert werden, müsse er Ehrenamtliche finden, die helfen wollen.
Die freien Kollekten im Gottesdienst sind für den Kirchenprovisor keine besondere Finanzquelle. In großen Gemeinden können die im Jahr mehr als 10.000 Euro ausmachen. In der kleinen Gemeinde St. Paulus seien sie jedoch als Einnahme „zu vernachlässigen“.
St. Paulus kein reicher Grundbesitzer
Was ebenfalls fehlt: Einnahmen aus Grundbesitz. Südoldenburger Landgemeinden besitzen oft große Landflächen und eine Reihe von Immobilien – in seiner Diasporagemeinde gibt es das nicht. „Wir haben hier die Fläche rund um Pfarrhaus, Kita, Pfarrheim und Kirche“, sagt Rynski. „Etwa 6.000 Quadratmeter, mehr nicht.“
Allerdings kann sich der Provisor auf eines fest verlassen: das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken. Das Hilfswerk gibt Zuschüsse bei Investitionen in den Diasporagemeinden, stiftet auch die klassischen gelben „Boni-Busse“, wichtig für die Fahrten in den Flächengemeinden dort. Aktuell hat das Bonifatiuswerk auch die Renovierung des Pfarrhauses mit finanziert.
Kindergarten-Finanzierung ist gesichert
Wenig Sorgen macht sich Rynski darum, wie er die 800.000 Euro erwirtschaftet, die der Betrieb von Kindergarten und Krippe kostet. 85 Plätze in drei Gruppen gibt es dort. Diesen Haushalt verwaltet er parallel. Über Zuschüsse aus dem Offizialat und aus öffentlichen Mitteln der Gemeinde Stuhr sei die Finanzierung dort immer gesichert.
Beim Haushalt der Pfarrgemeinde komme er manches Jahr ins Defizit, berichtet Rynski. So etwas könne beim Kindergarten nicht passieren, sagt er aufatmend.