Leitender Pfarrer starb im Dezember 2022 unerwartet

Dinklage seit einem Jahr ohne Pfarrer: Aufbruch nach der Schockstarre

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Eine Pfarrei hat ein Jahr nach dem plötzlichen Tod ihres Pfarrers im Dezember 2022 nach und nach gelernt, die Lage zu meistern. Und die Pfarreiratsvorsitzende sagt dennoch: Das darf kein Dauerzustand bleiben!

So einen Notfall in der Sakristei hat Renate Dunker in den vergangenen Monaten zwei Mal erlebt. Einmal war sie dabei selbst als Kommunionhelferin eingeteilt. Die Dinklager Pfarreiratsvorsitzende erinnert sich gut. An die geplante 17-Uhr-Vorabendmesse in der St.-Catharina-Kirche, mit einem Jahresseelenamt. Und auch an den Stress kurz vor Beginn des Gottesdienstes. „Die Kirche war voll besetzt – aber kein Priester zur Stelle.“

Pastor Sebin Kollikavil, der indische Pastor, war erkrankt. Auch die Geistlichen aus dem 20 Kilometer entfernten Damme, die Dinklage (beide Städte liegen im Landkreis Vechta) seit dem plötzlichen Tod von Pfarrer Kabon Anfang Dezember 2022 mitbetreuen, waren verhindert. Und der bestellte Ersatz-Zelebrant saß im Zug fest und schaffte es nicht pünktlich zum Gottesdienst. So stand die Kommunionhelferin jetzt mit dem Küster in der Sakristei und fragte sich: „Was sollen wir jetzt bloß machen?“

Immer eine Gottesdienstvorlage in der Schublade

„Wir haben dann eben auf die Schnelle einen Wortgottesdienst zusammengestellt.“ Renate Dunker schmunzelt. „Ich habe – glaube ich – ziemlich herumgestottert. Aber es lief irgendwie. Und die Gemeinde war dankbar, dass wenigstens ein Wortgottesdienst möglich war.“

Damals nahm sie sich fest vor: So etwas darf nicht noch einmal passieren! Dass für so eine Situation nichts vorbereitet ist! Auch die Mitglieder des Pfarreirats nickten zustimmend, als die 62-Jährige dort ihren Plan vorstellte: „Ich will, dass in einer Schublade in der Sakristei immer eine Vorlage für einen Werktags- und einen Sonntags-Wortgottesdienst bereitliegt. Ein Konzept, wo man dann nur noch die aktuellen Lieder und Fürbitten einfügen muss, und fertig!“

Zwölf Ehrenamtliche sind auf den Notfall vorbereitet

Genau solch ein gebrauchsfertiges Konzept haben zwölf Ehrenamtliche aus dem Kreis der Kommunionhelfer und Lektoren mittlerweile entwickelt, gemeinsam mit dem Dammer Pfarrer Heiner Zumdohme, der seit dem Tod von Pfarrer Kabon nebenher die Pfarrverwaltung in Dinklage übernommen hat. Die Grundlagen dafür hatte er vorab entworfen. Renate Dunker lächelt zufrieden. „Und jeder in unserem Team ist jetzt jederzeit in der Lage, in die Sakristei zu gehen und zu sagen: Ich übernehme das heute!“

Am 7. Dezember 2022 war der damalige Pfarrer einem Herzinfarkt erlegen, vier Tage vor seinem 55. Geburtstag. Seit 15 Jahren war er damals leitender Pfarrer in Dinklage. „Im ersten Moment war es eine Art Schockstarre“, erinnert sich die Pfarreiratsvorsitzende an die Situation der Gemeinde in den Tagen danach. „Aber mittlerweile haben wir vieles auf den Weg gebracht.“

In Dinklage ist viel Neues entstanden

Dass es dabei anfänglich auch mal Konfusionen gegeben habe, das sei ja logisch, sagt sie. „Wenn ein leitender Pfarrer plötzlich stirbt, der immer viel selbst organisiert hat – dass da erst einmal alles auf dem Kopf steht.“

Doch nachdem sich der erste Schock gelöst hatte, „da sind wir in Bewegung geraten und diese Bewegung setzt sich bis heute recht gut fort“, meint Renate Dunker in einem Ton, der ihre Hoffnung durchscheinen lässt. Dazu gehöre zum Beispiel eine neue Senioren-Messdienergruppe, die sich gegründet habe. „Sie unterstützt zum Beispiel den Küster, etwa auf dem Friedhof.“

Hilfe kam auch aus umliegenden Pfarreien

Und sie stehe auch für Sebin Kollikolavil bereit, falls der Priester aus Indien Hilfe brauche. „Damit er spürt, dass er auch Unterstützung von uns Ehrenamtlichen bekommt und weiß, dass er nicht alleingelassen wird. Das ist ganz wichtig! Denn auch er stand ja nach dem Tod von Pfarrer Kabon auf einmal vor dem Nichts.“

Dass es in Dinklage keine Pastoralreferentin und keinen Pastoralreferenten gab, das habe die Sache nicht einfacher gemacht. Doch auch hier griffen Ehrenamtliche – unterstützt von Seelsorgerinnen und Seelsorgern aus umliegenden Pfarreien – zur Selbsthilfe. „Mit ein paar Frauen und Männern haben wir zum Beispiel die Kommunionvorbereitung und die Firmvorbereitung in die Hand genommen“, berichtet Renate Dunker. „In Absprache mit Pfarrer Heiner Zumdohme, Pastor Sebin und dem Pfarrbüro haben wir Konzepte erstellt, damit das laufen kann.“

Auch Familiengottesdienste laufen wieder

Zu den Dingen, die ihr Hoffnung machen, zählt auch, dass die von den älteren Gemeindemitgliedern sehr vermissten Seniorentreffen wieder angelaufen seien. Vor gut sechs Wochen gab es zudem einen von einem Helferkreis vorbereiteten Familiengottesdienst. „Wir sind froh, dass auch jüngere Leute dabei sind, die sich engagieren wollen.“

Das klingt nach Zukunft. Und es hört sich gut an, was in Dinklage an Selbständigkeit im Laufe von nur einem Jahr so alles gewachsen ist. Renate Dunker nickt. „Ja, und eigentlich ist es schön zu sehen, dass wir das so geschafft haben.“ Die Frage sei nur: „Wie lange geht das noch?“

Neue Pastoralreferentin für Dinklage in Sicht

Denn eines steht für sie fest: Eine Dauerlösung könne der derzeitige Zustand nicht sein. „Nein, bitte nicht!“, sagt Renate Dunker und schüttelt den Kopf. Weil das in der besonderen Ausnahmesituation nur deshalb möglich gewesen sei, weil sich Ehrenamtliche so stark eingesetzt hätten. Nicht nur sie selbst, auch andere. Renate Dunker lächelt. „Mein Mann sagt manchmal, ich sei die Vorstufe des Pfarrbüros in Dinklage.“ Neben ihrem Beruf als medizinische Fachangestellte.

Ein erster Schritt in eine neue Zeit kann nach ihrer Ansicht die neue Pastoralreferentin sein, die zum 1. Februar für die Arbeit in Dinklage ernannt wurde: Christine Gerdes, bisher Pastoralreferentin in Lohne. „Das ist schon mal ein Anfang!“, freut sich die Pfarreiratsvorsitzende. Etwa, damit Ehrenamtliche die Kommunionvorbereitung im kommenden Jahr nicht erneut ganz allein stemmen müssen. Oder für den Kinderbibeltag, den die Gemeinde gerne für April vorbereiten würde. „Das macht riesige Freude. Nur alleine kann ich es nicht organisieren!“

Vorreiter des Pastoralen Raums

Und es bleibt der Wunsch nach einem leitenden Seelsorger vor Ort. „Immerhin hat man uns in Aussicht gestellt, dass wir für Dinklage wieder einen Pfarrer bekommen.“ Die Entscheidung sei aber bislang immer wieder verschoben worden. Renate Dunker ist dennoch vorsichtig optimistisch. Auch mit Blick auf den kommenden Pastoralen Raum. Für den sieht die Pfarreiratsvorsitzende die St.-Catharina-Pfarrei bestens vorbereitet. „Wir verstehen uns als Vorreiter des Pastoralen Raumes.“ Weil sie in den vergangenen zwölf Monaten so vieles selbst in die Hand nehmen und dabei vieles erst lernen mussten. „Aber das hat unsere Pfarrei auch weitergebracht.“

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