Wallfahrt nach Medjugorje gibt Anstoß zur Gründung

Durchschnittsalter 35 - Halterner Gebetskreis will Glauben modern leben

  • In Sythen bei Haltern treffen sich zehn Personen aus christlichen Konfessionen regelmäßig zum Gebet.
  • Der Kreis ist im Durchschnitt 35 Jahre alt.
  • Der Impuls zu dem Gebetskreis kam durch die Wallfahrt nach Medjugorje.

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„Wir möchten mit unserem Gebetskreis als Laien ein niederschwelliges Angebot machen, um die Menschen wieder in die Kirchen zurückzuführen“, sagt Rita Saalmann, die 42 Jahre alte Leiterin des Gebetskreises in Haltern. Der furchtbare Missbrauchsskandal dürfe den Zugang zu Glauben und Kirche nicht verstellen, meint sie. Vielmehr müsse doch Jesus und seine Botschaft im Mittelpunkt stehen.

Zehn Frauen und Männer treffen sich regelmäßig ab 20 Uhr jeden vierten Donnerstag im Monat in St. Joseph in Sythen bei Haltern zur Anbetung. Die Teilnehmer sind für kirchliche Verhältnisse eine junge Gruppe – sie sind im Durchschnitt 35 Jahre alt. „Entsprechend modern gestalten wir die Gebetseinheit“, sagt Saalmann. „Wir arbeiten viel mit Kerzen und Farben“, berichtet sie. Und sie versuchen Lieder und Gebetstexte in die heutige Zeit zu übersetzen.

Lobpreis in modernen Formen

„Eben nicht ‚Großer Gott, wir loben dich‘, sondern ‚Singt dem Herrn ein neues Lied“, sagt sie. Sie beten in moderner Sprache, machen so die Anliegen der Welt zum Gebet, zum Beispiel für kranke Angehörige, für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder für verfolgte Christen.

Die zehn Frauen und Männer kommen aus christlichen Kirchen. Mit anderen Glaubensgeschwistern zu beten, sei für den Kreis inspirierend, sagt Saalmann. Sie selbst ist katholisch. „Jeder darf kommen“, meint sie. Auch Menschen aus anderen Religionen und Menschen ohne Glauben sind willkommen.

Corona macht die Entfaltung schwer

Die Corona-Pandemie macht dem Gebetskreis die Entfaltung schwer. Anfangs haben sie sich jeden Freitag im Gebetshaus getroffen, einer Immobilie bei Haltern. Dann kam Corona. Im letzten Winter, als der harte Lockdown verhängt wurde, habe man sich eine Zeit lang nicht gesehen, sagt Saalmann. Jetzt gehe man in die St.-Joseph-Kirche, weil sie sich dort entsprechend der Corona-Regeln aufhalten können.

Eine Pilgerreise nach Medjugorje 2015 war die Initialzündung der Gebetsgruppe. Acht Frauen waren damals in den Wallfahrtsort gepilgert, wo die Gottesmutter die Menschen zum Gebet aufruft. Diese Botschaft hat Saalmann aus Medjugorje mitgebracht. Aus dem Achter-Kreis sind bis jetzt zehn geworden. In Medjugorje hat sie nach ihrer Aussage Gott spürbar erfahren. „Diese Nähe hat mich nicht mehr losgelassen“, sagt sie. „Ich bin sein geliebtes Kind, und diese Erfahrung treibt mich an, die Botschaft von der Liebe an die Mitmenschen weiterzugeben.“

Vom Glauben an Jesus getragen

Sie fühlt sich vom Glauben geborgen und könne nicht davon schweigen, sagt sie. Die Frauen, die mit nach Medjugorje gepilgert sind, haben ähnliche Glaubenserfahrungen gemacht. Gemeinsam haben sie den Verein „Gebetshaus Haltern“ gegründet. Mit diesem Verein wollen sie ihr Gebetshaus finanzieren. Noch tragen Rita Saalmann und die Gruppe die Kosten weitgehend allein. Zurzeit hat dieses Gebetshaus, das sich am Disselhof in Haltern befindet, sechs bis sieben Stunden in der Woche geöffnet. Sie hoffen demnächst 24 Stunden öffnen zu können.

Die gelernte Krankenschwester hat vor der Corona-Pandemie begonnen, die Jüngerschaftsschule zu besuchen. Eine Schulung für Menschen, die ihr Glaubensleben intensivieren wollen. Der Kurs ist wegen der Pandemie aber abgebrochen worden. Saalmann hofft, ihn später wiederholen zu können.

In Zukunft wollen sie sich der Jugendarbeit widmen

In Zukunft will sich der Kreis vor allem mit dem Schwerpunkt Jugendarbeit beschäftigen. Sie hoffen, an Pfingsten an einem Treffen von jungen Christen in Bonn, Düsseldorf oder Paderborn teilnehmen zu können. Das wird sich im Februar entscheiden. 2019 haben sie sich mit 12.000 Jugendlichen in Salzburg getroffen. Junge Menschen mit modernen Texten und Liedern von der Liebe Gottes zu überzeugen, liegt Saalmann sehr am Herzen.

Stichwort: Jüngerschaftsschulen
Jüngerschaftsschulen richten sich an Menschen, die ihren Glauben stärken, ihre Beziehung zu Gott vertiefen und die Freude am Glauben weitergeben wollen. Sie orientieren sich an dem Vorbild Jesu: gemeinsam beten, leben und essen. Das Angebot intensiver Glaubens- und Gebetserfahrung richtet sich oft an junge Erwachsene, die über das in den Gemeinden angebotene Glaubensleben neue und weitergehende Formen suchen. Nach Auskunft der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj) der Deutschen Bischofskonferenz werden die Jüngerschaftschulen sowohl von den Bistümern wie von geistlichen Gemeinschaften angeboten. In Deutschland, so Sylvia Gawlik, Referentin der afj, wird das Angebot mehr und mehr bekannter. Bei Interesse oder Fragen rät sie, sich ein eigenes Bild zu machen, indem man eine solche Einrichtung besucht und auf die gelebte Kultur dort achtet. Darüber hinaus gehende Fragen wie: Was ist das Ziel der Schulung, was sind die Inhalte, wer lehrt dort oder wer finanziert diese Einrichtung. spielen bei der Einordnung eine wichtige Rolle. Weitere Informationen sind auf der Webseite der afj erhältlich. (jka)

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