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Wenn die Wohnungslosigkeit droht, ist guter Rat teuer. Im Kreis Coesfeld steht seit einem Jahr ein Verein Betroffenen zur Seite, so zum Beispiel auch Maja.
Seit Maja (Name geändert) in ihr eigenes Zimmer eingezogen ist, hat sich ihr Leben verändert. Falsche Freunde, Drogen und Alkohol hatten sie aus der Bahn geworfen. Die Folge: Mietschulden und der Verlust ihrer Wohnung.
„Die Sucht hat mich immer weiter in einen Strudel gezogen. Ich habe meine gesamte Energie dafür verwendet. Das habe ich erst durch den Verlust gemerkt“, berichtet sie und fügt hinzu: „Ich musste erst tief fallen, damit ich mich wieder aufrichten konnte.“ Ein Klinikaufenthalt und die Unterstützung durch die Ambulanten Dienste des Vereins für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen haben ihr auf diesem Weg geholfen, wie die Bischöfliche Pressestelle berichtet.
Prävention gegen Wohnungslosigkeit
Seit einem Jahr ist der Verein, der seit mehr als 100 Jahren Wohnungslose unterstützt, neben seinem Engagement im Kreis Borken auch im Kreis Coesfeld mit seinen ambulanten Angeboten tätig. Dazu gehören unter anderem das Projekt „Endlich ein Zuhause!“ in Kooperation mit der Kommunalen Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft mbH und der Alexianer IBP GmbH, Beratungsangebote in den kommunalen Notunterkünften sowie das Ambulant Betreute Wohnen.
„Unsere Kernklientel sind diejenigen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Da spielt auch die schlechte Lage auf dem Wohnungsmarkt eine Rolle. Wir sind vor allem präventiv unterwegs“, berichtet Ingo Hoppe, Leiter der Ambulanten Dienste.
Psychische Probleme und Suchtgeschichten
In Senden-Bösensell stehen seit einiger Zeit im ehemaligen Pfarrhaus fünf Zimmer für Menschen zur Verfügung, die wohnungslos geworden oder davon bedroht sind. Drei Zimmer sind schon bezogen. „Unser vierter Bewohner steht in den Startlöchern“, berichtet Ingo Stosik. Der 47-Jährige ist Ansprechpartner für die Menschen, die dort ein neues Zuhause auf Zeit finden.
Auch sein Kollege Thomas Niemann, der das Projekt „Endlich ein Zuhause!“ begleitet und regelmäßig mit einem Bulli unterwegs ist, hat sein Büro in Bösensell. Beide kennen die speziellen Problematiken, die die Menschen mitbringen. „Die Bandbreite reicht von psychischen Problemen bis hin zu Suchtgeschichten. Nicht immer, aber es kommt vor“, berichtet Stosik.
Wieder fit für den Alltag werden
Ziel des Ambulant Betreuten Wohnens sei es, die Betroffenen fit zu machen und ihnen zu helfen, ihre Probleme aus dem Weg zu räumen. „Wir wollen sie für ein selbstständiges Leben befähigen“, erläutert Stosik. Aus Erfahrung weiß er, dass es seine Zeit brauche, bis sich das Leben im Haus einspiele. „Jeden Tag passiert etwas Neues“, sagt der Sozialpädagoge. An vier von fünf Tagen ist er in Bösensell präsent. „Ansonsten bin ich aber für unsere Bewohnerinnen und Bewohner übers Handy erreichbar“, informiert er.
Maja hat sich bereits gut eingelebt. Sie ist stolz auf ihr eigenes Zimmer und kümmert sich gern um den Garten hinter dem Haus. „In einer Ecke habe ich einen kleinen Teich angelegt. Die Arbeit macht mir Spaß und lenkt mich ab“, berichtet sie. Es sei gut, mit anderen zusammenzuleben. „Ich bin nicht einsam, und es leben die richtigen Leute hier. Sie stabilisieren mich“, ergänzt sie. Ihr sei mit dem Einzug eine große Last von den Schultern genommen worden. Nun habe sie die Möglichkeit, einen Überblick über ihr Leben zu bekommen, sich um ihre Gesundheit zu kümmern und sich wieder neu aufzustellen.
Mehr über den Verein und seine Angebote finden sich im Internet unter www.vfka-westfalen.de.
Der Tag der Wohnungslosen ist ein bundesweiter Aktionstag, der jährlich am 11. September begangen wird. Er soll auf die bestehende Wohnungsnot aufmerksam machen und helfen, die Wohnungslosigkeit zu beenden. Laut der Zahlen des Wohnungslosenberichts der Bundesregierung für 2022, sind rund 263.000 Menschen ohne Wohnung. (pbm)