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Wenn sich im September neben der Herz-Jesu-Kirche Westerstede junge Leute ausgelassen mit Wasser und Farbe bewerfen, hat das mit Religion nichts zu tun. Anders als in Indien.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen mit bunten Flecken rechnen. Aber genau dafür kommen die jungen Leute auch, die die Herz-Jesu-Pfarrei in Westerstede (Landkreis Ammerland) am Samstag, 16. September, um 17 Uhr eingeladen hat: zu einem sogenannten Holi-Festival in Pastors Garten. Helle Kleidung, Wechselkleidung und ein Handtuch solle jeder mitbringen, heißt es auf dem Einladungsplakat zu der Veranstaltung, bei der Teilnehmer sich gegenseitig mit Wasser und bunten Farben bewerfen und Spaß daran haben.
Spaß haben – darum ging es auch Kevin Drees und Son Payat Schwarz, die die Idee zu der ungewöhnlichen Aktion neben der Pfarrkirche hatten. Kevin Drees hofft darauf, dass zur Premiere möglichst viele Jugendliche und junge Erwachsene kommen. „Für diese Altersgruppe haben wir das Festival geplant“, sagt der 25-jährige Verwaltungsangestellte im Evangelischen Krankenhaus Oldenburg.
Holi-Festival soll Spaß machen
„Wir wollen ihnen mit einer schönen Aktion Spaß bereiten und dabei mithelfen, dass sie den Kontakt zur Kirche nicht ganz verlieren“, sagt der ehemalige Obermessdiener, der sich weiterhin für das Zeltlager von Herz-Jesu engagiert. Ob die bunte Aktion bei jungen Leuten ankommen wird, kann er nur hoffen. „Probieren geht über Studieren“, sagt er.
Das Vorbereitungsteam hat dafür geeignete Farben besorgt. „Alle abwaschbar und auch biologisch abbaubar“, wie Kevin Drees betont. Weder die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch die Natur sollen von der Aktion Schaden nehmen.
Gut drauf ohne Alkohol oder Drogen
Das Foto zeigt einen Stand in Indien, an dem Farben für das traditionelle Holi-Festival verkauft werden. | Foto: privat
Die Wiese im Pfarrgarten direkt neben der Kirche sei groß genug für das Farbenfest und so weit von Nachbargrundstücken entfernt, damit niemand gestört werde, auch nicht durch die Musik, die ebenso wie die Farben zur Aktion gehöre und hoffentlich mit zu einer guten Stimmung beitragen werde. „Alkohol oder Drogen braucht man dazu jedenfalls nicht“, sagt Kevin Drees lächelnd.
Die Tradition des im Ursprung religiösen Holi-Festivals stammt aus Indien. Dort gehört es in die hinduistische Tradition und wird eigentlich zum Frühlingsbeginn gefeiert, traditionell nach dem ersten Vollmond-Tag im März. „Dahinter steckt ursprünglich die Idee, das Böse und Dunkle auszutreiben“, erklärt Gaby Kuipers aus dem Pfarreirat der St.-Johannes-Gemeinde, zu der die Herz-Jesu-Kirche gehört.
Im Spätsommer statt im Frühjahr
Gaby Kuipers aus dem Pfarreirat von Westerstede. | Foto: Franz Josef Scheeben
Unter anderem weil ihr Sohn mit seiner Familie seit 14 Jahren in Indien lebt, kennt sie die Tradition und erklärt: „Ursprünglich entstanden die Farbpulver aus bestimmten Blüten, Wurzeln und Kräutern, die heilend wirken. In Indien werden die Farben vorher meist noch im Tempel geweiht und die Menschen überbringen einander Segenswünsche. Es wird ausgelassen gefeiert, über alle gesellschaftlichen Grenzen hinweg.“
Einen religiösen Charakter soll das Fest in Westerstede aber nicht haben. „Bei uns geht nur um den Spaß der Jugendlichen“, sagt Gaby Kuipers. Deshalb haben man auch den Termin problemlos verlegen können aus dem kühlen Frühjahr auf einen hoffentlich wärmeren Spätsommertag.
