Expertin: Gaming besteht nicht nur aus Egoshootern

Seelsorgende bei Gamescom: Kirche sollte sich mit Spiel-Szene befassen

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Die katholische Kirche sollte sich aus Sicht einer Expertin auch mit der Computerspiele-Szene beschäftigen. Viele Spiele seien voller Gottesbilder und religiöser Elemente.

„Wir haben seit ein paar Wochen ein kleines Netzwerk namens 'Kirche und Gaming', das aus Menschen besteht, die in Kirche und Gaming unterwegs sind“, sagte Sonja Lexel, zuständig für die „Jugendpastorale Bildung bei der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge“ der Deutschen Bischofskonferenz, dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de (Sonntag). Anlass war die Spielemesse Gamescom in Köln, die am Sonntag zu Ende ging und auf der Lexel präsent war.

Die Leute in dem Netzwerk arbeiteten meistens hauptberuflich in der Pastoral oder Jugendarbeit und hätten eine persönliche Leidenschaft für Computer- und Videospiele. „Gerade hier im Austausch merkt man, dass es noch andere Menschen gibt, denen das Thema ein Anliegen ist und die hier Kirche voranbringen wollen. Wir schauen, wie wir Projekte, die es schon gibt, irgendwie bündeln können und eine gemeinsame Präsenz schaffen können“, erklärte Lexel.

Lexel: Viele Spiele voller Gottesbilder

Sie empfiehlt, positiv auf Gamer zuzugehen: „Dass man nicht direkt das Thema als schlecht abtut und nur Gefahren und Suchtpotenzial sieht.“ Gleichwohl existierten diese Risiken, und man dürfe das auch nicht beschönigen. Menschen, die Spiele nutzten, dürften nicht verurteilt werden, sagte Lexel.

Viele Spiele seien voller Gottesbilder und religiöser Elemente. „Es gibt ein eigenes Computerspiel-Genre, was ‚Gott Games‘ heißt, also Gott für Simulationsspiele.“ In solchen Spielen werde eine eigene Welt erschaffen, erklärte die Fachfrau. „Das heißt, Gaming besteht nicht nur aus Egoshootern, sondern ist ganz vielfältig.“

Pastoralassistent nutzt Spielformen in Seelsorge

Auch Sebastian Trefon, Pastoralassistent im Bistum Augsburg, sieht ein Potenzial für Computerspiele in der Kirche. „Ich nutze in der Seelsorge gerne Spielformen, weil sie eine Botschaft vermitteln“, sagte Trefon dem Portal katholisch.de. „Die Leute gehen freiwillig in die Jugendgruppe, weil es ihnen Spaß macht. Spielen fördert ihre Kreativität.“ Rätsel könne man auch mit Hilfe der Bibel lösen. Religiöses und soziales Leben könnten miteinander verbunden werden.

Er selbst habe ein „Escape Game“ zum Ausleihen entwickelt, sagte Trefon: „Es dreht sich um eine Schulklasse im fiktiven Israel, der Lehrer ist im Urlaub und stellt den Kindern eine Aufgabe: Der Hausmeister lässt sie erst raus, wenn sie die Rätsel gelöst und den Schatz entdeckt haben.“ Die Kinder sollten so die hebräische Sprache und das Schriftsystem in einer vereinfachten Form kennenlernen.

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