In Holdorf stellen 85 Gliederpuppen Szenen nach

„Fastenkrippe“ soll den Weg zum Kreuz verständlich machen

Mit Weihnachten verbindet jeder das Bild vom Stall mit Maria und Josef. Die St.-Johannes-Pfarrei hat in Holdorf auch den Leidensweg Jesu mit plastischen Szenen dargestellt - damit er sich einprägt. Wir zeigen Fotos der Fastenkrippe.

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Ganz links beginnt alles mit dem Einzug nach Jerusalem. Die Figuren, darunter auch Kinder, tragen Palmzweige, während die des Jesus durch ein Tor schreitet. Mehr im Hintergrund sieht man die nächste Szene: die eingeschlafenen Jünger, während Jesus im Garten Gethsemane betet. Es folgen das Letzte Abendmahl, Petrus, der im Begriff ist, Jesus zu verleugnen, Jesus vor dem Hohen Rat, im Spottmantel, auf dem Kreuzweg und am Kreuz. Und ganz rechts stehen zwei römische Soldaten und bewachen das Grab.

„Fastenkrippe“ nennt die Pfarrei Steinfeld die Szenerie, die in diesem Jahr erstmals in ihrer Holdorfer Kirche zu sehen ist. Rund zwölf Meter breit, zwei bis drei Meter tief und dort auf gebaut, wo üblicherweise die Weihnachtskrippe steht.

 

Mit Hobelspänen und Tarnnetzen

 

Die Holdorfer Krippenbaugruppe hat dafür die Kirchenbänke im vorderen Teil des Seitenschiffs unter einer Grundplatte verschwinden lassen, mit Hobelspänen abgedeckt und die Front mit Bundeswehr-Tarnnetzen behängt.

Entstanden ist ein Bilderbogen des Leidensgeschehens. Eigens für Kinder haben die Krippenbauer eine Stufe eingebaut, damit sie möglichst nah heran können. Das Projekt sei für alle gedacht, habe aber insbesondere Kinder im Blick, sagt Christian Wölke, leitender Pfarrer der St.-Johannes-Pfarrei Steinfeld, zu der Holdorf gehört.

 

Szenen sollen sich einprägen

 

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, sagt der Pfarrer und erzählt von eigenen Erfahrungen. Zum Beispiel von seinen Gedanken, wenn er das Weihnachtsevangelium lese. „Dann habe ich innerlich jedes Mal als erstes die Krippe in meiner Heimatkirche vor Augen. Und das ist genau der Sinn unserer Fastenkrippe, darin liegt ihr besonderer Wert.“ Der Pfarrer erklärt: „Sie können das beste Konzept formulieren. Sie können das Osterevangelium hundertmal in der Bibel lesen - haben Sie es einmal gesehen, haben Sie es verstanden und werden es nicht vergessen“.

Mehr als 80 hölzerne Gliederpuppen hat die Pfarrei dafür angeschafft, darunter zehn kleinere für die Kinderfiguren und eine Eselsfigur. Werner Richter hat sie gemeinsam mit zwei Frauen aus der örtlichen Paramentengruppe mit Kleidern ausstaffiert. Statt wie üblich um Priester-, Messdiener und Sternsinger-Gewänder, drehte sich dabei alles um Umhänge und Mäntel im Miniformat.

 

Schulen und Kindergärten kommen

 

Das Geschehen verstehen, dazu gehört auch, dass Kinder zum Nachfragen angeregt werden. Zum Beispiel nach den Besonderheiten und Kleinigkeiten, die die Krippenbauer und die Paramentengruppe eingebaut haben.

Etwa der Hahn, der neben Petrus zu sehen ist, oder der umgeworfene Stuhl am Esstisch des Abendmahls und Judas, der gerade von dort wegläuft. Werner Richter will auch noch ein paar Silbermünzen aus der Tasche lugen lassen, die die Judasfigur dabei trägt.

Umsonst ist so etwas nicht zu bekommen. Gut 400 Euro hat die Gemeinde zum Beispiel für die Gliederpuppen bezahlt. Eine Investition, die sich aber zu rechnen scheint. Kindergärten und auch Schulen aus Holdorf nutzen die Fastenkrippe für den Religionsunterricht.

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