Traditionelle, aber auch überraschende Darstellungen im Museum Relígio

„Friede auf Erden“: Krippenausstellung in Telgte eröffnet

Die 77. Telgter Krippenausstellung im Museum Religio steht unter dem Motto „Friede auf Erden“. Zwischen den klassischen Darstellungen findet der Besucher auch Überraschendes. Sind das noch alles Krippen?

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Weihnachten ist schön, atmosphärisch, heimelig. Das ist es auch in der Krippenausstellung im Museum Relígio in Telgte, die heute eröffnet wurde. „Frieden auf Erden“ heißt das Motto in diesem Jahr – eine beschauliche Botschaft. Der Besucher aber muss von Zeit zu Zeit stehen bleiben und nachdenken. Nicht in allen Vitrinen ist Idylle zu finden. Dort wird politisiert, angefragt und kritisiert. Manchmal ist die Kost schwer. Und man fragt sich: Was hat das noch mit Weihnachten zu tun?

„Viel“, sagt Museumsleiterin Anja Schöne. „Weil die Weihnachtsgeschichte immer auch zu aktuellen Botschaften motiviert.“ Es geht um die Frage der Relevanz für die Menschen in der heutigen Zeit, erklärt sie: „Religion ist nicht nur zum Wohlfühlen, sondern auch zum Positionieren.“ Das tun einige Krippen markant – mit unerwarteten Materialien, überraschenden Figuren oder verfremdeten Kulissen.

 

Ist das noch eine Krippe?

 

Aber handelt es sich noch um eine Krippe, wenn dort Wölfe auf Panzern heulen, Maria Minirock trägt oder Jesus zum Lego-Männchen wird? „Es ist in erster Linie die Idee und Kreativität, die zählt“, sagt Schöne. Das sind die Kriterien, die jedes Jahr auch beim Bischof-Heinrich-Tenhumber-Preis im Vordergrund stehen, jener Auszeichnung des Bistums Münster für die Krippen-Schaffenden der Ausstellung. „Erst im zweiten Schritt wird auch die künstlerische Umsetzung und Qualität bewertet.“

Museumsleiterin Anja Schöne.
Museumsleiterin Anja Schöne. | Foto: Michael Bönte

Das Ergebnis ist ein unverfälschter Blick in die Volksseele. Kein professioneller Künstler schaltet sich interpretierend dazwischen. „Das hat einen besonderen Reiz“, sagt Schöne. „Die Darstellungen berichten unmittelbar von den Hoffnungen und Ängsten der Menschen.“ Die Krippenbauer erzählen ungefiltert von ihrer persönlichen Weihnachtsgeschichte. Das Motto, das jedes Jahr neu vorgegeben wird, gibt dazu einen Impuls. „Ich bin mir aber sicher, dass es auch ohne diese konkrete Aufforderung zu vielen modernen Interpretationen kommen würde.“ Zu viel hat das weihnachtliche Geschehen von damals mit dem heutigen Leben der Menschen zu tun. „Schlagworte wie Frieden, Flucht oder Armut brauchen wir nicht vorzugeben.“

 

Persönliche Botschaften sind wichtig

 

Die Krippenbauer setzen ihre Ideen nicht selten mit großer künstlerischer Fertigkeit um. Die ist aber nicht zwingende Voraussetzung. Die Umsetzung darf auch einfach sein. Im Sinne von: wenig aufwendig, naiv, handwerklich ungeübt. Das tut der persönlichen Botschaft keinen Abbruch.

Weitere Informationen:
www.museum-telgte.de

Wichtig ist Schöne aber eine Mischung. „Die Krippenausstellung hat seit Jahrzehnten auch die Aufgabe, die Menschen auf das Weihnachtsfest einzustimmen.“ Nur abstrakte, sehr einfach gestaltete oder stark politisierende Darstellungen würden diesen Nerv nicht treffen. „Es mus auch einen großen Teil klassischer Darstellungen geben.“

Wer das Museum Religio in diesen Tagen besucht, wird dem zustimmen.“ Tannenbäume, Holzfiguren und bekannten Krippenkulissen verbreiten die Atmosphäre, dass Weihnachten naht. Man muss aber darauf gefasst sein, an einigen Punkten der Ausstellung stehen zu bleiben. Dann erzählen die Krippen manchmal Geschichten, mit denen man nicht gerechnet hat.

77. Telgter Krippenausstellung
Unter dem Motto „Friede auf Erden“ ist die 77. Telgter Krippenausstellung eröffnet worden. Bis zum 28. Januar präsentiert das Haus mehr als 120 Exponate von etwa 100 Künstlern. Dabei sind auch etwa 20 Krippen aus Süd- und Mittelamerika, Afrika, Kirgisien und Polen aus einer privaten Sammlung zu sehen. Das Motto der Ausstellung ist zudem als Vorschau auf das Thema des Katholikentags 2018 in Münster unter dem Motto „Suche Frieden“ gedacht. Begleitend findet eine Veranstaltungsreihe „Friedensgespräche“ sowie viele weitere Angebote und Führungen statt. Die Öffnungszeiten sind täglich, außer montags, von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro, Besucher bis 21 Jahre zahlen nichts. Zudem ist ein Katalog zur Ausstellung erschienen.