Delmenhorster Pfarrei überrascht

Großes Echo auf Aufruf: Pfarrei erlöst 6000 Euro mit altem Schmuck

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In vielen Schatullen schlummern sie seit Jahren: alte, ungenutzte Mode-Schmuckstücke. Einen Teil dieses Schatzes hat die Delmenhorster Marien-Pfarrei jetzt gehoben. Und staunt über das Echo.

Mit Hunderten von Broschen, Uhren, Ohrringen, Armreifen, Ketten und auch Handtaschen hatte es in den vergangenen Wochen und Monaten die St.-Marien-Pfarrei im oldenburgischen Delmenhorst zu tun. Ziemlich ungewöhnlich für die Diasporapfarrei. Aber es hat sich am Ende mehr als gelohnt, das Projekt, das Marianne Etrich vor den Sommerferien mit einem Team von Ehrenamtlichen in die Tat umgesetzt hat. Insgesamt 6000 Euro an Spenden kamen bisher dabei zusammen.

Es schlummert doch bestimmt bei vielen Menschen zu Hause Modeschmuck in alten Kästchen und Schatullen, der nicht mehr getragen wird – so lautete die Überlegung der Pastoralreferentin. Jeder kenne das doch von sich selbst. „Man hat die Sachen bei sich herumliegen und weiß genau: Die werde ich sowieso nicht mehr tragen.“ Ihre Idee: „Könnte man die Menschen nicht fragen, ob sie die Dinge für einen guten Zweck spenden möchten?“

Das Echo hat sie erstaunt

Kurzerhand bereitete die Seelsorgerin eine Ankündigung für das Pfarrblatt und die örtlichen Tageszeitungen vor. Ohne zu ahnen, was sie damit auslösen würde. „Dann ist etwas passiert, das wir alle nicht für möglich gehalten hatten“, sagt sie immer noch staunend. „Die Leute haben uns nur so die Bude eingerannt mit ihren Schmucksachen.“

Jeden Tag klingelte jemand an der Tür des Pfarrbüros, um etwas abzugeben. Manchmal standen die Sachen auch einfach eingepackt vor der Tür. Das sei überwältigend gewesen. Scheinbar hatte die Gemeinde mit ihrem Angebot einen Nerv getroffen. „Viele betonten, dass sie es für eine ganz tolle Idee halten“, erinnert sich Marianne Etrich an einzelne Gespräche. Manche schickten ihren Schmuck per Post. Schmuckgeschäfte sortierten ihr Lager aus und gaben einen Teil der Pfarrei.

Menschen waren dankbar für die Möglichkeit

Die Gespräche mit den Schenkenden seien manchmal regelrecht Seelsorge gewesen. Marianne Etrich denkt an den älteren Herren, der mit dem Schmuck seiner verstorbenen Frau in der Tasche an der Tür klingelte. „Er erzählte, dass er nur Söhne habe – und niemand sei interessiert an den Sachen. Und bei Ebay zu verkaufen, das sei nicht so sein Ding.“ Sie hat mehrere ähnliche Fälle erlebt, „wo Menschen richtig dankbar waren, dass sie den Schmuck mit einem guten Gefühl an einem sinnvollen Ort abgeben können.“

Es hörte und hörte nicht auf. Die Menschen brachten Modeschmuck vorbei, aber dazwischen ab und zu auch echte Sachen. „Die haben wir von einem Juwelier sichten lassen und an ihn verkauft.“ Das andere konnten Interessierte beim Pfarrfest im September erwerben, sortiert nach Broschen, Ringen, Ketten, Uhren oder Handtaschen.

Spenden für Hilfsprojekte und Kinder- und Jugendarbeit

Wie viele Stücke insgesamt zugekommen sind, kann Marianne Etrich gar nicht genau sagen. Für die Ohrringe zum Beispiel hat sie 400 Pappkärtchen bestellt, um sie anbieten zu können. „Und die haben zum Schluss nicht einmal ausgereicht.“ Es waren ganz billige, aber auch höherwertige Dinge dabei, von Strassschmuck über Bernstein bis hin zu Amethyst-Ketten, die beim Pfarrfest im September gegen eine Spende abgegeben wurden. Das Helferteam habe jede Menge Arbeit damit gehabt, alles zu sichten und zu sortieren.

Auch die Nachfrage dort sei überwältigend gewesen, sagt Marianne Etrich. „Es war für viele Leute eine Freude, mal aus dem Vollen schöpfen zu können.“ Allein beim Pfarrfest kamen auf diese Weise rund 1500 Euro zusammen.

Der Verkauf ging auch danach noch weiter, etwa nach den Gottesdiensten oder bei einem Dorffest. Zusammen mit dem, was im Direktverkauf beim Juwelier erlöst wurde, kamen am Ende rund 6000 Euro zusammen. Geld, das bestimmt ist für Hilfsprojekte und die Kinder- und Jugendarbeit der Pfarrei. „Das hätten wir am Anfang niemals erwartet“, sagt Marianne Etrich. Und noch längst sind nicht alle Schmuckspenden verkauft – und werden möglicherweise beim nächsten Pfarrfest erneut angeboten.

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