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Die Pfarrei hätte ihren ausgedienten „Boni-Bus“ verkaufen und einen Teil des Erlöses behalten können. Warum St. Willehad Oldenburg auf das Geld verzichtet hat.
Er hatte immer treue Dienste geleistet. Egal, ob im Sommer-Ferienlager oder als Gemeindebus in Oldenburg. Das Nachfolge-Fahrzeug war auch schon da. Und die St.-Willehad-Pfarrei hätte wohl gut noch 6.000 Euro oder mehr für ihren alten VW-Bulli erlösen können, den gelben „Boni-Bus“ Baujahr 2009 mit 160.000 gefahrenen Kilometern auf dem Tacho. Immerhin ein Drittel des Erlöses wäre in der Pfarrei verblieben und zwei Drittel ans Bonifatiuswerk geflossen. Das hatte den Bulli im Rahmen der „Verkehrshilfe“ des Bonifatiuswerks vor 14 Jahren vergünstigt an die Diaspora-Pfarrei in der Stadt Oldenburg vermittelt.
Doch St. Willehad hat anders entschieden. „Wir wollen, dass künftig auch noch andere Menschen von dem Auto profitieren können“, sagt Christoph Nöster, Rechnungsführer der Pfarrei. Deshalb hat der Kirchenausschuss beschlossen: „Wir spenden unseren alten Boni-Bus zurück ans Bonifatiuswerk.“ Mitte Oktober wurde er abgeholt.
Neue Aufgabe möglicherweise in Riga
Nach einer Generalüberholung solle das Fahrzeug nun eine neue Aufgabe bekommen, voraussichtlich in einem baltischen Land, erklärte dazu Bonifatiuswerk-Pressesprecher Matthias Band auf Nachfrage von „Kirche-und-Leben.de“. Band geht davon aus, dass der gelbe Bulli auch künftig noch gute Dienste leisten kann – und auch wird. „160.000 Kilometer Laufleistung sind für einen VW-Bulli ja nicht viel.“
Wo genau er zum Einsatz kommen wird, stehe noch nicht fest, möglicherweise in Riga. Dort würden Hilfsfahrzeuge dringend gebraucht. „Das Bonifatiuswerk unterstützt damit zum Beispiel die Arbeit der lettischen Malteser, die dort eine Suppenküche betreiben“, so der Pressesprecher.
Im Baltikum lohnt sich der Einsatz noch
Vielleicht geht der Bulli aber auch an eine katholische Pfarrei in Lettland oder Estland. Die Gemeinden melden beim Bonifatiuswerk immer mal wieder Interesse an einem gebrauchten Boni-Bus an, erklärte dazu der bei dem Hilfswerk für die sogenannte Verkehrshilfe zuständige Projektleiter Thomas Twents. Er führt eine Liste mit Anfragen nach instandgesetzten Bullis aus Deutschland. Denn: Die Pfarreien sind meist nicht in der Lage, den nötigen Eigenanteil für ein Neufahrzeug zu leisten.
Die Busse würden auf Kosten des Bonifatiuswerks repariert und aufbereitet. Die Projektpartner in Lettland oder Estland müssten dann lediglich noch selbst für die Überführung der Fahrzeuge und die anschließende Instandhaltung sorgen. Das könnten sie durchaus leisten. Durch die niedrigeren Lohnkosten in den baltischen Ländern seien die Fahrzeuge dort auch dann noch wirtschaftlich zu betreiben, wenn es in Deutschland nicht mehr sinnvoll sei.
Bulli-Spende schafft Beziehung
Deshalb macht das Diaspora-Hilfswerk die Gemeinden bei der Bestellung eines neuen Boni-Busses immer auf die Möglichkeit aufmerksam, den alten Bulli zu spenden. Nicht viele, aber eine Reihe von Pfarreien wählten diesen Weg, sagt Thomas Twents. So wie die Oldenburger St.-Willehad-Pfarrei, die vor den Sommerferien ihren neuen Boni-Bus im Rahmen einer Segnung offiziell in Betrieb nehmen konnte.
Für manche Pfarreien entstehen durch diese Spende auch neue Beziehungen. Denn das Bonifatiuswerk bietet nach dem Motto „Was ist eigentlich geworden aus…?“ den Spender-Gemeinden immer auch Informationen darüber an, wo der in Deutschland ausgediente Bulli weiter im Einsatz ist.
Boni-Bus
Die Verkehrshilfe des Bonifatiuswerks unterstützt deutsche Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen mit einem maximalen Katholikenanteil von 20 Prozent. Die Neufahrzeuge werden zentral bestellt. Das Bonifatiuswerk übernimmt zwei Drittel der Grundausstattungskosten. Bei Ersatz eines alten Boni-Busses muss der zehn Jahre alt sein oder mindestens 120.000 Kilometer gelaufen haben. Bei Verkauf eines Boni-Busses stehen dem Bonifatiuswerk zwei Drittel des Verkaufserlöses zu. Derzeit schätzt das Bonifatiuswerk die Zahl der Boni-Busse auf deutschen Straßen auf rund 500.