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Heiner Wilmer (57) ist als 71. Bischof von Hildesheim eingeführt worden. Hamburgs Erzbischof Stefan Heße weihte den Ordenspriester am Samstag im Mariendom. Anschließend nahm Wilmer sein neues Bistum mit rund 610.000 Katholiken offiziell in Besitz, indem er sich auf den Bischofsstuhl, die sogenannte Kathedra, setzte. Papst Franziskus hatte Wilmer im April zum Nachfolger von Norbert Trelle ernannt, der in den Ruhestand getreten war.
An der Feier nahmen zahlreiche katholische Bischöfe aus Deutschland teil, darunter der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic als Botschafter des Papstes, Münsters Bischof Felix Genn und Weihbischof Wilfried Theising für den Offizialatsbezirk Oldenburg, der an das Bistum Hildesheim grenzt. Unter den Gästen waren auch der niedersächsische Landesbischof Ralf Meister, der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).
Wilmer: Mit aller Kraft gegen Missbrauch
„Mir ist bewusst, dass ich meinen Dienst in einer für die Kirche herausfordernden Zeit antrete“, sagte Wilmer in seiner Ansprache. Schwerstes und bitterstes Thema sei für ihn der Zusammenhang von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch in der Kirche. „Diesem Thema werde ich mich von Anfang an mit aller Kraft widmen.“ Im Bereich der christlichen Ökumene und in Gesprächen mit anderen Religionsvertretern habe das Bistum Hildesheim dagegen die Zeichen der Zeit erkannt.
Er freue sich auf den Dienst an den Menschen, die im Bistum leben, sagte Wilmer in seiner Ansprache, die er zum Teil auch auf Plattdeutsch, auf Spanisch, Englisch, Französisch und auch auf Italienisch hielt. Im Zentrum seiner Tätigkeit stehe für ihn, die Freude des Evangeliums zu verkündigen.
„Missbrauch ist an Hildesheim nicht spurlos vorübergegangen“
Zuvor hatte Heße in seiner Predigt bereits an die zahlreichen Herausforderungen erinnert, die auf den neuen Bischof warten. „Er wird Bischof in einer Zeit, wo uns die Fälle des sexuellen Missbrauchs kräftig zusetzen. Das ist auch am Bistum Hildesheim nicht spurlos vorübergegangen“. Ein Bischof müsse alles tun, um Aufklärung und Prävention voranzubringen.
Wilmer müsse Hirte sein in einem großen Flächenbistum, „mutig und visionär“ angesichts knapper Finanzen sowie „klar und bestimmt“ in der Bekämpfung sexuellen Missbrauchs. „Seit deinem 19. Lebensjahr warst du ein Herz-Jesu-Priester, nun bist du ein Herz-Jesu-Bischof, einer der das Herz am rechten Fleck hat“, so Heße.
Marx lobt Wilmers Wanderung mit Jugendlichen
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, lobte, dass Wilmer in den vergangenen Wochen bereits mit Jugendlichen aus seinem neuen Bistum auf Pilgertour gegangen war. „In dieser Geste wird deutlich, dass der Bischof nicht 'Herr eures Glaubens' ist, sondern jemand, der zuhört, verstehen und lernen will, der Hirte ist und sich um seine Herde kümmert“, so Marx in einem vom Sekretär der Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, verlesenem Grußwort.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte als Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, die fünf Kirchen freuten sich über einen Bischof, „der mit uns neue Wege geht und dabei mutig über die konfessionellen Grenzen der Kirchen hinausschaut“. Meister wünschte dem neuen Bischof, so zu wirken, wie er sei: „ehrlich, mutig, geschwisterlich und glaubensstark“. Der evangelische Bischof fügte hinzu: „Wir freuen uns auf die gemeinsame ökumenische Wanderschaft.“
Lehrer in New York und Vechta
Wilmer stammt aus Schapen im Emsland und trat mit 19 Jahren in den Orden der Dehonianer ein, die auch als Herz-Jesu-Priester bekannt sind. Dort absolvierte er neben der Priester- auch eine Lehrerausbildung. Er hat mehrere Auslandseinsätze hinter sich, unter anderem in der New Yorker Bronx, und war zuletzt in Rom Generaloberer des Ordens. Zuvor arbeitete er auch als Lehrer und Schulleiter im Emsland und in Vechta.
Der promovierte Theologe trat bereits nach seinem Abitur 1980 in den Orden ein und legte 1985 noch während seines Studiums das Gelübde ab. Wilmer ist auch Autor mehrerer Bücher. Wilmers Wahlspruch lautet „Gehilfen zu eurer Freude“ (lateinisch: „adiutores gaudii vestri“), ein Zitat aus dem zweiten Korintherbrief.