Multimedia-Projekt wird am 23. Juli eröffnet

In der Lichtkapelle Borbein wählen Besucher Farben, Ton und Texte selbst

  • In der Ahlener Bauerschaft Borbein wird am 23. Juli die Lichtkapelle eröffnet.
  • In der Kapelle Herz Jesu können Besucherinnen und Besucher selbst für Worte, Klänge und Farben sorgen.
  • Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf 25.000 Euro.

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Es scheint fast so, als wolle der auf dem barocken Altar thronende kleine Engel Beifall klatschen, als er in ein rotes Licht getaucht wird und das Lied „Angels“ aus Lautsprechern ertönt. Worte, Klänge und Farben: All das können Besucher ab dem 23. Juli in der Lichtkapelle Herz-Jesu in der Ahlener Bauerschaft Borbein auf sich wirken lassen. Dort ist ein mediales Kirchensystem in den vergangenen Wochen installiert worden. Ein Angebot für Menschen, die Ruhe, Besinnung und Zuspruch suchen.

Bei Ulrike Hosselmann, Küsterin der Kapelle, weckt 2020 ein Zeitungsbericht über die „Meditationskirche Holtum 4.0“ in Werl die Neugier. Zusammen mit ihrem Mann Martin überzeugt sie sich vor Ort von dem innovativen Projekt und berichtet anschließend Pfarrer Ludger Kaulig und Verwaltungsreferentin Hildegard Wonnemann von dem technisch-spirituellen Konzept. Diese lassen sich bei einem Besuch in der St.-Agatha-Kirche in Werl ebenfalls von der Licht- und Toninstallation begeistern. Im Februar 2022 nimmt der Spiritus Rector des medialen Kirchensystems und Rechteinhaber, Lars Weber, die Kapelle Borbein in Augenschein und wird beratend tätig. Er hat inzwischen mehrere Kirchen mit dem medialen Angebot ausgestattet. 

Bistum Münster unterstützt Borbeiner Projekt

Schließlich geben die Gremien der Kirchengemeinde St. Bartholomäus grünes Licht für die Installation mit einem Kostenvolumen von 25.000 Euro. Aufgrund eines Zuschussantrages habe das Bistum Münster 20.000 Euro Unterstützung in Aussicht gestellt, berichtet Ulrike Hosselmann. Geplant sei auch die Errichtung einer Fahrradstation mit Ladesäule im kommenden Jahr.

Radfahrer sollen zukünftig auf ihrer Tour durch das Münsterland am Rande des Werseradweges eine Pause inmitten der grünen Natur an der Lichtkapelle einlegen und Kraft schöpfen für Leib und Seele. Das ist der Wunsch des Kirchortteams.

Besucher bestimmen Licht, Ton und Texte selbst

Das Konzept bezieht sich auf die Erfahrung, dass viele Menschen auf der Suche nach modernen und ansprechenden meditativen Formen sind, um den eigenen Glauben auszudrücken und zu erleben. Besucher können ganz individuell an einem Bildschirm Licht, Ton und Texte wählen. Meditationen, Andachten oder Musik können aufgerufen werden, die der momentanen Stimmung und Situation entsprechen. Trauer, Freude, Dankbarkeit, Verzweiflung oder Wut: Die Wortbeiträge werden mit Musik und visueller Untermalung unterstützt.

Durch dezente Farb- und Lichtanimationen im Zusammenspiel mit Klang und Text erfährt der Kirchenraum damit eine ganz besondere Atmosphäre, die eben zum stillen Gebet oder zur persönlichen Begegnung mit Gott ermutigen soll. Ein Test- und Musikangebot gibt es auch zum Thema Frieden, sogar mit einem Beitrag in ukrainischer Sprache. Angebote für Jugendliche sind ebenfalls aufgenommen wie auch biblische Geschichten für Kinder, untermalt mit Regenbogenfarben und Musik. Wer wiederholt die Kirche besucht, wird auch neue Andachten zu den entsprechenden Kirchenjahreszeiten finden. Auf Dauer möchte das Kirchortteam auch selbst Texte einsprechen.

Borbeiner Kapelle im Sommer täglich geöffnet

Da das mediale System auch von der Sakristei gesteuert werden kann, soll es auch in Gottesdienste, bei Trauungen oder anderen Anlässen für besinnliche Impulse eingesetzt werden. „Die Kapelle soll zum Ort der Gastfreundschaft werden und nicht allein zu liturgischen Anlässen und Gottesdiensten Menschen ansprechen“, sagt Ulrike Hosselmann. Wer möchte, kann auch einen Gruß in einem Gästebuch hinterlassen. In den vergangenen vier Wochen hat die Firma Order a Party aus Ahlen mit der Verlegung von Kabeln und der Anbringung von Strahlern die Voraussetzungen für die offizielle Eröffnung der Lichtkapelle am Sonntag, 23. Juli, geschaffen.

Im Rahmen des Gottesdienstes um 11 Uhr gibt Pfarrer Ludger Kaulig den Startschuss für das Projekt. „Es war ihm ein Herzensanliegen, vor seinem Weggang aus Ahlen nach Steinfurt die Eröffnung vorzunehmen“, so Ulrike Hosselmann. Im Anschluss an die Messe ist ein kleiner Umtrunk geplant. Die Lichtkapelle ist in den Sommermonaten täglich von 10 bis 18 Uhr zum Hören, Sehen, Beten oder einfach da sein geöffnet. Der kleine Barockengel mit den goldenen Flügeln freut sich über jeden Besucher, besonders wenn das Lied „Angels“ erklingt, in dem es heißt: „Ich sitze und warte. Betrachtet ein Engel mein Schicksal? Ich habe mir sagen lassen, dass Seelenheil ihre Flügel ausbreiten lässt.“

Herz-Jesu-Kapelle in Ahlen-Borbein
Seit 74 Jahren ist die Herz-Jesu-Kapelle der bauliche und geistliche Mittelpunkt in der Ahlener Bauerschaft Borbein. Nach dem Zweiten Weltkrieg trug Bauer Heinrich Hosselmann den Wunsch nach dem Bau einer Kapelle Dechant Theodor Scheiermann vor. Die Wege in die Stadt seien sehr weit, besonders für die vielen Heimatvertriebenen, die auf Bauernhöfen untergebracht waren. Das Anliegen fand zwar Verständnis, aber bis zum Bau der Kapelle war es noch ein weiter Weg. Auf dem Hof von Bauer Schulze Middendorf wurde deshalb 1946 zunächst eine Notkapelle eingerichtet.
Am 8. September fasste der Kirchenvorstand schließlich den Beschluss zum Bau einer Kapelle zu Ehren des Herzen Jesu. Am 15. Oktober 1947 nahm Dechant Scheiermann auf einem Grundstück eines von Bernhard Schulze Middendorf an die Pfarrgemeinde verkauften Grundstücks den ersten Spatenstich vor. Die Materialbeschaffung und auch die Währungsreform 1948 erschwerten den Fortgang der Bauarbeiten. Doch die Spendenbereitschaft der Borbeiner ermöglichte im August 1948 den Weiterbau.
Am 6. Februar 1949 nahm Weihbischof Heinrich Gleumes im Beisein von Regierungspräsident Franz Hackethal die Benedizierung vor. Am 28. Oktober 1983 erschütterte eine schwere Explosion die Kapelle. Nach der Sanierung wurden im Oktober 1984 die Gottesdienste wieder aufgenommen.
Als vor etwa 19 Jahren die damaligen Seelsorger der Pfarrgemeinde St. Bartholomäus die Sonntags-Gottesdienste in Borbein einstellen wollten, übernahm ein Initiativkreis das weitere Schicksal des kleinen Gotteshauses. Seitdem feiern Priester der Gemeinde jeden Sonntag weiter Gottesdienste in der Kapelle, die sich seit Jahrzehnten auch bei Brautpaaren, Ehe-Jubilaren und Taufen großer Beliebtheit erfreut.
Im Juni 2019 wurde das 70-jährige Bestehen der Kapelle mit einem vom Kirchortteam organisierten Fest an zwei Tagen gefeiert. (Kessing)

 

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