Trump werde an seine Grenze kommen

Kardinal: Europa und USA ignorieren Armutsfrage in Lateinamerika

Die amerikanische Armee setzte Tränengas an der Grenze zu Mexiko ein. Das wird die Menschen nicht aufhalten, ist sich Kardinal Gregorio Chavez sicher. Er warnt davor, der Armutsfrage in Lateinamerika durch Wegschauen oder Abschottung auszuweichen.

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Der salvadorianische Kardinal Gregorio Rosa Chavez warnt die USA und die Europäer, der Armutsfrage in Lateinamerika durch Wegschauen oder Abschottung auszuweichen. „Das wird sich bitter rächen“, sagte der 76 Jahre alte Geistliche dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag). Zugleich sieht er die USA unter Präsident Donald Trump in einer „vorrevolutionären Situation“: Es könne sein, „dass Trump noch eine Weile so weitermacht. Aber er wird selber an die Grenze kommen.“

Kardinal Gregorio Rosa Chavez. | Foto: Cristian Gennari (KNA)
Kardinal Gregorio Rosa Chavez. | Foto: Cristian Gennari (KNA)

Die gegenwärtige Flüchtlingskarawane in Mittelamerika sei eine Parabel, ein Gleichnis, so Chavez, der ein enger Mitarbeiter des 1980 ermordeten und im Oktober heiliggesprochenen Erzbischofs Oscar Romero war: „Sie zeigt uns die Welt, wie sie ist, und sie zeigt uns eine Welt, von der die Menschen träumen, alle Menschen, ganz gleich, ob sie diesseits oder jenseits der Mauer zwischen Arm und Reich leben.“

Ein Krieg 'Arm gegen Arm'

Die Lage seines Landes, von dessen neun Millionen Bürgern mittlerweile ein Drittel im Ausland leben, bezeichnete Chavez als dramatisch verschärft: „Es ist ein Krieg, ein Krieg ohne Unterhändler, und es ist ein Krieg 'Arm gegen Arm'.“ Das größte Problem sei die Kriminalität der Jugendbanden, der sogenannten „Maras“, denen geschätzt 100.000 junge Salvadorianer angehören. Die Mordrate ist mit 108 auf 100.000 Einwohner eine der höchsten weltweit.

Der EU warf der Kardinal außerdem vor, sich von ihren sozialen Ursprüngen entfernt zu haben: „All euer Denken, Reden und Handeln ist bestimmt vom Kapital. Ihr lebt in einem System aus Geld und Gewinn, und ihr vergesst die Menschen. Das kann nicht gut gehen.“ Es brauche einen grundlegenden Perspektivwechsel, „auch bei Ihnen in Europa, in Deutschland“.

El Salvador Schwerpunkt der diesjährigen Adveniats-Weihnachtsaktion

Chavez hält sich derzeit als Gast des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat in Deutschland auf. El Salvador ist ein Schwerpunktland der diesjährigen Adveniats-Weihnachtsaktion, die am kommenden Sonntag, dem ersten Advent, startet.

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