„Krise einer Institution, die behauptet, ziemlich viel von Gott zu wissen“

Kardinal Marx: Kirche redet von Gott zu selbstgewiss und autoritär

  • Dogmatische Selbstgewissheit der katholischen Kirche kritisiert der Münchner Kardinal Reinhard Marx.
  • Die Kirche müsse die selbstgewisse Rede von Gott überwindet, schreibt Marx.
  • Zugleich bemängelt er, die Kirche werde oft noch als bloßer Sender von Wahrheiten gesehen, denen die Empfänger zuzustimmen hätten.

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Dogmatische Selbstgewissheit der katholischen Kirche kritisiert der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Er schreibt von der „Krise einer Institution, die behauptet hat und behauptet, ziemlich viel von Gott zu wissen und seinen Willen autoritativ allen Menschen übermitteln zu können“.

Gott bleibe aber das absolute Geheimnis, jede Aussage über ihn könne nur eine Annäherung an die Wahrheit sein: „Im praktischen Betrieb der Theologie vergessen wir das immer wieder“, so Marx in einer Sonderausgabe der „Herder-Korrespondenz“ zum Thema Gott.

Kirche nicht bloß „Sender von Wahrheiten“

Wenn die Kirche die selbstgewisse Rede von Gott überwinde und zugleich den Menschen die Gotteserfahrung Jesu zugänglich mache, erreiche sie den Kern christlichen Glaubens. Jesus habe keine Doktrin verkündet, sondern durch Beispiele und Gleichnisse vom Reich Gottes verdeutlicht, was die Gegenwart Gottes bedeute.

Noch immer kämen ihm manche Evangelisierungskonzepte vor, als sei die Kirche ein bloßer Sender von Wahrheiten, denen die Empfänger zuzustimmen hätten, schreibt der Münchner Erzbischof: „So aber gelingt Evangelisierung wohl kaum.“

Zudem falle eine Rede von Gott „ins Leere“, in der Leid und Not keinen Platz hätten: „Einen so verkürzt verstandenen Gott gibt es nicht – und den brauche ich auch nicht.“

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