„Gott hat uns den priesterlichen Dienst trotz unserer Armseligkeit anvertraut“

Kardinal Schönborn: Priester sollen zu Gläubigen aufschauen

  • Priester sollten nicht auf Gläubige herabschauen, meint der Wiener Kardinal Christoph Schönborn.
  • Geistliches Leben komme im dichten priesterlichen Alltag nur allzu leicht zu kurz.
  • Schönborn äußerte sich anlässlich seines Amtsjubiläums zu 25 Jahren Erzbischof von Wien.

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Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat Priester der Erzdiözese aufgerufen, „zu den Gläubigen aufzuschauen und nicht auf sie herabzuschauen“. Zudem legte er ihnen ein geistliches Leben ans Herz, das im dichten priesterlichen Alltag nur allzu leicht zu kurz komme, sagte Schönborn am Montagabend in Wien. „Gott hat uns den priesterlichen Dienst trotz unserer Armseligkeit anvertraut, nicht weil wir so gut sind, sondern weil er so gut ist.“ Schönborn äußerte sich in der Chrisammesse im Stephansdom anlässlich seines Amtsjubiläums zu 25 Jahren Erzbischof von Wien.

Mit Blick auf seine Zeit als Bischof - Schönborn war bereits vier Jahre Weihbischof in Wien, bevor er sein Amt als Erzbischof antrat - sagte der Kardinal, dass er keine Erfahrung als Pfarrer gehabt habe. Er wolle allen danken, „dass ihr das ertragen habt“. Umso wunderbarer habe er erlebt, als Bischof in der Nachfolge der Apostel zu stehen und den gleichen Glauben zu verkünden. In der Familie Schönborn dürfte das Bischofsamt auch genetisch verankert sein, fügte Schönborn hinzu: Er sei schon der achte Bischof in der Familiengeschichte.

 

„Wenn du fest im Glauben stehst, dann kannst du ein weites Herz haben“

 

In Anspielung darauf, dass ihm von manchen Seiten in den zuletzt vergangenen Jahren liberalere Positionen als früher nachgesagt würden, zeigte sich der Kardinal hoffnungsvoll, dass er immer noch fest im Glauben stehe. Die Erfahrung des Lebens zeige: „Wenn du fest im Glauben stehst, dann kannst du ein weites Herz haben.“

Am 14. September 1995 trat der damals 50-jährige Schönborn sein Amt in Österreichs größter Diözese an, in das ihn Papst Johannes Paul II. berief; 1998 folgte die Ernennung zum Kardinal. Den Vorsitz der Österreichischen Bischofskonferenz gab Schönborn, der in den vergangenen Jahren mehrere schwere Krankheiten überstehen musste, im Juni nach 22 Jahren ab. Mit Erreichen der für Bischöfe geltenden Altersgrenze von 75 Jahren am 22. Januar bot er dem Papst seinen Rücktritt an, bleibt aber bis zur Bestellung eines Nachfolgers im Amt.

Statt einer eigenen Feier wurde bei der Chrisammesse im Stephansdom an Schönborns Jubiläum erinnert. Die sonst in der Karwoche stattfindende Messe, bei der die Heiligen Öle für Priester- und Diakonweihen, Taufen, Firmungen und die Krankensalbung geweiht werden, war wegen Corona verschoben worden.

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