Besuch am Samstag und Sonntag in der Hauptstadt Rabat

Kaum Christen in Marokko – warum der Papst trotzdem kommt

Papst Franziskus reist am Wochenende nach Marokko. Geschätzt 0,09 Prozent der Menschen dort sind Christen. Die Visite ist der erste Papstbesuch seit 34 Jahren.

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Papst Franziskus intensiviert den Dialog mit dem Islam. Seine Reise nach Marokko am Samstag und Sonntag gilt im Vatikan als Teil eines Dreischritts: Der erste Besuch führte Franziskus im April 2017 nach Ägypten, Anfang Februar folgten die Arabischen Emirate, nun fliegt der Papst nach Marokko. Staatsreligion ist der Islam, ihm gehören fast alle der rund 35 Millionen Einwohner an. Geschätzt 0,09 Prozent der Menschen dort sind Christen.

Die Visite ist der erste Papstbesuch seit 34 Jahren. Johannes Paul II. hatte 1985 auf dem Rückweg einer mehrtägigen Afrika-Reise König Hassan II. besucht und sich für engere Beziehungen zwischen Christen und Muslimen ausgesprochen.

 

Begegnungen mit Migranten und in der Ökumene

 

Ein ähnliches Anliegen verfolgt Franziskus. Als historischen Hintergrund nennt der Vatikan – wie bei der Arabienreise – das 800. Jubiläum der Begegnung Franz von Assisis mit Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik in Ägypten.

Bei seinem Besuch in Marokko setzt der Papst – im Unterschied zu Abu Dhabi – auch über den interreligiösen Dialog hinaus Akzente: Auf dem Programm stehen neben dem Besuch einer Imamschule Begegnungen mit Migranten, der Besuch eines Sozialzentrums und ein Ökumene-Treffen.

 

Rede vor einer Moschee in Rabat

 

Am Samstag absolviert Franziskus den üblichen Höflichkeitsbesuch beim König. Mohammed VI., seit 1999 Staats­oberhaupt und religiöser Führer, empfängt den Papst im Königspalast in Rabat.

Seine erste Rede hält Franziskus am Nachmittag auf dem Vorplatz einer Moschee der Hauptstadt. In seinen Worten an Vertreter der Regierung, der Gesellschaft und des Diplomatischen Korps hätte der Papst die Gelegenheit, Probleme des Landes – etwa die mangelnde Achtung einiger Menschenrechte, Korruption und Jugendarbeitslosigkeit – anzusprechen.

 

Besuch einer Imamschule

 

Den interreligiösen Dialog kann er am Abend beim Besuch einer Imamschule vertiefen. 800 Ulema – Religionsgelehrte des Islam – aus verschiedenen Ländern, Männer wie Frauen, werden dort ausgebildet. Neben Marokko kommen die Schüler aus Mali, Frankreich, Libyen, Nigeria, Tunesien und von der Elfenbeinküste.

Migranten prägen die Kirche in Marokko, zudem ist der Staat Ziel, Transit- und Ursprungsland von Flüchtlingen. Dies dürfte das Treffen mit Einwanderern am Sitz der Caritas des Erzbistums Rabat bestimmen.

 

Gottesdienst zum Abschluss

 

Am zweiten Reisetag verschiebt sich der Fokus zur Ökumene: Am Sonntagmorgen trifft Franziskus in der Kathedrale von Rabat den Ökumenischen Rat der Kirchen.

Die Christen in Marokko dürfte Franziskus im Glauben stärken – etwa bei der Abschlussmesse am Nachmittag im Prince-Moulay-Abdellah-Stadion in Rabat. „Für die Marokkaner ist diese Reise sehr wichtig, weil sie in gewisser Weise eine Anerkennung der Bestrebungen des Landes zu einem moderaten Islam des Dialogs und der Toleranz darstellt“, sagt der Erzbischof von Rabat, Cristobal Lopez.

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