15.000 Gläubige beim Gottesdienst in Kairo

Papst Franziskus ruft in Ägypten zu Feindesliebe auf

Papst Franziskus hat in Ägypten zu Feindes- und Nächstenliebe aufgerufen. „Der einzige erlaube Extremismus für Gläubige ist die Nächstenliebe“, sagte er bei einer Messe in Kairo.

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Papst Franziskus hat am zweiten und letzten Tag seines Besuchs in Ägypten bei einer Messe zu einer „Kultur des Dialogs, des Respekts und der Brüderlichkeit“ aufgerufen. „Der einzige erlaubte Extremismus für Gläubige ist die Nächstenliebe“, sagte der Papst bei der Feier in einem Stadion im Osten der ägyptischen Hauptstadt.

Jegliche andere Art von Extremismus „kommt nicht von Gott und gefällt ihm nicht“, erklärte Franziskus vor rund 15.000 Gläubigen. Die ägyptischen Christen rief er  drei Wochen nach den blutigen Anschlägen auf koptische Kirchen im Land mit mehr als 40 Toten zur Feindesliebe auf. Dies sei die Stärke der Christen und ein Schatz.

 

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

 

Beim Gottesdienst gab es strenge Sicherheitsvorkehrungen. Weite Bereiche der Zuschauerränge blieben gesperrt. Als der Papst vor Beginn der Messe eine Rundfahrt auf einem Golfwagen unternahm, schirmten ihn zwei Dutzend Sicherheitskräfte vor direkten Kontakten mit den Gläubigen weitgehend ab.

Bereits am Freitag hatte Franziskus alle Religionen zum gemeinsamen Kampf gegen Terror und Gewalt aufgerufen. Zusammen mit dem Großscheich der islamischen Al-Azhar-Universität, Ahmad al-Tayyeb, verurteilte er Hass und Extremismus im Namen der Religion. Zugleich forderte er den Einsatz für Menschenwürde, Menschenrechte und Religionsfreiheit.

 

Im Kleinwagen durch Kairo

 

Trotz der Terrorgefahr verzichtete das Kirchenoberhaupt auf ein gepanzertes Fahrzeug und fuhr wie üblich in einem Kleinwagen durch Kairo. Franziskus ist erst der zweite Papst der Neuzeit, der das arabische Land besucht. Beobachter werteten die Reise als wichtigen Impuls für den Dialog zwischen Vatikan und islamischer Welt.

Franziskus traf auch den ägyptischen Präsidenten al-Sisi und das Oberhaupt der koptischen Christen, Patriarch Tawadros I. Mit ihm zusammen unterzeichnete er eine ökumenische Erklärung. Darin wird das Leiden verfolgter Christen aller Konfessionen als „Zeichen und Werkzeug der Einheit“ bezeichnet. Außerdem erinnerte der Papst an die koptischen Terroropfer: „Eure Leiden sind auch unsere Leiden, und ihr unschuldiges Blut vereint uns.“

 

Treffen mit Ägyptens Präsident al-Sisi

 

Franziskus hob auch die zentrale Rolle Ägyptens im Kampf gegen Extremismus und Gewalt im Nahen Osten hervor. Die Regierung habe die einzigartige Aufgabe, den Frieden in der Region zu stärken, sagte der Papst bei einem Treffen mit al-Sisi.

Großscheich al-Tayyeb rief dazu auf, Religion von einem falschen Verständnis zu reinigen, das sich auf sie beruft und „kleine Gruppen“ zur Gewalt verführe. Er wandte sich zugleich gegen eine Verunglimpfung des Islam. Man könne nicht eine ganze Religion für die Taten einer fanatischen Minderheit verantwortlich machen.

 

Christlich-muslimisches Gipfeltreffen

 

Die internationale Friedenskonferenz war ein christlich-muslimisches Gipfeltreffen, wie es zuvor noch nie stattgefunden hatte. Denn außer dem Papst waren auch das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christenheit, Patriarch Bartholomaios I., sowie Spitzenvertreter der katholischen und orthodoxen Kirchen im Nahen Osten gekommen. Das Besondere war nicht zuletzt, dass die Einladung von muslimischer Seite ausging.

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