Stephan Kronenburg zur Motivation eines katholischen Pressesprechers

Kirche ist mehr als die Skandale

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Wieso macht jemand in der heutigen Zeit Öffentlichkeitsarbeit für die katholische Kirche? Stephan Kronenburg beschreibt, was ihn antreibt - trotz aller Skandale und Krisen.

In zwei Wochen ist es soweit: Dann mache ich seit 25 Jahren Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für die katholische Kirche. Ich schreibe das nicht, um möglichst viele Glückwünsche – oder Beileidsschreiben? – zu erhalten, sondern aus einem anderen Grund. Viele Menschen, mit denen ich in den vergangenen Wochen über den Job ins Gespräch kam, stellten mir nach kurzer Zeit die Fragen: „Warum machst Du das noch immer? Warum tust Du Dir das an?“ Oder es kam der fürsorgliche Hinweis: „Pass bloß auf Dich auf!“

In den vergangenen 25 Jahren Öffentlichkeitsarbeit für die katholische Kirche gemacht zu haben, war oft nicht vergnügungssteuerpflichtig. Insbesondere der sexuelle Missbrauch und seine Vertuschung durch Leitungspersonen der Kirche bleiben mir unbegreiflich. Da kommt Kommunikation an Grenzen.

Viele beeindruckende Menschen getroffen

Der Autor
Stephan Kronenburg ist Pressesprecher und Leiter der Abteilung Medien- und Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Münster.

Das Verhalten der Täter und Vertuscher – auch mancher, die ich kenne, – ist widerwärtig. Viele Betroffene leiden ihr Leben lang unter den Verbrechen und darunter, dass die Vertuscher die Untaten nicht verhindert haben.

Warum arbeite ich trotzdem noch für die Kirche? Zunächst: Ich habe sie als sehr guten Arbeitgeber erlebt. Wichtiger: Ich durfte und darf in der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit mit großartigen Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten. Am wichtigsten aber: Auch jenseits des unmittelbaren Kolleginnen- und Kollegenkreises habe ich in der Kirche einzigartige Frauen und Männer kennengelernt. Haupt- wie Ehrenamtliche, junge wie alte.

Diese Menschen sind die Kirche

Meine Motivation im Job war und ist es, ihre Geschichten zu erzählen. Die der Menschen bei der Caritas: sie sehen die Not und handeln. Die vieler Pastoralreferentinnen, Pastoralreferenten, Ordensleute, Diakone und Priester: sie sorgen sich um die Seelen und sind für die Menschen da. Die der Erzieherinnen in katholischen Kitas: sie gehen mit Kindern Wege ins Leben und in den Glauben. Die der Ehrenamtlichen in Pfarreiräten und Kirchenvorständen: sie sind unfassbar engagiert.

Sie alle und die, die ich nicht genannt habe, sind Kirche. Klingt banal, ist aber für mich der entscheidende Punkt – als Christ und in meinem Job.

Von daher: Die Skandale in der Kirche müssen weiter schonungslos aufgedeckt und transparent kommuniziert werden. Aber: Kirche ist mehr als Skandal. Das ist keine Relativierung. Nein! Dieses Mehr zu erzählen, das schulden wir den Menschen, die weiter und trotz allem Kirche sind.

In unseren Gastkommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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