Finanzverantwortliche diskutieren in Münster über Geldanlage

Kirchen investieren ethisch – sogar mit Rendite

Wie kann sichergestellt werden, dass mit Kirchengeld Gutes bewirkt und Schlechtes vermieden wird? Kirchliche Finanzverantwortliche aus ganz Deutschland haben darauf in Münster eine Antwort gesucht.

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„Die Wirkmacht von Geldanlegern sollte nicht unterschätzt werden. Jeder hat die Möglichkeit, mit seinem eigenen Geld die Welt mitzugestalten und zum Guten zu verändern“, sagte Jutta Hinrichs von der Steyler Missionsbank in Sankt Augustin bei einer Tagung von kirchlichen Finanzverantwortlichen. Sie trafen sich in der Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster zu einer Studientagung zum Thema „Ethisch nachhaltig investieren“.

Auch der Vorstandsvorsitzende der Darlehnskasse Münster (DKM), Christoph Bickmann, verwies auf die Verpflichtung besonders der institutionellen Geldanleger, ihre Vermögen am Kapitalmarkt nach ethisch-nachhaltigen Kriterien anzulegen. „Als kirchliche Bank wollen wir den Ansprüchen unserer Kunden, aber auch unserer eigenen sozialen Verantwortung mit einer nachhaltigen Ausrichtung bei der Geldanlage gerecht werden“, sagte Bickmann. Den Kunden biete die DKM spezielle Fonds aus dem Bereich der nachhaltigen Geldanlage an. Die Bank habe zudem einen Nachhaltigkeitsfilter für die Wertpapieranlagen der DKM installiert.

 

Geld ist nicht neutral

 

In den Gesprächen machten Vertreter von Menschenrechts- und Umweltorganisationen wie „urgewald“ und „Südwind“ deutlich, dass Kirchen bei ihrer Geldanlage mit gutem Beispiel vorangehen müssten, denn der positive Einfluss eines solchen Engagements von Christen auf den Finanzmärkten wäre gewaltig. „Geld ist nicht neutral. Es kommt darauf an, was man damit macht“, sagte Barbara Happe von „urgewald“, einer Vereinigung, die auf die globale Umweltzerstörung aufmerksam macht und einen deutlichen Abbau von Investitionen in die Kohleindustrie fordert. „Statt weiter Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen zu befeuern, muss viel mehr Geld in Alternativen gesteckt werden“, forderte Happe.

Der Finanzchef im Bistum Münster, Ulrich Hörsting, räumte ein Umdenken in der Geldanlage ein und verwies auf die Empfehlungen der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), die „Ausschlusskriterien“ erarbeitet hätten.

Der Präsident des ZdK, Professor Thomas Sternberg, forderte mehr Transparenz in der kirchlichen Vermögensverwaltung und mehr Mitwirkung beispielsweise von Diözesankirchensteuerräten. Klaus Schilder vom Bischöflichen Hilfswerk Misereor rief dazu auf, die Standards der Geldanlagen zu erhöhen und forderte eine „neue Ethik der Finanzwirtschaft“.

 

Ökologische Projekte finanzieren

 

Dass sich Ordensgemeinschaften mehr um ethisches Investment kümmern müssten, verdeutlichte Schwester Ulrike Soegtrop von der Benediktinerinnenabtei in Dinklage. Die Gemeinschaft investiere in ökologische und soziale Fonds und könne auch angesichts der derzeitigen Zinssituation eine Rendite erwirtschaften. „Wir haben klare Kriterien, wie unser Geld angelegt wird. Was mit der Geldanlage passiert, darüber sollte sich jeder Gedanken machen“, sagte die Benediktinerin.

Die Studientagung mit mehr als 80 Teilnehmern hatten neben dem Franz-Hitze-Haus das Diözesankomitee der Katholiken im Bistum und die Fachstelle Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat Münster vorbereitet.

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