Freie Träger richten Appell an die Ratsparteien

Kita-„Brandbrief“ in Münster: Caritas droht Stadt mit Rückgabe

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Mehrere freie Kita-Träger in Münster haben angekündigt, dass sie Kitas „zurückgeben müssen“, wenn der Trägeranteil nicht gesenkt wird. Darunter ist auch die Caritas für die Stadt Münster, die zwei Kitas unterhält.

Acht freie Träger von Kindertageseinrichtungen, darunter der Caritasverband für die Stadt Münster, haben den Ratsparteien in Münster einen Brief geschickt. Darin fordern sie mehr Geld für den Unterhalt ihrer Kitas. Ansonsten sähen sie sich gezwungen, ihre Kitas an die Stadt „zurückzugeben“, heißt es in dem Schreiben, das an die Medien gelangt ist und auch Kirche+Leben vorliegt.

„Wir bedauern, dass unser Schreiben öffentlich bekannt geworden ist. Es ist für Ratsfraktionen gedacht, die am 24. April bei einer Ratssitzung über die angespannte finanzielle Situation bei den freien Trägern der Kitas beraten werden“, sagt Julia Gakstatter, Geschäftsführerin beim Wohlfahrtsverband „Der Paritätische Münster“ im Gespräch mit Kirche+Leben.

Warten auf die Stadtverwaltung

Zu den Unterzeichnern des Briefs gehören unter anderem Vertreter der Arbeiterwohlfahrt (AWO), des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und des Caritasverbands, der in Münster das Familienzentrum Kita Miriam und die Kita Kleines Senfkorn unterhält. Einige freie Träger würden nicht länger betrieben werden können, „wenn die Stadt keinen Vorschlag dazu macht, wie es mit der Finanzierung weitergeht“, heißt es im Brief.

Begründet wird die prekäre finanzielle Lage der freien Träger mit der Inflationsrate und den gestiegenen Kosten durch die Tarifsteigerungen. Weiter heißt es: „Wir möchten an dieser Stelle daran erinnern, dass es sich bei der Kindertages-Betreuung um eine kommunale Pflichtaufgabe handelt und die Stadt im Falle eine Übernahme von Kitas der freien Träger deutlich höhere Kosten hätte, als sie es im Falle einer Übernahme von Eigenanteilen der Träger haben würde.“

Strukturelle Unterfinanzierung bei Kitas

Die Vielfalt der Kita-Landschaft zu erhalten und auch in Zukunft einen Beitrag zur frühkindlichen Bildung zu leisten, sei weiterhin das Ziel der Münsteraner Träger, heißt es im Schreiben. Aber: „Ohne eine deutliche Absenkung des Trägeranteils wird dies nicht möglich sein.“

Bereits im November 2023 hatte die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Kundgebungen unter dem Motto „Münster bleib sozial“ auf die schwierige finanzielle Situation der freien Kitas aufmerksam gemacht. Man sprach von einer strukturellen Unterfinanzierung und warnte die politischen Entscheidungsträger.

Rückzug der freien Träger

Bei einer Kundgebungs-Proklamation, die auch vom Caritasverband unterstützt wurde, hieß es: „In Münster ist die zwischen der Stadt und den Wohlfahrtsverbänden getroffene Vereinbarung zur ‚kostendeckenden Gesamtfinanzierung‘ nicht mehr gewährleistet. Ohne eine Überprüfung und Neuausrichtung der existierenden Förderpraxis werden sich freie Träger aus Angeboten zurückziehen müssen, da sie die stetig wachsenden Eigenmittelbedarfe nicht mehr erfüllen können.“

Nach Aussage von Julia Gakstatter ist der Trägeranteil bei den Kitas unterschiedlich: Freie Elterninitiativen tragen 3,4 Prozent, die Caritas und die nicht-kirchlichen freien Träger 7,8 Prozent.

Unterschiedliche Trägeranteile

Die Stadt Münster verlange immer einen Trägeranteil, der allerdings schon ein wenig aufgeweicht sei. So liege der Eigenanteil bei einigen freien Trägern bei etwa 3,5 Prozent statt der 7,8 Prozent, sagt Julia Gakstatter.

An die Ratsmitglieder gerichtet heißt es in dem Brief abschließend: „Das DRK wird aufgrund der angespannten Situation bereits im März Gespräche mit dem Jugendamt führen. Alle anderen Träger brauchen bis spätestens nach der Ratssitzung am 24. April eine klare Antwort, um weitere Weichen stellen zu können.“

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