Antonius Hamers über eine Reform des Kinderbildungsgesetzes in NRW

100 Millionen Euro vom Land für Kitas - ein Tropfen auf dem heißen Stein

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Für die Kleinen nur das Beste: die Ansprüche der Eltern wie der katholischen Kirche an ihre Kita-Erziehung sind hoch. Doch die Finanzierung durch die öffentliche Hand bildet das nicht ab, meint Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros NRW.

Etwa 2.500 Kindertageseinrichtungen betreiben katholische Träger in Nordrhein-Westfalen. Damit ist die katholische Kirche nach der öffentlichen Hand der größte Kita-Träger in unserem Land. Auch wenn Land und Kommunen circa 90 Prozent der Kosten tragen, wenden unsere Träger viele Millionen als eigenen Beitrag dafür auf.

Und das mit Recht: Die Betreuung und elementare Bildung von Kindern ist ein wichtiges Handlungsfeld. Wir übernehmen Verantwortung für Kinder und Familien. Wir leisten einen bedeutenden Beitrag für die Gesellschaft. Zudem sind Kindertageseinrichtungen wichtige pastorale Orte für uns.

Starkes Profil, hoher Anspruch

Der Autor
Antonius Hamers leitet seit 2014 das Katholische Büro, die Vertretung der fünf NRW-Bistümer bei Landtag und Landesregierung in Düsseldorf. Der 1969 geborene Sauerländer ist promovierter Jurist, seit 2008 Priester des Bistums Münster, seit 2020 Domkapitular am Paulusdom.

Hier erreichen wir Kinder und deren Familien, die wir vielfach an anderen Stellen in unseren Pfarreien nicht antreffen. Eltern werden in der religiösen Erziehung ihrer Kinder unterstützt, und Kinder lernen den christlichen Glauben kennen – in biblischen Geschichten, in den Festen des Kirchenjahres, in der Feier von Gottesdiensten, im Umgang miteinander. Dieses inhaltliche Profil unserer Einrichtungen ist uns wichtig.

Zugleich sind unsere Kitas mit großen Herausforderungen konfrontiert – gesellschaftlicher Wandel, ethnische Vielfalt, veränderte Familienverhältnisse, Berufstätigkeit der Eltern. Dadurch verändert sich der Anspruch an unsere Einrichtungen und an unser Personal. Der Beruf der Erzieherin wird vielschichtiger und komplexer – ebenso die Erwartungen an unsere Einrichtungen – Betreuungszeiten, pädagogische Konzepte, Ausstattung.

KiBiz-Reform dringend nötig

All das ist nicht umsonst zu haben, sondern kostet Millionen und Milliarden. Finanziert werden unsere Einrichtungen neben dem erwähnten Eigenanteil in Nordrhein-Westfalen über Kindpauschalen nach dem Kinderbildungsgesetz (KiBiz), die einmal jährlich angepasst werden. Angesichts leerer öffentlicher Kassen und stark steigender Kosten bei Energie und Lohn aber auch durch die erforderliche Ausweitung des Betreuungsangebotes ist das System derzeit nicht auskömmlich finanziert. In der Folge bleiben die Träger auf Kosten sitzen. Zwar hat das Land ein Hilfspaket von 100 Millionen Euro aufgelegt, doch ist dies für die einzelne Kita nicht viel mehr als der Tropfen auf dem heißen Stein.

Dringend erforderlich ist daher eine grundlegende Reform des KiBiz, um eine verlässliche Finanzierungsbasis zu schaffen und um Kostensteigerungen auch kurzfristig zu berücksichtigen, damit wir auch zukünftig – neben vielen anderen Trägern – Kindern und Eltern ein qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot machen und Kindertageseinrichtungen unterhalten können, an denen das Evangelium gelebt und verkündet wird.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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