Verbundleiterin aus Recklinghausen hat Vorschläge

Kostenloses Kita-Mittagessen - so kann Bürgerrats-Idee umgesetzt werden

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160 Teilnehmer haben in einem Bürgerrat auf Bundesebene über Ernährung diskutiert – und kürzlich ihre Empfehlungen vorgelegt. Wichtigster Vorschlag ist ein kostenloses Mittagessen in Schulen und Kitas. Doch wie könnte das praktisch umgesetzt werden? Eine Kita-Verbundleiterin sagt, wie es aus ihrer Sicht gehen könnte.

Kostenloses Mittagessen in der Kita, wie vom Bürgerrat gefordert? Das muss keine Utopie bleiben, meint Carina Rüter. Insgesamt 468 Kinder besuchen die katholischen Kitas in Recklinghausen, in denen sie als Verbundleitung Mitverantwortung trägt. 440 bekommen täglich ein warmes Mittagessen – drei Euro kostet das ihre Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten täglich im Schnitt.

„Wir beziehen das Essen täglich von einem lokalen Caterer“, sagt Rüter. In einer Kita wird selbst gekocht, dort ist der Essens-Beitrag etwas höher. 59 Familien, das sind gut zwölf Prozent, sind wegen ihrer finanziellen Verhältnisse von der Zahlung komplett freigestellt. „Wir sehen aber, dass es immer mehr Familien gibt, die Unterstützungsbedarf haben“, erklärt die Verbundleiterin weiter. Und so kann sie den Vorschlag, das Kita-Essen für alle kostenlos zu machen, nur unterstützen, hofft darauf, dass Bund, Land oder Stadt entsprechende Mittel dafür bereitstellen.

Kita: Elternbeiträge haben eine soziale Komponente

Doch sie hat auch einen Vorschlag, wie man die Kosten für das Kita-Essen schon unter den gegenwärtigen Bedingungen sozial gerechter gestalten kann: nämlich, diese Kosten in den Eigenanteil einzuberechnen, den die Eltern für den Kita-Platz zahlen. Bisher werden die Kosten fürs tatsächlich in Anspruch genommene Essen der Kinder beim katholischen Träger in Recklinghausen über eine App abgerechnet.

Doch die Elternbeiträge beinhalten bereits eine soziale Komponente, sprich: Wer mehr verdient, zahlt auch mehr. Nach diesem Prinzip sind die Beitragstabellen der Kommunen in der Regel gestaffelt. So werden die stärkeren Schultern mehr belastet als die schwächeren. Und die Spannbreite ist enorm: Laut Homepage der Stadt Recklinghausen zahlt beispielsweise gegenwärtig keine Kita-Elternbeiträge, wessen Jahreseinkommen nicht mehr als 17.500 Euro beträgt. Das andere Ende der Beitragstabelle: 964 Euro monatlich bezahlt in Recklinghausen, wer mehr als 125.000 Euro Jahreseinkommen hat und ein Kind unter zwei Jahren mehr als 45 Stunden betreuen lassen will.

Ein anderer Gedanke von Carina Rüter: Zurzeit sind die letzten beiden Kita-Jahre in NRW beitragsfrei. Sie könnte sich auch vorstellen, dass nur das letzte Kita-Jahr beitragsfrei gestellt wird, im vorletzten aber das Essen für alle frei ist.

Eltern, die das Thema am stärksten betrifft, haben keine Lobby

Das Thema „beitragsfreies Mittagessen“ sei eines, das in den Gremien der Stadt immer wieder auf den Tisch komme. Natürlich gebe es jetzt noch einmal einen Impuls für dieses Ansinnen, nachdem der Bürgerrat es in die breite Öffentlichkeit getragen habe. Aber dass es beispielsweise in einem Jahr ein tatsächlich für alle Eltern kostenloses Kita-Mittagessen gibt, damit rechnet Carina Rüter eher nicht. Denn gerade den Eltern, denen damit am meisten geholfen sei, fehle die Lobby und sie trauten sich mitunter nicht, ihre Interessen zu bündeln und bei den Entscheidungsträgern vorzubringen. Umso mehr müssten die Träger sich zu Anwälten ihrer Interessen machen.

Das Thema werde natürlich im engen Schulterschluss mit den anderen Kita-Trägern in Recklinghausen besprochen, von denen es acht gibt. Und laut Carina Rüter ist man bei der Mittagessen-Frage jedenfalls unter den pädagogisch Verantwortlichen auf einer Linie. 

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