Leiter des Katholischen Büros NRW im Kirche+Leben-Gespräch

Hamers: Feinden der Demokratie entschlossen entgegentreten

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Spitzenwerte für die AfD in Umfragen, Geheimtreffen mit Rechtsextremen, Demos gegen Rechts: Die politische Lage in Deutschland ist aufgeheizt. Wie sollte die Kirche und wie kann jeder Einzelne für eine starke Demokratie einstehen? Darüber spricht Kirche+Leben mit Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büro NRW.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst nennt die AfD eine „Nazi-Partei“. Hat er recht?

Wenn ich an einige Protagonisten der AfD und deren Äußerungen denke, dann erinnert mich das an nationalsozialistisches Gedankengut.

Wie gehen Sie persönlich als Repräsentant der katholischen Kirche beim Landtag mit der AfD in Düsseldorf um – und die Partei mit Ihnen?

Ich spreche mit jedem, der mich um ein Gespräch bittet. Bei politischen Diskussionen müssen selbstverständlich alle Gesprächspartner damit leben, dass ich klar und deutlich sage, wenn ich anderer Meinung bin. In der letzten Legislaturperiode hatte ich Kontakt zu einzelnen Abgeordneten der AfD. In dieser Legislaturperiode haben wir faktisch keinen Kontakt zur Fraktion.

Wüst hat dazu aufgerufen, dass sich die politische Mitte nicht nur einen muss, um den rechten Rand zu schwächen, sondern auch gemeinsam zu Lösungen drängender politischer Themen wie Migration zu kommen. Wie kann das gelingen? Im Moment sieht es eher so aus, als stünde die Wahrung der Parteiinteressen im Vordergrund.

Glaubwürdigkeit hängt auch in der Politik davon ab, inwieweit Reden und Handeln übereinstimmen. Gute Politik geht Probleme an und löst sie. Das ist mitunter ein mühsamer Prozess, bei dem angesichts unterschiedlicher Interessen und Rechte Kompromisse gefunden werden müssen.

Hamburgs Erzbischof Heße sagt: „Die Vorbereitung rechtsextremer Umsturz- und Vertreibungspläne in unserem Land hat ein bedrohliches Ausmaß erreicht.“ Für wie brisant halten Sie die Situation?

In diesem Jahr wird das Grundgesetz, unsere Verfassung, 75 Jahre alt. Wir sind eine gefestigte Demokratie und ein funktionierender Rechtsstaat. Allen Feinden der Demokratie und des Rechtsstaates müssen wir zweifellos entschlossen entgegentreten. Zugleich rate ich zu Besonnenheit. Eine substanzielle Bedrohung unserer Republik kann ich derzeit nicht erkennen.

Wie sollte die katholische Kirche darauf reagieren – auf der Ebene der Verantwortlichen wie in den Gemeinden?

Demokratie lebt vom Engagement der gesellschaftlichen Gruppen und jedes Einzelnen. Als Christen ist es unsere Aufgabe, uns für die Gesellschaft einzusetzen und uns gegenseitig darin zu bestärken, in Kirche, Staat und Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Eine wichtige Rolle haben dabei über Jahrzehnte unsere Verbände gespielt. Es geht nicht darum, hehre politische Forderungen aufzustellen, sondern darum, Menschen zu ermutigen und zu unterstützen, sich in den Parteien zu engagieren, die unseren demokratischen Rechtsstaat mit tragen und am Laufen halten.

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