Kundgebung auf dem Domplatz

Gegen Rechts und die AfD: Mehr als 20.000 demonstrieren in Münster

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Münster steht auf gegen Rechts und die AfD: Mehr als 20.000 Menschen demonstrierten am Freitag auf dem Domplatz, darunter viele Christen. Reden kirchlicher Vertreter gab es bei der Kundgebung aber nicht.

Gegen rechtsextreme Tendenzen in Deutschland und gegen die AfD haben laut Polizei mehr als 20.000 Menschen am Freitagabend in Münster demonstriert. Die Gesamtzahl ist den Beamten zufolge schwer zu schätzen, da sich auch in den Straßen rund um den Domplatz Menschen drängten.

Angemeldet hatte die Kundgebung das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“. Dessen Sprecher Carsten Peters dankte den Teilnehmenden für ein „ganz, ganz starkes Signal: Ihr seid großartig!“

„Höchste Zeit“

Peters nannte es „höchste Zeit“, Zeichen zu setzen gegen Rechtsextremismus, Hass, Hetze, Umsturz- und Deportationspläne – „und gegen die AfD“. Medienrecherchen hatten enthüllt, dass die Partei darüber nachdenkt, wie Millionen Menschen Deutschland verlassen sollen – auch solche mit deutschem Pass und Migrationsgeschichte.

Es sei falsch, zu sagen, es hätten sich „AfD und Rechtsextreme“ getroffen, um solche Pläne zu besprechen, so Peters: „Da treffen sich schlicht Gleichgesinnte.“ Das zeige, was drohe, wenn die AfD weiter an Einfluss gewinne.

Kabarettist mahnt: Faschismus war nie weg

Bei der Kundgebung sprach auch der Kabarettist Jean-Philippe Kindler. Er habe einen Auftritt in Münster auf eine spätere Uhrzeit verschoben, um bei der Demo sprechen zu können, hieß es.

Kindler sagte, der Faschismus in Deutschland sei nie weg gewesen. Er erinnerte an Anschläge der vergangenen Jahre und Jahrzehnte wie in Rostock, Hanau und Halle. Derweil kündige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) „Abschiebungen im großen Stil“ an und CDU-Chef Friedrich Merz beleidige Kinder mit Migrationsgeschichte als „kleine Paschas“.

Keine Reden von Kirchenvertretern

„Vor wem soll sich der Faschismus denn noch verstecken?“, fragte Kindler. Von solchen Aussagen profitiere gleichwohl nur die AfD: „Die Leute wählen das Original.“ Kindler mahnte vor allem SPD, Grüne und FDP als Regierungskoalition im Bund: „Beendet die Grabenkämpfe! Macht endlich wieder Politik für die Schwächsten!“

Auf der Bühne sprachen Vertreterinnen und Vertreter von SPD, Grünen, vom Deutschen Gewerkschaftsbund, vom Integrationsrat der Stadt Münster und von zivilgesellschaftlichen Gruppen des linken Spektrums – allerdings keine Kirchenvertreter.

Erklärungen im Vorfeld

Bei Anti-AfD-Demos früherer Jahre hatten unter anderem Weihbischof Stefan Zekorn und Vertreter des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Reden gehalten. „Ich hoffe, dass zum Beispiel der BDKJ wieder dabei ist, wenn wir am 16. Februar gegen den Neujahrsempfang der AfD Münster protestieren“, sagte Demo-Organisator Peters zu Kirche+Leben.

Im Vorfeld der Kundgebung hatten am Freitag Bischof Felix Genn und das Diözesankomitee, die Vertretung der Laien im Bistum Münster, rechtsextremes Gedankengut verurteilt.

Viele Christen auf dem Domplatz

Katholische Christen fanden sich allerdings unter den Demonstrierenden, darunter die Weihbischöfe Stefan Zekorn und Christoph Hegge. Petra Herrmann (57) aus der Pfarrei St. Sixtus Haltern im Kreis Recklinghausen war eigens nach Münster gekommen: „Ich kann bei der Demo morgen in Recklinghausen nicht dabei sein.“

Für die Recklinghäuser Demo sei auch in ihrer Pfarrei geworben worden, sagte Herrmann zu Kirche+Leben. Warum sie den Protest wichtig finde? „Weil nichts sagen als Zustimmung missverstanden werden kann.“

„Lange genug geschwiegen“

Unzählige Familien waren zum Domplatz gekommen. Noah (5) hielt ein Pappschild in die Höhe, auf dem die Buchstaben „Bunt statt braun“ farbig ausgemalt waren. Ob er das selbst gemacht habe? „Ja“, sagte er. Eltern und Großmutter begleiteten den Jungen.

Noahs Vater Christoph fasste die Motivation in deutliche Worte: „Wir haben lange genug geschwiegen. Es ist allerhöchste Zeit. Wer jetzt den Hintern nicht vom Sofa bekommt, hat es nicht verstanden.“

Update Samstag, 20. Jan.: Teilnahme von Weihbischöfen ergänzt im viertletzten Absatz. (jjo.)

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