Paul Hintzke zur Kundgebung in Münster

Kirche und Demonstrationen gegen Rechts: Alles etwas halbherzig

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In Münster haben am Freitag 20.000 Menschen für Demokratie und gegen einen Rechtsruck demonstriert. Eine Stimme der katholischen Kirche war am Redepult nicht vertreten. Dass sie sich offenbar so gar nicht an der Organisation der Demo beteiligt hat, ist fatal, findet Volontär Paul Hintzke in seinem Kommentar. 

Trotz Mitgliederschwund und Missbrauchskrise ist die Kirche immer noch eine gewichtige Stimme in Konflikten – und könnte sich mancherorts deutlich stärker gegen Rechts einbringen. Weniger in Worthülsen, vielmehr in Taten.

Es irritiert beispielsweise, wenn Münsters Stadtdechant Ulrich Messing im Gespräch mit Kirche+Leben zwar die jüngsten Enthüllungen über Treffen von AfD-Politikern mit rechtsextremistischen Kreisen kritisiert. Aber er sehe sich nicht in der Lage, als Kirche zu einer Demonstration aufzurufen: „Wir sind nicht so diejenigen, die solche Sachen organisieren“, so Messing.

Demo direkt neben dem Dom

Allerdings dürfte es am Können nicht liegen: Die Kirche hat die Strukturen, die Technik und die Anzahl an Menschen, um solch eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen: Die benachbarte Schule stellt die Bühne, die sonst nur zum Schulmusical aufgebaut wird, die Technik kommt aus dem Pfarrsaal – funktioniert ja bei Karnevalsfeierlichkeiten auch. 

Und wie sieht es mit dem Wollen aus? Dass nun kirchliche Akteure, die bei der Demo am Freitag auf dem Domplatz dabei waren, sagen, sie wurden für eine Rede nicht angefragt, ist eine schlechte Ausrede. Warum sich nicht einfach selbst anbieten? Gerade wenn die Demo direkt vor dem Paulusdom stattfindet.

Was will Bischof Genn sagen?

Und nebenan, im Bischofshaus, positionierte sich kurz vorher Bischof Felix Genn in einer kurzen Pressemitteilung für Menschenrechte und Demokratie. Dass sich ein Diözesanbischof für Menschenrechte und Demokratie ausspricht, davon kann man ausgehen. Alles andere wäre ein Skandal.  

Doch Sätze wie „Die AfD darf man nicht wählen“ oder “Eine Schnittmenge zwischen Christentum und AfD existiert nicht“ standen nicht in dem Dokument. Genns Kollegen in den AfD-Hochburgen Ostdeutschlands waren da deutlich direkter.

Protest der Kirchen wirkt halbherzig

Der Protest der Kirchen, gerade in Münster, fühlt sich halbherzig an. Bei den kommenden Demonstrationen, beispielsweise beim Protest gegen den AfD-Neujahrsempfang am 16. Februar, hat die Kirche in Münster die Chance, sich deutlicher einzubringen. 

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