Gemeinsame Stellungnahme aus Berlin, Hamburg, Erfurt, Magdeburg, Görlitz und Dresden

Ostdeutsche Bischöfe warnen eindringlich vor der AfD

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Nach Berichten von Geheimtreffen unter anderem von AfD-Politikern mit ausgewiesenen Rechtsextremen warnen die Bischöfe von Berlin, Dresden, Erfurt, Görlitz, Hamburg und Magdeburg mit deutlichen Worten vor der Partei.

Mit einem gemeinsamen Appell warnen die ostdeutschen Bischöfe und der Hamburger Erzbischof vor der AfD und Positionen anderer extremer Parteien wie dem “III. Weg” und der Partei “Heimat”. In Thüringen, Sachsen und Brandenburg stehen in diesem Jahr Landtagswahlen an, Umfragen sehen große Zugewinne für die AfD. 

"Mit Sorge" beobachten die Bischöfe die politische Entwicklung im Land: Demokratische Prozesse und Institutionen würden angezweifelt und verächtlich gemacht, heißt es in dem Schreiben, das Kirche+Leben vorliegt. “Populistische, rechtsextremistische und antisemitische Positionen werden zunehmend salonfähig. Misstrauen, Hass und Hetze treiben die Gesellschaft auseinander.” 

Unterzeichnet ist die Stellungnahme von den Erzbischöfen Heiner Koch (Berlin) und Stefan Heße (Hamburg) sowie von den Bischöfen Gerhard Feige (Magdeburg), Ulrich Neymeyr (Erfurt), Wolfang Ipolt (Görlitz) und Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen).

“Krude Ausweisungsphantasien”

Unter Verweis auf ihr Gewissen erklären die Bischöfe: "Krude Ausweisungsphantasien für Migranten und ihre Uterstützer, die Ablehnung von Schutzangeboten für Geflüchtete, die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung, der alleinige Fokus auf Leistungsfähigkeit, die Leugnung des menschengemachten Klimawandels und die pauschale Verächtlichmachung von politischen Akteuren und Institutionen sind mit diesen Grundwerten unserer Gesellschaft unvereinbar."

Der Zweite Weltkrieg und das Nazi-Regime hätten gelehrt, dass es oberste Richtschnur jedes staatlichen Handelns sein müsse, “die unantastbare Würde des Menschen zu achten und zu schützen”. Die Bischöfe folgern daraus: “Politische Parteien, die diesen Grundsatz in Frage stellen, können nach unserem Verständnis keine Alternative sein.”

“Weckruf für Katholiken in der AfD”

Der Hamburger Erzbischof Heße sagte dem "Spiegel", man sei im Dezember übereingekommen, sich jetzt zu äußern. Die AfD bezeichnete Heße als "demokratiefeindlich", ihr Gedankengut als "völkisch und nationalistisch". Der Erzbischof, der auch Flüchtlingsbischof der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist, weiter: "Eine Schnittmenge zwischen Christentum und AfD existiert nicht." 

Der Erfurter Bischof Neymeyr nannte den Appell einen "Weckruf für Katholiken in der AfD, die sich durch ihre Mitgliedschaft von ihrem Glauben entfremden". Neymeyr fügte hinzu, er verstehe Unzufriedenheit mit der Politik nur bis zu einem gewissen Grad. Sein Verständnis ende da, "wo allgemein anerkannte Tatsachen geleugnet werden".

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