Tausende im Bistum Münster protestieren und beten

Protest gegen rechts: Kreisdechanten gegen Ausgrenzung und Vertreibung

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5.000 Menschen in Wesel, 3.500 in Coesfeld: Am Wochenende haben im Bistum Münster erneut Tausende gegen rechtsextreme Tendenzen protestiert. Unter anderem ergriffen zwei katholische Kreisdechanten das Wort.

Gegen rechtsextreme Tendenzen sind am Wochenende im Bistum Münster erneut mehrere tausend Menschen auf die Straße gegangen. In Wesel am Niederrhein sprach Pfarrer Stefan Sühling zu rund 5.000 Teilnehmenden, in Coesfeld beteten im Vorfeld einer Kundgebung mit 3.500 Menschen rund 800 Christinnen und Christen in der Lambertikirche.

Sühling, Pfarrer der Weseler Pfarrei St. Nikolaus und Kreisdechant, verwies auf den ersten Artikel des deutschen Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Der Satz bringe den „Kern des christlichen Menschenbilds“ zum Ausdruck.

Sühling spricht von „Pflicht zum Einsatz für Demokratie“

Deshalb sei es für Christen „selbstverständliche Verpflichtung“, sich für die demokratische Ordnung einzusetzen und sie nachhaltig lebendig zu halten. Solidarität und Nächstenliebe seien nicht an die Herkunft von Menschen gebunden, sondern würden ohne Ausnahme für Schutzbedürftige, Verfolgte und An-den-Rand-Gedrängte gelten.

Sühling sagte, derzeit werde die Demokratie von rechts wie links außen in Misskredit gebracht und bedroht. Da seien rechtsextreme Umtriebe eines Treffens in Potsdam nur die „Spitze des Eisbergs“.

Gebet in der Lambertikirche in Coesfeld

Flüchtlinge und Migranten als Schuldige für gesellschaftliche Probleme zu brandmarken und ihre Vertreibung zu planen, sei „keine Alternative für unser Land“, betonte Sühling, ohne eine Partei dieser politischen Ausrichtung mit ähnlichem Namen konkret zu nennen.

Das Gebet in St. Lamberti Coesfeld ging von der biblischen Schöpfungsgeschichte aus. „Wir glauben, dass es gut ist, dass Gott alle Menschen, so bunt wie sie sind, geschaffen hat“, sagte Pfarrer und Kreisdechant Jörg Hagemann in der Predigt. Darum dürfe das „unsägliche Reden“ nicht unwidersprochen bleiben, das Menschen ausgrenze und entmenschliche. Das gelte „im Arbeitsumfeld, in der Nachbarschaft, in Familie und Freundeskreisen, bei Partys, im Bus, Zug, Supermarkt, der Innenstadt oder im Park“.

KAB im Bistum Münster ruft zum Demonstrieren auf

Bei der anschließenden Demo traten der katholische Pfarrer Johannes Hammans, die evangelische Pfarrerin Birgit Henke-Ostermann und ein Vertreter eines islamischen Kulturvereins gemeinsam auf der Bühne auf, so Hagemann gegenüber Kirche+Leben. Ein breites Bündnis hatte die Kundgebung angemeldet, darunter die drei Gemeinden der katholischen Pfarrei, die Caritas, das Kreisdekanat, die evangelische Gemeinde und der evangelische Kirchenkreis.

Derweil ruft die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Münster ihre Mitglieder und alle Menschen, die „für einen demokratischen, weltoffenen Rechtsstaat Haltung zeigen wollen“, auf, sich an den aktuellen Kundgebungen zu beteiligen. Die KAB stehe für alle Menschen und deren Würde ein.

„Für AfD kein Platz in der KAB“

Wenn „AfD-Politiker, Rechtsextremisten und ihnen Nahestehende“ von „Remigration“ sprechen und damit „gegen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte vorgehen“, seien diese Gedanken und Vorhaben „durch nichts zu rechtfertigen“. Für die AfD gebe es keinen Platz in der KAB.

Der Verband ruft konkret zur Teilnahme an einer Demo gegen den Neujahrsempfang der AfD Münster am 16. Februar auf. Die KAB-ler wollen sich um 16 Uhr an der Überwasserkirche treffen und gemeinsam zur Kundgebung auf dem Prinzipalmarkt gehen.

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