Bundesvorstand Peter Boehringer angekündigt, Stadtdechant spricht von Weckruf

AfD-Bundesprominenz kommt nach Münster - Protest formiert sich

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Tausende protestierten, als im vergangenen Jahr AfD-Politiker Björn Höcke zum Neujahrsempfang seiner Partei nach Münster kam. Auch in diesem Jahr kündigt sich AfD-Prominenz an. Kirche-und-Leben.de hat erfahren, wer. Und was Münsters Stadtdechant zum Rechtsruck sagt.

Bundesprominenz beim AfD-Neujahrsempfang in Münster: Peter Boehringer, stellvertretender Bundessprecher der AfD, sowie sein Partei- und Bundestagskollege Martin Reichardt werden am 16. Februar die Hauptredner beim Neujahrsempfang der AfD Münster sein. Das teilte der Sprecher des AfD-Kreisverbandes Münster, Helmut Birke, auf Anfrage von Kirche-und-Leben.de mit.

Im Gespräch mit Kirche-und-Leben.de erläutert er, dass man in diesem Jahr den Fokus auf Wirtschaftsliberalität und Familienpolitik lege. Birke zeigte sich stolz, mit Boehringer jemanden gewonnen zu haben, der „die Ampel durchaus auseinander nimmt.“

Wer ist Peter Boehringer? 

Boehringer war von 2018 bis 2021 Vorsitzender des Haushaltsausschusses im Bundestag – ein Amt, das traditionell ein Vertreter der größten Oppositionsfraktion innehat, was die AfD seinerzeit war. Dem Ausschuss gehört er bis heute an.

Er hängt eigenen Facebook-Posts zufolge dem Verschwörungsmythos an, wonach ein geheimes Netzwerk eine „neue Weltordnung“ schaffen wolle. Die „Süddeutsche Zeitung“ und der „Tagesspiegel“ zitieren aus Boehringer-Posts, wonach das Netzwerk in Deutschland unter anderem die Medien, aber auch die evangelische Kirche steuere.

Wer ist Martin Reichardt? 

Martin Reichardt sitzt seit 2017 für die AfD im Bundestag und ist dort Sprecher des Arbeitskreises für Familie, Senioren, Frauen und Jugend seiner Fraktion. Der Landesverband Sachsen-Anhalt, dem Reichardt seit 2018 vorsteht, gilt als teilweise rechtsextrem. Reichardt wurde 1969 in Goslar geboren, ist studierter Pädagoge und war Offizier der Bundeswehr.

Zudem komme der Landesvorsitzende der NRW-AfD, Martin Vincentz, zum Empfang mit rund 250 Personen nach Münster, so Birke. Im letzten Jahr habe man auch die katholische und evangelische Kirche eingeladen. „Von den Katholiken haben wir aber keine Antwort bekommen, und die Protestanten haben uns in einem sehr bösartigen Schreiben geantwortet“, erklärt Birke. In diesem Jahr wurden sie ihm zufolge nicht mehr eingeladen.

In Münster schafft es die AfD regelmäßig nicht über die Fünf-Prozent-Hürde. Warum kommen dennoch zum Neujahrsempfang immer wieder bundesweit bekannte AfD-Politiker? Man wolle ein Zeichen setzen, sagt Birke: "Wir wissen, dass Münster eine links-grüne Hochburg ist, vor allem mit den vielen Studenten." Und er räumt offen ein: "Der große Gegenprotest gibt uns besondere Aufmerksamkeit und kostenlose Werbung."

Protest gegen AfD schon am kommenden Freitag 

Für den Neujahrsempfang sind bereits Gegenproteste des Bündnisses „Keinen Meter den Nazis“ vor dem Münsteraner Rathaus angekündigt. Sowohl zum besagten Neujahrsempfang der AfD am 16. Februar um 17 Uhr auf dem Prinzipalmarkt, als auch schon für den kommenden Freitag, 19. Januar um 18 Uhr auf dem Domplatz (Ort wurde von der Stubengasse verlegt), ruft das Bündnis, bei dem auch katholische Verbände involviert sind, zu einer Kundgebung auf.

Münsters Stadtdechant Ulrich Messing betonte auf Anfrage von Kirche-und-Leben.de, er hoffe, dass ein Rechtsruck in Deutschland abgewendet werden kann, „weil man gerade in unserem Land weiß, was der rechte Rand in der Nazi-Diktatur an Schrecken produziert hat.“ Protest sei daher notwendig: „Wir müssen jetzt aufstehen und uns wehren gegen den rechten Rand in dieser Gesellschaft.“ Zugleich habe er Sorge um die Demokratie, so Messing. Es gelte, „mehr zu erklären, was uns die Demokratie alles gebracht hat. Das scheint nämlich in Vergessenheit zu geraten.“ 

Messing: Weckruf für die Kirche 

Messing hält es für schwierig, als Kirche zur Demonstration gegen die AfD aufzurufen; daher habe es in den vergangenen Jahren parallel Gottesdienste gegeben, in denen die ablehnende Haltung der Kirchen zu Inhalten der AfD-Politik klar geworden seien. Ob ein solcher Gottesdienst auch in diesem Jahr stattfinden wird, konnte Messing noch nicht sagen.

Angesichts der jüngsten Enthüllungen über Treffen von AfD-Politikern mit klar rechtsextremistischen Kreisen betonte Messing gleichwohl, dies sei „nochmals ein Weckruf für die Kirche, sich stärker und deutlicher auch in der Öffentlichkeit zu Wort zu melden“.

Veranstalter meldet: Demo am 19. Januar auf Domplatz verlegt
Weil der Veranstalter der Demo “Keinen Meter den Nazis” und die Polizei laut den Westfälischen Nachrichten mit deutlich mehr Teilnehmern rechnen, soll die Demo von der Stubengasse auf den Münsteraner Domplatz verlegt werden. Statt 500 Teilnehmern rechne man nun mit 5.000 Teilnehmern, so die Veranstalter. Zudem werde eine Bühne auf dem Domplatz aufgebaut. Anlass der Demonstration sind Recherchen von Journalisten, die ein Treffen von Rechtsradikalen mit Politikern von AfD und CDU in Potsdam öffentlich gemacht hatten. (phi)

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