Gast-Kommentar von Lukas Färber zu AfD, scharfem Asylrecht und scharfer Rhetorik

Rechtsruck: Wo bleibt die Stimme der Bischöfe in konservativen Kreisen?

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Das Wahljahr 2024 droht ein Jahr des Rechtsrucks zu werden, befürchtet Lukas Färber in seinem Gast-Kommentar und meint damit nicht nur die AfD. In konservativen Kreisen habe die Kirche weiterhin Einfluss. Warum nutzt sie ihn nicht?

Wir stehen am Anfang eines Wahljahres. Die Europawahl im Juni, die Landtagswahlen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen im Herbst, außerdem zahlreiche Kommunalwahlen. So verschieden die Wahlen sind, gibt es doch eine Übereinstimmung: die Stärke der AfD in den Umfragen. Das Wahljahr 2024 droht ein Jahr des Rechtsrucks in den Parlamenten zu werden.

Diesen Rechtsruck nehme ich nun schon seit einigen Monaten auch in der gesellschaftlich-politischen Debatte wahr. Getrieben von den Umfrageergebnissen der AfD übernehmen immer mehr politische Akteure die Themen und Narrative der Rechtspopulist*innen und Rechtsextremen. Besonders im Fokus ist wieder einmal die Migrationspolitik. Aus den Forderungen nach einer Aushöhlung des Asylrechts werden längst politische Realitäten.

Schärferer Asylkurs zu Weihnachten

Der Autor
Lukas Färber (25) ist Jugendverbandler, Sozialpädagoge und Student der Politikwissenschaft und Soziologie. Er war Mitglied des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland als Vertreter der Menschen unter 30 Jahren. Färber lebt in Münster.

Dass dieses Vorgehen am Ende nur den rechten Rand stärkt, zeigt sich in Frankreich und Italien, und dennoch begeht man hierzulande die gleichen Fehler. Statt einer effektiven Sozialpolitik, die die Ursachen des erstarkenden Rechtspopulismus angeht, betreibt man Politik gegen die Schutzlosen. Statt der Rückbesinnung auf die christliche Botschaft der Nächstenliebe sorgt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) ausgerechnet an Heiligabend mit Forderungen nach einem schärferen Asylkurs für Schlagzeilen.

Einen wohltuenden Gegenpol zu dieser menschenfeindlichen Rhetorik und Politik setzen viele Christ*innen durch ihr Engagement. Kirchengemeinden, die Schutzsuchenden Kirchenasyl gewähren, Mitarbeiter*innen der Sozialverbände, die für die Integration arbeiten, Jugendverbände, die sich politisch für die an den Rand Gedrängten starkmachen. Sie alle machen deutlich: Die christliche Botschaft ist auch politischer Auftrag.

Kirche hat Gewicht in konservativen Milieus

Was mir jedoch fehlt, sind die Stimmen der Bischöfe, derjenigen mit Macht in dieser Kirche und Einfluss in Politik und Gesellschaft. Es ist an der Zeit, dass sie sich einmischen. Gerade in konservativen Milieus, hat ihre Stimme noch Gewicht. Gerade dort könnten sie sich starkmachen für eine soziale Politik, die jeden Menschen sieht und schützt.

Wir stehen am Anfang eines schicksalhaften Wahljahres. Jetzt ist die Zeit, in der die Kirche und ihre Vertreter laut werden müssen. Sie müssen die Botschaft der Nächstenliebe verkünden, die Idee stark machen, sich an die Seite derer zu stellen, die an den Rand gedrängt werden. Diese Kirche muss eine laute Stimme der Gerechtigkeit in einer ungerechten Welt sein.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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