Rede bei Landessynode in Düsseldorf

Evangelischer Präses Latzel: AfD-Haltung konträr zu christlichem Glauben

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Gegen die AfD erhebt der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, schwere Vorwürfe. Zudem mahnt er zu einem Kurswechsel angesichts zunehmender Armut in Deutschland.

Kritik an der in mehreren Bundesländern als rechtsextremistisch eingestuften Alternative für Deutschland (AfD) hat der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, geäußert. In seinem Jahresbericht vor der in Düsseldorf tagenden Landessynode nannte er die Partei „rassistisch“, „diskriminierend“ und „frauenfeindlich“.

„Die Grundhaltung dieser Partei widerspricht zutiefst dem christlichen Glauben“, so Latzel. „Sie schürt in Krisen Ängste und Hass und spaltet so die Gesellschaft, sie nivelliert die Verbrechen der NS-Zeit und sie widerspricht Menschenrechten.“ Sie stehe für die Aufhebung demokratischer Freiheitsrechte und des Rechtsstaats. „Die AfD ist keine Alternative, sie wäre der Abstieg für Deutschland.“

Latzel zu Armut: Gesellschaft muss umsteuern

Angesichts einer zunehmenden Armut in Deutschland forderte der Geistliche ein gesellschaftliches Umsteuern. „Es ist eine Schande, dass Kinderreichtum eines der größten Armutsrisiken ist“, sagte Latzel. Jeder fünfte junge Mensch in Deutschland gelte als arm. Tafeln seien so überlaufen, dass sie einen Aufnahmestopp verhängen müssten. „Unser Sozialstaat speist sich wesentlich aus christlichen Wurzeln. Ihn zu erhalten, ist ein Gebot der Nächstenliebe.“

Derzeit laufe man aber Gefahr, viele diakonische Einrichtungen schließen zu müssen, so Latzel. Es drohe ein Verlust der Versorgung von Pflegebedürftigen, der Suchtberatung, der Integration Geflüchteter und der Betreuung in Kitas in der Fläche des Landes. „Wer hier spart, zahlt später drauf.“

Latzel: Strukturreformen notwendig

In seinem Bericht betonte der Präses zudem die Notwendigkeit von Strukturreformen in der Kirche. „Unsere tradierten Strukturen führen oft schlicht zur Selbsterschöpfung.“ Man habe nicht mehr die Ehren- und Hauptamtlichen, um alle Strukturen dauerhaft zu erhalten. „Was wir daher dringend brauchen, ist eine tiefgreifende Aufgabenkritik“, sagte Latzel. „Und wir brauchen resiliente Strukturen, die auch funktionieren, wenn wir nur noch die Hälfte sind.“

Die Evangelische Kirche im Rheinland erstreckt sich über Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und des Saarlands. Mit rund 2,2 Millionen Mitgliedern zählt sie zu den größten Gliedkirchen der EKD.

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