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Auch viele Christen demonstrieren in diesen Tagen gegen Rechts. Dagegen sind kirchliche Wortmeldungen bei den Demos selten. Warum? Kirche+Leben hat im Bistum Münster nachgefragt.
Aufruf zur Teilnahme, Mitgehen, Reden halten: Die katholische Kirche und ihre Verbände gehen unterschiedlich mit den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus um, die seit Tagen hunderttausende Menschen in Deutschland mobilisieren.
Das Bistum Osnabrück etwa ruft aktiv zur Teilnahme an einer Kundgebung am Samstag, 27. Januar, um 10.30 Uhr vor dem Osnabrücker Rathaus auf. Als katholische Kirche im „gesamten Bistum wissen wir uns den Werten Demokratie und Menschenwürde verpflichtet“, betont der Aufruf.
Gebet im Osnabrücker Dom
Domkapitular Ulrich Beckwermert und Seelsorgeamts-Leiterin Martina Kreidler-Kos werden „bei der Demonstration vor Ort sein“, heißt es. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum und die Caritas rufen ebenso zur Teilnahme auf. Zu einem Gebet vor der Kundgebung lädt das Bistum um 9.45 Uhr in den Osnabrücker Dom ein.
Auch im Bistum Münster gibt es weitere Demos, zum Beispiel am Samstag um 15 Uhr vor dem Rathaus in Waltrop im Kreis Recklinghausen. Hier gehört die katholische Pfarrei St. Peter laut Veranstalter sogar zu jenen Organisationen, die zur Kundgebung aufrufen.
Bischöfe als Teilnehmer
An vielen Demonstrationen nahmen hochrangige Kirchenvertreter teil. So zum Beispiel der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, in Limburg, der Hamburger Erzbischof Stefan Heße in der Hansestadt und die beiden münsterschen Weihbischöfe Christoph Hegge und Stefan Zekorn bei der Kundgebung mit 20.000 Menschen auf dem Domplatz.
Ausdrücklich dazu aufgerufen hatte die katholische Kirche in Münster nicht. Stadtdechant Ulrich Messing sagte im Vorfeld zu Kirche+Leben, er halte es für schwierig, als Kirche zur Demonstration gegen die AfD aufzurufen. In vergangenen Jahren habe es vor vielen solcher Demos Gottesdienste gegeben, in denen die ablehnende Haltung der Kirchen zu rechten Inhalten klar geworden sei. Auch Bischof Felix Genn hatte rechtsextreme Gedanken in einem Statement am Tag der Demo verurteilt, ebenso das Diözesankomitee als Vertretung der Laien.
Verbände vor Ort
Vor Ort waren derweil Mitglieder der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) und der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG). Die KJG hatte auch aktiv zur Teilnahme aufgerufen. Daran, zu den Demonstranten zu sprechen, habe man nicht gedacht, sagt Timo Donnermeyer aus der KJG-Diözesanleitung zu Kirche+Leben: „Zudem war der Aufruf zur Demo ja sehr kurzfristig.“
Henning Bayer, ehrenamtlicher Vorstandsreferent der DPSG, fügt auf Anfrage hinzu, es habe auch keine Bitte um eine Rede gegeben. Das bestätigt Carsten Peters, Sprecher des Bündnisses „Keinen Meter den Nazis“. Auf der Bühne gesprochen hätten Mitgliedsorganisationen des Bündnisses: „Weder haben wir bei der Kirche angefragt noch sie bei uns.“
Zusage für eine weitere Demo
Anders sei das bei den Protesten gegen den Neujahrsempfang der AfD Münster am 16. Februar: „Dafür hat der BDKJ bereits zugesagt“, so Peters zu Kirche+Leben. Schon in vergangenen Jahren hatten BDKJ-Vertreter bei Demos gegen Rechts in Münster gesprochen, einmal auch der für die Stadt zuständige Weihbischof Zekorn.
Weihbischof Rolf Lohmann ergriff am Wochenende bei einer Demo am Niederrhein das Wort: „Sie alle, die hier nach Kevelaer gekommen sind, zeigen: Nicht mit uns! Wer Rassismus und menschenverachtenden Hass säen will, der ist hier falsch. Wir stehen gemeinsam für Toleranz, für Offenheit, für die Nächstenliebe“, sagte Lohmann nach Angaben des Bistums Münster.
Auch im Oldenburger Land wurde demonstriert: Der Landes-Caritasverband für Oldenburg teilt mit, rund 25 Mitarbeitende sowie deren Familienangehörige hätten an einer Demo gegen Rechts in Vechta teilgenommen.