Kirche+Leben-Umfrage zu den Demonstrationen

Kreisdechanten im Bistum Münster: „Unbedingt“ gegen Rechts aufstehen

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Überall gehen in diesen Tagen Menschen gegen Rechts auf die Straße. Wie positionieren sich die katholischen Kreisdechanten im Bistum Münster? Kirche+Leben hat nachgefragt.

Sollen sich Christen an den aktuellen Demos gegen Rechts beteiligen? „Unbedingt“, sagt Stefan Sühling, Kreisdechant in Wesel. Bei einer Kirche+Leben-Umfrage äußern sich seine Amtskollegen aus den Regionen des Bistums Münster praktisch alle in dieser Weise.

Der Borkener Kreisdechant Christoph Rensing sagt auf Anfrage, die Kirche habe auf Ortsebene bereits vielfach zur Teilnahme an den Kundgebungen aufgerufen. Er teile das Anliegen der Protestzüge und werde sich auch in seiner Rolle als Borkener Pfarrer an der dortigen Demonstration am Samstag, 27. Januar, beteiligen.

Jörg Hagemann, Kreisdechant in Coesfeld, teilt mit, die katholischen Pfarreien und das Kreisdekanat seien Teil des Bündnisses, das zur Demo am Freitag, 2. Februar, aufrufe. Zuvor sei ab 16.15 Uhr ein ökumenisches Friedensgebet in der Lambertikirche geplant.

Kreisdechant Johannes Mecking aus Kleve berichtet auf Kirche+Leben-Anfrage, während der Demo in Kleve am vergangenen Sonntag habe die „Grote Bomm“ geläutet. Diese größte Glocke der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt sei nur zu besonderen Anlässen zu hören. Mecking sagt, er habe als Pfarrer und Kreisdechant selbst an der Demo in Kleve teilgenommen: „Ich würde es wieder tun.“ Auch habe er in seinen Sonntagspredigten dazu aufgerufen.

Im Kreis Recklinghausen, so Kreisdechant Karl Kemper zu Kirche+Leben, seien viele Pfarreien an Bündnissen beteiligt, die zu Demos gegen Rechts aufgerufen hätten oder aufrufen. Deshalb habe er sich als Kreisdechant nicht eigens gemeldet. Kemper verweist aber auf das jahrelange Engagement des Kreisdekanats beim Gedenken an die Opfer des Holocaust. Angesichts bekannt gewordener Treffen von AfD-Politikern und Rechtsextremisten rechne er in diesen Tagen mit „erheblich“ größeren Teilnehmerzahlen.

Der Steinfurter Kreisdechant Ludger Kaulig ermutigt alle Pfarreien, sich an Kundgebungen zu beteiligen. Die Kirche stehe für „ein bedingungsloses Ja zu Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechten“, sagt Kaulig laut Bischöflicher Pressestelle. Zudem stünden die Christen „an der Seite der Geflüchteten, der Diskriminierten“. Kaulig erklärt, selbst an der am Samstag, 27. Januar, in Steinfurt geplanten Demo teilnehmen zu wollen.

In Warendorf werden wegen einer Kundgebung am Samstag, 27. Januar, auf dem Marktplatz sogar Gottesdienstzeiten verschoben. Auf 16 Uhr vorgezogen sei ein Wortgottesdienst mit Karnevalisten in St. Josef; die Eucharistie in St. Laurentius am Markt beginne um 19 Uhr statt um 18.30 Uhr. Zwischen 17 und 19 Uhr könnten die Menschen auf diese Weise an der Demo teilnehmen, sagt Kreisdechant Peter Lenfers auf Kirche+Leben-Anfrage. Er selbst werde bei der Demo „ein Statement für die Kirche abgeben“. Ein evangelischer Kollege plane Ähnliches.

In Wesel, so Kreisdechant Stefan Sühling zu Kirche+Leben, sei die Pfarrei St. Nikolaus Teil des Bündnisses, das eine Demo für Sonntag, 4. Februar, vorbereite. Womöglich werde er als Pfarrer und Kreisdechant dort auch sprechen. Christen seien „dringend aufgefordert“, für den „robusten Fortbestand“ der Demokratie und der freiheitlichen Grundordnung einzustehen.

In Münster hatten bereits am Freitag vergangener Woche 20.000 Menschen gegen Rechts demonstriert- Ein weiterer Protest ist gegen den Neujahrsempfang der örtlichen AfD am Freitag, 16. Februar, geplant.

Weihbischof Wilfried Theising, Regionalbischof im Oldenburger Land, schließlich würdigt das Engagement für Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Menschenwürde und Grundrechte als „ermutigendes Zeichen“. Viele Menschen würden sich in Vereinen, Verbänden, Parteien, Kirche und Kommunalpolitik für dieses Fundament der Gesellschaft einsetzen, sagt Theising nach Angaben seiner Pressestelle. Am Samstag, 27. Januar, werde er in Oldenburg an einer Gedenkstunde für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma teilnehmen und eine Gedenkrede halten.

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