„Trauer ist Liebe, die heimatlos geworden ist“

Kolumbarium in Kamp-Lintfort eröffnet

Die ehemalige Barbara-Kirche in Kamp-Lintfort ist zum Kolumbarium umgebaut worden. Künftig werden hier Urnen bestattet. Am Samstag öffnete das Kolumbarium die Türen für Interessierte.

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Neugierig und ehrfürchtig – so lässt sich die Stimmung beschreiben, mit der zahlreiche Gläubige am Samstag die ehemalige Barbara-Kirche in Kamp-Lintfort betraten. Dort, wo bis vor rund einem Jahr noch Kirchenbänke standen, ragen nun hohe Mauern empor, schwarze Flächen mit hellen Nischen strahlen Ruhe und Würde aus, ohne dem Betrachter das Gefühl zu geben, von der Dunkelheit erdrückt zu werden. Noch sind die Nischen leer – künftig werden sie Urnen beherbergen, verdeckt hinter einer steinernen Verschlussplatte.

Die ehemalige Kirche ist zu einem Kolumbarium umgebaut worden, so heißen die Urnenwände. Bei der Eröffnung erinnerte Dechant Karl Josef Rieger daran, wie vor fünf Jahren erstmals die Idee zum Bau des Kolumbariums reifte, vor vier Jahren dann die konkreten Planungen begannen. „Vor fast genau einem Jahr, am 5. September 2015, wurde die Kirche profaniert. Heute dürfen wir sie wieder zu einem Gotteshaus machen“, sagte er. Und er betonte: „Was ist das schön geworden“ – eine Meinung, der sich zahlreiche Gläubige nach der Eröffnung anschlossen.

 

Der Gedanke eines „hoffnungsvollen Realisten“

 

Rieger suchte einer Erklärung dafür, dass der Tod ein Thema sei, über das viele Menschen nicht gern reden, obwohl es irgendwann jeden Menschen betrifft. Er selbst, sagte er, denke gerne an eine Stelle aus Psalm 90: „Unsere Tage zu zählen lehre uns. Dann gewinnen wir ein weises Herz.“ Das sei, erklärte Rieger, der Gedanke eines „hoffnungsvollen Realisten“. Es sei realistisch, dass man stirbt, und daher klug und weise, daran zu denken. Der Tod sei zunächst nur ein Spiegel des vergangenen Lebens, im christlichen Glauben an die Auferstehung aber werde dieser Spiegel zu einem offenen Fenster, das zu Gott führt.

Er habe sich, erklärte Rieger, vor der Eröffnung des Gebäudes an einen Satz erinnern: „Trauer ist Liebe, die heimatlos geworden ist.“ Mit dem Kolumbarium aber habe die Trauer eine neue Heimat gefunden. Dabei machte er auf das „Jahr der Barmherzigkeit“ aufmerksam, das an diesem Wochenende zu Ende ging. „Es gehört zu den Werken der Barmherzigkeit, Trauernde zu trösten und Tote zu bestatten. In diesem Kolumbarium wird das Jahr der Barmherzigkeit noch bis weit in die Zukunft fortdauern.“