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Zum Ende des Reformationsjubläums gibt es einen großen Festakt in Wittenberg mit Kanzlerin Angela Merkel. Christof Haverkamp, Chefredakteur von „kirche-und-leben.de“, zieht in seinem Kommentar eine Bilanz zur Entwicklung in der Ökumene in diesem Jahr.
Am Ende des Reformationsjubiläums wird es noch einmal einen großen Festakt geben – in Wittenberg, dem Ursprungsort der evangelischen Kirche. Kanzlerin Angela Merkel wird dort am Feiertag des 31. Oktober eine Rede halten, was belegt, wie sehr das 500-Jahr-Gedenken nicht allein ein kirchliches Ereignis ist, sondern auch ein staatliches. Im Düsseldorfer Landtag haben Politiker und Kirchenvertreter bereits Martin Luther gewürdigt und auf die Bedeutung der Reformation für die Gesellschaft in Deutschland hingewiesen.
Protestanten hatten mit einer ganzen Lutherdekade zu tun
Hinter uns liegen tausende von Veranstaltungen, etliche regionale wie überregionale Sonderausstellungen, und es gab zahlreiche Neuerscheinungen, die ganze Regalmeter zu Martin Luther, zur Reformation und ihren Folgen füllen. Daher wird mancher jetzt aber auch sagen: Nun sollte es erst einmal genug sein mit all dem Gedenken. Die Protestanten hatten liegt schließlich nicht allein mit dem abgelaufenen Reformationsjahr zu tun, sondern bereits mit einer ganzen Lutherdekade.
Wer das Reformationsgedenken in ökumenischer Hinsicht bilanziert, kann auf der Habenseite viele gemeinsame positive Erlebnisse, persönliche Begegnungen, Treffen verbuchen. Anders als alle früheren Jahrhundertgedenken, etwa die von 1817 und 1917, war diesmal auf protestantischer Seite der Tenor nicht polemisch. Es war das erste Reformationsjubliläum im Zeitalter der Ökumene, und so war die Stimmung weder anti-katholisch noch nationalistisch. Das ist ein riesiger Fortschritt. Auch dass Papst Franziskus beim Lutherischen Weltbund im schwedischen Lund zu Gast war, ist alles andere als selbstverständlich.
Ernüchternde Beobachtungen
Alles bestens also? Nein. Zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme gehören auch ernüchternde Beobachtungen. In theologischer Hinsicht hat es in diesem Jahr keine nennenswerte Weiterentwicklung in der Ökumene gegeben, es war jedenfalls weniger, als mancher erwartet hatte. Das haben auf unterschiedliche Weise der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert und der Kölner Kardinal Rainer Woelki klar zum Ausdruck gebracht.
Doch das lag nicht allein an den Kirchenleitungen. Die Basis ist teils weiter als die Spitze, teils aber ebenso viel oder wenig ökumenisch gesinnt wie die da oben.