Mit langer Tradition: 60 Frauen feiern auf einem Bauernhof bei Neuwarendorf

Maiandacht im Aprilwetter

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Die Maiandacht in Neuwarendorf hat eine lange Tradition. Dieses Mal regnete es auf dem Hof der Familie Feidieker in Strömen. Kein Anlass für 60 Frauen, auf Gottesdienst und Geselligkeit zu verzichten.

Gerade noch hat es in Strömen geregnet. Die vielen Pfützen auf dem Hof Feidieker in der Bauerschaft Westbezirk bei Warendorf zeugen davon. Aprilwetter im Mai – und trotzdem kommen alle, die auch bei Sonnenschein gekommen wären.

60 Frauen haben sich mit dem Auto, auf dem Rad oder zu Fuß auf den Weg zur Maiandacht gemacht. Unter dem Vordach der alten Scheune brennt bereits die Kerze neben der großen Marienstatue auf dem Tisch mit der weißen, gemangelten Decke.

„Bei dem Wetter wären viele sonst sicher nicht aus dem Haus gegangen“, sagt Marion Bause. „Den traditionelle Termin will aber keine verpassen.“ Die Pastoralreferentin aus St. Laurentius weiß, wie viel den Frauen der Termin bedeutet. „Sie kennen ihn schon aus ihrer Kindheit, die Lieder sind ihnen ans Herz gewachsen, es ist eine wichtige Glaubensheimat.“

KFD-Gruppen wachsen zusammen

60 Frauen sind auf Einladung der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) gekommen und haben auf den Biertischgarnituren unter dem Ziegeldach Platz genommen. Es ist das erste Mal, dass die KFD-Gruppen aus den fusionierten Gemeinde St. Marien und St. Laurentius die Maiandacht gemeinsam feiern. Ein schönes Zeichen für die künftige Zusammenarbeit. „Sie sitzen gemischt“, stellt Bause fest. „Da wächst etwas zusammen.“

Wenig später klingen Marienlieder über den Hof. Das „Salve Maria“ ist trotz des wieder einsetzenden prasselnden Regens deutlich zu hören. In der Luft liegt der Duft der Grillwürstchen, die von einigen Männern in der benachbarten Garage vorbereitet werden. Die Schüsseln mit den mitgebrachten Salaten füllen einen großen Tisch.

Das ist die Kulisse des Gottesdienstes, bei dem Bibeltexte gelesen, gebetet und Impulse gegeben werden. Im Mittelpunkt steht das Leben der Gottesmutter, die aufblühende Natur im Frühling, der Trost und die Hoffnung, die darin stecken.

Viel Gemeinschaft

„Genau das ist die Atmosphäre einer Maiandacht“, sagt Barbara Feidieker. Sie war in diesem Jahr an der Reihe, die Andacht auf ihrem Hof zusammen mit einem KFD-Team vorzubereiten. „Es ist mehr als nur die gemeinsame Besinnung – es sind Geselligkeit, Erinnerungen und viel, viel Gemeinschaftsgefühl.“

Das zeigt sich bald nach dem Singen und Beten. Beim Essen an den Biertischen wird geplaudert und gelacht. Wie viel diese Atmosphäre den Frauen bedeutet, kann Pastoralreferentin Bause unterstreichen. „Es gibt nicht wenige, die sonst kaum noch rauskommen – geschweige denn, sich eine Wurst selbst auf den Grill legen.“ Die Zeit unter dem regenschützenden Vordach auf dem Bauernhof ist für sie Gold wert. 

Dabei kommt auch Barbara Feidiekers Geschichte der Marien-Staue auf den Tisch. „Eigentlich war geplant, ein Marienbild aufzustellen, das der Großvater meines Mannes gemalt hat.“ Dann aber erwarb sie bei einer Geschäftsaufgabe in Warendorf die Figur. „Die stand sonst dort bei den Feierlichkeiten zu Mariä Himmelfahrt im Schaufenster.“ Zum Glück wurde der Restaurator rechtzeig fertig. „Wir haben sie erst vor wenigen Tagen abholen können.“

Maria 2.0 und die Marien-Andacht

Es gibt noch mehr zu erzählen, das ist deutlich zu hören. Bei den regen Gesprächen geht es aber nicht nur um die Tradition. So volkskirchlich der Anlass ist, aus der aktuellen Welt ist er nicht. „Überhaupt nicht“, sagt Irmgard Stuke. „Maria hat uns doch heute auch noch viel zu sagen.“

Die Engagierte bei Maria 2.0 sieht in der Andacht einen Impuls für ihre Ideen: „Hat sich diese Frau von jemandem unterkriegen lassen?“ Sie zeigt auf die Statue. „Sie kann doch nur Vorbild sein für die Rolle der Frauen in der Kirche.“

Der Regen macht eine Pause, die nächsten dunklen Wolken rollen aber schon wieder heran. Es werden Fahrgemeinschaften geplant, um trocken nach Hause zu kommen. Für manche wird der Rückweg aber nass enden. Keine der Frauen wird den Tag deshalb in schlechter Erinnerung behalten. Sie werden im kommenden Jahr wieder kommen. Auf einen anderen Bauernhof, zu einer anderen Marien-Figur. Und hoffentlich bei sonnigem Mai-Wetter.

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