Gegen den Rettungsdienst-Kollaps

Malteser: Gemeinde-Notfallsanitäter endlich im Gesetz verankern!

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Das Gesundheitsministerium will diese Woche Reformen für die Rettungsdienste vorschlagen. Die oldenburgischen Malteser gehen schon seit Jahren neue Wege, sind aber enttäuscht von der Politik.

Wann geschieht das endlich? Oliver Peters Stimme klingt fast verzweifelt. „Alles spricht dafür, dass das System der Gemeinde-Notfallsanitäter jetzt einen festen rechtlichen Rahmen bekommt“, sagt der Bereichsleiter Notfallversorgung des Malteser Hilfsdienstes im Offizialatsbezirk Oldenburg. Doch das Erfolgsmodell ist immer noch ein Provisorium. Peters schüttelt den Kopf. „Weil die Landespolitik in Hannover nicht reagiert.“ Er kann es nicht verstehen. „Wir beweisen doch seit Jahren, dass es funktioniert!“

Das gilt aber vorerst nur in den Landkreisen Ammerland, Vechta und Cloppenburg sowie in der Stadt Oldenburg. Weil dort seit 2019 das Pilotprojekt „Gemeinde-Notfallsanitäter“ läuft. Bei Notrufen fährt nicht mehr jedes Mal automatisch ein Rettungswagen raus. Wenn keine Indikation für einen Rettungswagen oder einen Transport vorliegt, schicken die Leitstellen von Maltesern, Rotem Kreuz oder Berufsfeuerwehr einen Gemeinde-Notfallsanitäter. Weil das oft besser ist und nebenbei auch effizienter – und billiger.

Nur erfahrene Notfallsanitäter im Einsatz

Oliver Peters ist Bereichsleiter der Malteser Notfallvorsorge für den Offizialatsbezirk Oldenburg. | Foto: Michael Rottmann
Oliver Peters ist Bereichsleiter der Malteser Notfallvorsorge für den Offizialatsbezirk Oldenburg. | Foto: Michael Rottmann

Aber nicht schlechter. „Ein Gemeinde-Notfallsanitäter ist ein geschulter Fachmann und kann den Menschen die Hilfe bringen, die sie brauchen“, beschreibt Oliver Peters den Hauptvorteil. Die Gemeinde-Notfallsanitäter hätten mehr Zeit und seien zusätzlich darin geschult, Situationen einschätzen zu können. Sie müssen dafür mindestens fünf Jahre Erfahrung als Notfallsanitäter mitbringen und eine dreimonatige Vollzeit-Zusatzausbildung absolviert haben.

An allen Projektstandorten ist rund um die Uhr ein Gemeinde-Notfallsanitäter im Dienst. Er und seine Kollegen behandeln die Patienten und koordinieren die Hilfe vor Ort zwischen dem Hausarzt, dem Krankenhaus, dem Altenheim oder dem Pflegedienst. So können sich die Notfall-Retter auf den Rettungswagen auf die schwerwiegenden Notfälle konzentrieren.

NRW plant etwas Ähnliches

Oliver Peters kann den Erfolg mit Zahlen belegen: „Bei unseren 1.600 Einsätzen im vergangenen Jahr konnten in 70 Prozent der Fälle die Patienten anschließend versorgt zu Hause bleiben.“ Menschen, von denen die meisten bei einem „normalen“ Rettungseinsatz – oft unter Zeitdruck – sicherheitshalber erst einmal in eine Notaufnahme eingeliefert und aufwändig untersucht worden wären. Meist unnötig und eine unnötige Belastung für die Menschen. Aber auch für das System der Rettungsdienste. Das Pilotprojekt habe – belegbar durch begleitende Studien – bewiesen, dass es Rettungsdienste und Notaufnahmen entlaste. Zum Beispiel, indem es sie für die echten Rettungseinsätze frei halte.

Erfahrungen, die sich andere Bundesländer mittlerweile zu Nutzen machen wollen. Oliver Peters zählt auf: „NRW, Sachsen-Anhalt und Hessen zum Beispiel. Weil alle wissen, dass das bisherige System überlastet ist.“ Und fast alle waren schon bei ihm in Vechta, um zu sehen und zu hören, wie das im Oldenburger Land organisiert ist. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel gehe die Initiative dazu von der Landesregierung aus. „Nur in Hannover tut sich nichts.“

Rechtliche Grundlage bis 2024 – Und dann?

Doch genau das sei jetzt wichtig. „Das Pilotprojekt muss in das niedersächsische Rettungsdienstgesetz aufgenommen werden, und zwar kurzfristig!“, fordert Oliver Peters. Bisher arbeite man noch immer als Pilotprojekt ohne dauerhaften gesetzlichen Auftrag. Das müsse sich ändern! Auch, um die Finanzierung von Gemeinde-Notfallsanitätern langfristig zu sichern. Bisher könnten die Krankenkassen das Ganze bis Ende 2024 übernehmen. Für die Zeit danach fehle bislang die rechtliche Grundlage.

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