Themenwoche „Neue Pastoralreferent:innen“ (12) aus Münster

Max Weiß bleibt in Münster und will insbesondere in Coerde wirken

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Bischof Felix Genn beauftragt am Sonntag, 24. September, im Dom in Münster 13 Frauen und Männer mit dem Dienst als Pastoralreferentin, als Pastoralreferent im Bistum Münster. „Kirche-und-Leben.de“ stellt zwölf von ihnen vor. Diesmal: Max Weiß aus Münster.

Theologe oder Seelsorger? Max Weiß möchte sich da nicht festlegen. „In meiner Brust schlagen zwei Herzen, aber beide zu 100 Prozent“, sagt der 38-Jährige mit einem Lachen. Während er mit einer halben Stelle seine Promotion im Fach Theologie an der Universität Münster vorbereitet, fühlt er sich in der Seelsorge besonders im münsterischen Stadtteil Coerde zu Hause. Drei Jahre hat Weiß, der gerade frisch verheiratet ist und vorher Dreckmann mit Nachnamen hieß, in der Pfarrei St. Franziskus seine Ausbildung zum Pastoralreferenten absolviert. Am Sonntag, 24. September, wird er offiziell für den Dienst beauftragt.

Messdiener, Mitglied in der Katholischen Jungen Gemeinschaft (KJG), Bote für „Kirche+Leben“ – Max Weiß ist in Haltern „katholisch sozialisiert“ aufgewachsen. Der Frisörsalon seines Vaters im Schatten der St.-Sixtus-Kirche war sein zweites Zuhause. „Trotzdem habe ich mich als Jugendlicher eher von der Kirche distanziert“, erinnert er sich. Es zog ihn nach Frankfurt, wo er Geschichte und Philosophie studierte – und seinem politischen Interesse nachgehen konnte. „Ich war auf jeder Demo in und um Frankfurt zu finden“, blickt er zurück.

Im Stadtteil Coerde im Einsatz

Doch da fehlte etwas. Nach dem Grundstudium wechselte er nach Münster und besuchte Theologievorlesungen. „Durch ein theologisches Studium werden Sie nicht mehr glauben“, hatte man dem gebürtigen Halterner damals prophezeit. Das Gegenteil war der Fall. „Ich habe immer stärker gemerkt, was mir bis zu dem Zeitpunkt gefehlt hatte: eine Gottesbeziehung.“ Die Leidenschaft für Theologie war entfacht, die Entscheidung für eine Promotion im Anschluss an das Studium schnell getroffen. Die parallele Zeit als pastoraler Mitarbeiter in der Pfarrei St. Franziskus betrachtete Max Weiß damals als Probezeit. „Ich wollte herausfinden, ob die Seelsorge was für mich ist“, berichtet er. Die Antwort war schnell gefunden: „Ich bin mit ganzem Herzen Seelsorger. Und Theologe“, betont er.

Dass sich Max Weiß im Stadtteil Coerde, der als einer von Münsters sozialen Brennpunkten gilt, wohlfühlt, spiegelt sich in seinem Kirchenbild wider. „Jetzt ist die Zeit, um an die Ränder zu gehen“, hat er seine Einstellung formuliert. Der 38-Jährige ist Ansprechpartner für die Messdienerinnen und Messdiener, die Jugendliturgiegruppe und die Firmvorbereitung, darüber hinaus bringt er sich im karitativen Bereich der Pfarrei ein. „Gerade in Coerde brauchen wir eine starke Caritas und eine Verzahnung von Seelsorge und Caritas, dann kann sie auch im ganzen Stadtteil wirken“, ist er überzeugt.

Ukraine-Hilfe als weitere Leidenschaft

Kirche-und-Leben.de überträgt die Beauftragungsfeier ab 14.30 Uhr live.

Zuhören, da sein – dass diese Eigenschaften als Seelsorger wichtig sind, hat Max Weiß während der Corona-Pandemie erfahren, als er sich in der Telefonseelsorge einbrachte. Ein Ehrenamt, dem er aus zeitlichen Gründen aktuell nicht mehr nachgehen kann. Dafür freut er sich auf neue Herausforderungen nach seiner Beauftragung: Er wird als hauptamtlicher Mitarbeiter im Gemeinderat in Coerde mitarbeiten und künftig auch Beerdigungsdienste übernehmen. „Letzteres ist für mich auch ein Dienst am Rand, einem existenziellen Rand für die Menschen, die sich von einem Verstorbenen verabschieden müssen“, sagt Weiß.

Längst ist die Hilfe für die Menschen in der Ukraine zu einem Herzensprojekt geworden. Zum zehnten Mal seit Ausbruch des Krieges wird der Pastoralreferent im Winter an die ukrainische Grenze reisen, um Hilfsgüter abzugeben. Lange Zeit waren es medizinische Güter und Generatoren, die er und sein Kollege Max Eickmann aus Rheinberg sowie weitere Helfer transportiert haben. „Wir haben inzwischen gute Beziehungen zu den Menschen vor Ort entwickelt, wir werden weiter dorthin fahren“, ist er überzeugt. Er macht niemandem einen Vorwurf, dass sich Zustände normalisieren und die Menschen in Deutschland einen Umgang mit der Situation gefunden haben. „Aber konkrete Gesichter vor Augen zu haben und regelmäßig miteinander im Austausch zu stehen, treibt mich an“, sagt er.

„Begegnungen sind entscheidend“

Austausch und Begegnung sind Stichwörter, die Max Weiß auch in seiner Arbeit als Pastoralreferent in der Pfarrei antreiben. „Begegnungen sind entscheidend“, sagt er und hofft, dass diese angesichts des Strukturprozesses und der bevorstehenden Gründung Pastoraler Räume im Bistum Münster auch weiterhin möglich sein werden.

„Die Beziehungsarbeit darf nicht auf der Strecke bleiben, damit wir auch weiterhin Räume schaffen können, in denen Menschen in und mit der Kirche Gotteserfahrungen machen können“, wünscht er sich.

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