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Im oberbayerischen Oberammergau sind am Sonntag die 42. Passionsspiele nach 110 Vorstellungen zu Ende gegangen. Zum Schluss wurden sämtliche Türen des Theaters geöffnet, um auch der Dorfbevölkerung noch einmal den Zugang zu ermöglichen. Unter großem Applaus des Publikums kamen alle 1.700 Mitwirkende auf die Bühne und hielten dabei brennende Kerzen in ihren Händen. Spielleiter Christian Stückl dankte seinen Darstellern, dem Chor, den Orchestermitgliedern und sämtlichen Beteiligten: "Ihr wart alle eine Wucht!"
Zu den Besuchern der letzten Aufführung gehörten unter anderen auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode und die Generalsekretärin der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles. Insgesamt kamen seit der Premiere im Mai rund 412.000 Besucherinnen und Besucher. Die Auslastung steigerte sich nach und nach auf 91,25 Prozent. Nach Angaben der Verantwortlichen kamen dieses Mal deutlich mehr deutschsprachige Zuschauerinnen und Zuschauer als in den Jahren zuvor.
Der Hintergrund
Die weltberühmten Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Gelübde zurück. 1633 versprachen die Einwohner Gott, wenn kein Mensch mehr an der Pest stürbe, würden sie regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne bringen. Seit 1680 geschieht dies im Rhythmus von zehn Jahren. So hätten die Spiele ursprünglich auch 2020 stattfinden sollen. Sie wurden jedoch coronabedingt um zwei Jahre verschoben.
Unter den Darstellern habe es einen guten Zusammenhalt gegeben, hatte der Spielleiter zuletzt gesagt. Coronainfektionen hätten allerdings dafür gesorgt, dass immer wieder Leute ausfielen und Rollen umbesetzt werden mussten. 2030 stehen die nächsten Spiele an. Ob der 60-jährige Stückl zum fünften Mal als Spielleiter kandidieren wird, ließ er offen. Markus Zwink, musikalischer Leiter, kündigte bereits an, nach vier Saisonen aus Altersgründen in acht Jahren nicht mehr in dieser Funktion zur Verfügung zu stehen.