DPSG wartet auf Studie des Bundesverbands

Missbrauch: Pfadfindern im Bistum Münster fehlen konkrete Hinweise

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Die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) im Bistum Münster hat bislang keine konkreten Taten sexueller Gewalt in ihren Stämmen vor 2010 nachweisen können. Der Fokus liegt jetzt auf der Studie der Bundesebene.

Die katholischen Pfadfinder im Bistum Münster wollen die Ergebnisse der Studie über sexuellen Missbrauch in ihrem Verband auf Bundesebene abwarten, um gegebenenfalls selbst weiter aktiv zu werden. Denn die bisherige Auseinandersetzung der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) in der Diözese hat noch zu keinen belastbaren Ergebnissen geführt, erklärte Diözesankurat Andreas Naumann-Hinz im Gespräch mit Kirche-und-Leben.de. „Weder aus den Stämmen vor Ort noch auf der Bezirks- oder Bistumsebene sind entsprechende Unterlagen gefunden worden.“

Das liegt laut Naumann-Hinz in erster Linie an den zumeist ehrenamtlichen Strukturen des Verbands. „Es wurden in der Regel keine Unterlagen übergeben“, sagt er. „Und das ist unser Problem.“ Für die Recherche über Vorgänge vor dem Jahr 2010 habe die DPSG im Bistum deshalb kein Material, um sich konkret mit der Aufarbeitung von Fällen beschäftigen zu können. „Es gibt weder Angaben zu Opfern noch zu Tätern.“ Die verbandsinterne Anfrage nach der damaligen Veröffentlichung der Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche Deutschlands an alle Leitungsebenen der DPSG im Bistum und in den Stämmen vor Ort habe zu diesem Ergebnis geführt.

Recherche der Pfadfinder bleibt ohne Erfolg

„Uns ist trotzdem bewusst, dass es Missbrauch auch in unserem Verband gegeben haben muss“, sagt Naumann-Hinz. „Alles andere wäre unrealistisch.“ Auch meldeten sich im Jahr ein bis zwei Betroffene aus der Zeit vor 2010, die von ihren Erfahrungen berichteten. „Wir schauen dann, ob es die Stämme von damals überhaupt noch gibt, oder Personen, die uns irgendetwas von den Geschehnissen berichten können – sowohl von Taten als auch von Aufarbeitungen.“ Bislang aber ohne Erfolg – eine weiterführende Prüfung sei damit nicht möglich. „Wir können dann als Gesprächspartner zur Verfügung stehen, zuhören, begleiten und zu weiteren Hilfen vermitteln.“ Intensivere Maßnahmen seien von den Betroffenen bislang aber auch noch nicht eingefordert worden. „Viele sind schon froh, endlich einmal über das Erlebte sprechen zu können.“ Ein Antrag auf finanzielle Entschädigung sei nie gestellt worden.

Auch die Missbrauchsstudie des Bistums Münster aus dem Jahr 2022 habe keine konkreten Fälle für die Pfadfinder im Bistum aufgezeigt. „Wohl gab es Geistliche, denen Missbrauch vorgeworfen oder nachgewiesen wurde, die auch als Kuratoren in Gruppen unseres Verbands eingesetzt worden waren – aber dokumentierte Fälle aus diesen Tätigkeiten wurden nicht genannt.“

Hoffnung auf die Studie des DPSG-Bundesverbandes

Auf die Studie der Bundesebene habe man lange gewartet, sagte Naumann-Hinz. „Die Suche nach Experten, die alle relevanten Bereiche in den Blick nehmen können, hat sich als schwierig dargestellt“, vermutet er. Die Hoffnung, über die Ergebnisse dieser Untersuchung Rückschlüsse auf Fälle im Bistum Münster machen zu können, ist in seinen Augen gegeben. „Es besteht die Möglichkeit, dass Fälle an der Diözesanebene vorbei dem Bundesverband gemeldet wurden – und dort besteht eine Dokumentationspflicht.“

Der Umgang mit aktuellen Meldungen von Machtmissbrauch und spiritueller Übergriffigkeit oder sexueller Gewalt ist auch bei den Pfadfindern ein anderer geworden, sagt Naumann-Hinz. „Das hat sich nach 2010 völlig geändert, sowohl in der Sensibilität für das Thema als auch in der Aufarbeitung und Verfolgung von Taten.“ Die Verfahren dafür sind standardisiert worden, mittlerweile wird alles dokumentiert. Die Möglichkeiten der Sanktionierung im Verband reichen vom Verbot der Leitungstätigkeit über den Ausschluss aus Ortsgruppen bis zum Ausschlussverfahren aus der gesamten DPSG. „Weitreichende Maßnahmen können aber auch wir erst ergreifen, sobald die Taten strafrechtlich geahndet werden.“ Die Unterstützung durch die Präventions- und Interventionsstellen des Bistums Münster bei der Auseinandersetzung gerade auch mit nicht eindeutigen Geschehnissen lobte der Diözesankurat ausdrücklich.

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