Pfarrei-Förderkreis hilft seit 50 Jahren

Mit Tanz, Trommeln und Spenden aus Lüdinghausen gegen Aids in Sambia

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Vor wenigen Tagen hat Bernadette Hartmann eine Schule für Mädchen in Sambia eröffnet. Es ist nicht die erste Hilfe der Frau aus Lüdinghausen in dem bitterarmen Land im Süden Afrikas.

Der Förderkreis Monze in der Pfarrei St. Felizitas in Lüdinghausen (Kreis Coesfeld) hat ein weiteres Projekt in Sambia erfolgreich verwirklicht: In der Partnergemeinde Sacred Heart in Monze ist vor einigen Tagen eine Schule für Mädchen eröffnet worden. „Die Schule haben wir im Alleingang gebaut. Wir können nun weiteren Kindern Perspektiven bieten“, sagt Bernadette Hartmann.

Seit 35 Jahren engagiert sich die 71-jährige Lüdinghausenerin in der Partnerschaftsarbeit ihrer Pfarrei, die seit mehr als 50 Jahren Projekte in Monze unterstützt. Mehr als 15-mal ist sie auf eigene Kosten nach Sambia gereist, um Kontakte zu halten, Freundschaften zu pflegen und um zu schauen, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird.

Mädchenschule innerhalb eines Jahres gebaut

„Wir wollen nicht nur eine Ziffer auf einem Bankkonto sein, sondern vor allem durch einen steten Austausch eine lebendige Partnerschaft auf Augenhöhe pflegen“, sagt Hartmann. Dazu gehörten neben der Finanzierung mehrerer Projekte im Bereich der Bildung und Gesundheit auch Sachspenden für ein Krankenhaus und die Vergabe von Mikro-Krediten.

Die Mädchenschule liegt in einem Buschland und konnte nach dem Kauf eines Grundstücks von Einheimischen innerhalb eines Jahres gebaut werden. Angelegt wurde zudem ein Bohrloch für die Wasserversorgung und eine Solaranlage. Gebaut wird noch eine Buschhütte, in der eine Küche für das Mittag- und Abendessen der Schülerinnen eingerichtet wird. „Unterrichtet wird in zwei Schichten: Die Schülerinnen, die morgens kommen, erhalten ein Mittagessen, diejenigen, die nachmittags kommen, ein Abendessen“, sagt Hartmann.

Mehr Gleichberechtigung von Frauen in Sambia

Die Schule sei für 80 Mädchen gebaut worden, angemeldet hätten sich aber schon mehr als 200 Kinder, darunter einige Jungen. „Wir legen Wert darauf, dass die Mädchen die Bildung erhalten. Wir wollen die Gleichberechtigung fördern.“

Mehrere Stunden habe die Eröffnungsfeier gedauert. Die Eltern seien dankbar für die Hilfe aus Lüdinghausen. Die heilige Felizitas, die Schutzpatronin der Schule, haben sambische Handwerker als Statue am Gebäude errichtet. „Das ist ein schönes Zeichen der Verbundenheit“, sagt die Ansprechpartnerin des Förderkreises Monze.

Grundschulen für Aidswaisen

Die Partnerschaft mit Monze in der Pfarrei St. Felizitas entstand 1972 über eine Vermittlung des kirchlichen Hilfswerks Misereor. Damals sei es in erster Linie darum, Spenden zu sammeln. Bereits 1976 wurde in Monze ein Ausbildungszentrum für junge Erwachsene gegründet. Seitdem erlernen sie dort vor allem handwerkliche Berufe.

Für mehr als 500 Aidswaisen baute der Förderkreis vor einigen Jahren zwei schulgeldfreie Grundschulen. Die Kinder erhalten täglich eine warme Mahlzeit. „Die Aids-Prävention und die Patientenversorgung bleibt noch wie vor eine große Herausforderung“, sagt Hartmann.

Mit Trommeln und Tanz gegen Aids

Um die Verbreitung von Aids zu minimieren, ziehen die freiwilligen Helfer der „Home Based Care“ (HBC) mit Trommeln und Tanz durch die Dörfer. Bei den Aufklärungsgesprächen versorgen sie die Menschen mit kostenlosen Aidstests und die HIV-positiven Mütter mit Milchpulver, um die Säuglinge vor einer Infektion zu schützen. Die HBC-Helfer kümmern sich zudem um die Krankenpflege und Sterbebegleitung.

Dank vieler Spenden kann die Diözese Monze auch eine wichtige Funktion bei der Versorgung von HIV-infizierten und an Aids erkrankten Menschen ausüben, indem sie in allen Kirchengemeinden über einen Pflegedienst verfügt. „Zum Glück hat sich die Einstellung der Kirche zum Thema Aids und zur Ausgabe von Kondomen geändert“, sagt Hartmann.

Infusionslösungen dank Spenden aus Lüdinghausen

Der Förderkreis unterstützt weiter das Monze-Hospital-Krankenhaus, das zweitgrößte Krankenhaus in Sambia, mit Sach- und Geldspenden. „Das Herzstück unserer Krankenhaushilfe ist die Infusionslösungsproduktion. Ohne diese müsste das Krankenhaus schließen, weil schwer erkrankte Patienten ohne Infusion nicht leben können“, sagt Hartmann.

In dem Krankenhaus werden jährlich rund 60.000 Liter Infusionslösung hergestellt. Der Förderverein Monze fördert diese Produktion mit jährlich 7.000 Euro.

Mikro-Kredite für alleinerziehende Mütter

Mit Spendengeldern des Förderkreises ist ein Dorf für Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen gebaut worden. „Das Dorf mit Schule und Wasserversorgung entstand vor 30 Jahren. Es gibt denjenigen, die anderswo nicht akzeptiert werden, eine Chance auf ein wertschätzendes Miteinander“, sagt Hartmann.

In Zusammenarbeit mit der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) in Lüdinghausen konnte nicht zuletzt ein Projekt für Mikro-Kredite auf den Weg gebracht werden. Die Initiative unterstützt alleinerziehende Mütter, die sich eine eigene geschäftliche Existenz aufbauen möchten.

Leben in der Einen Welt

Um das Band zwischen den Partnergemeinden enger zu knüpfen, möchte Hartmann ein Austauschprogramm weiter vertiefen. Junge Menschen aus Sambia, die einen Abschluss im Ausbildungszentrum in Monze gemacht haben, sollen in Lüdinghausen und Umgebung für mehrere Monate in einem Betrieb arbeiten. „Neben den handwerklichen Fähigkeiten sollen vor allem persönliche Freundschaften zwischen den Gemeinden gefördert werden“, sagt Hartmann.

Ihr Engagement empfindet die Lüdinghausenerin als bereichernd: „Die konkrete Hilfe, die wir in Gemeinschaft leisten, zeigt die kirchliche Verbundenheit in der Einen Welt. Zu sehen, wie etwas Sinnvolles entsteht, gibt mir und meinen Freunden im Förderkreis ein gutes Gefühl.“

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