Bischof Felix Genn: Aufstehen gegen Fremdenfeindlichkeit!

600 Afrikanerinnen und Afrikaner feiern Katholikentag in Münster

Anzeige

600 Afrikanerinnern und Afrikaner haben in Münster ihren Katholikentag gefeiert. Dabei ging es nicht nur bunt und lebendig, sondern auch nachdenklich zu: "Wo ist unser Platz in der deutschen Kirche?" Für Bischof Felix Genn war die Antwort klar.

Rund 600 Frauen und Männer aus ganz Nordrhein-Westfalen haben am Wochenende in Münster den Katholikentag der Afrikanerinnen und Afrikaner gefeiert. Münsters Bischof Felix Genn kam zum Abschlussgottesdienst, der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings sprach zu Beginn des Katholikentags ein Grußwort. „Dieser Katholikentag ist ein Plädoyer für die Einheit, er ist ein Gebet um die Einheit und ein Zeugnis für die Einheit“, betonte Lukas Schreiber, Nationaldirektor für die Ausländerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz.

Neben Gottesdiensten und Begegnung standen auch verschiedene Themen auf dem Programm - etwa diese: „Wo ist unser Platz in der deutschen Kirche?“ Darauf gaben am Samstagnachmittag Pfarrer Kizito Nweke, Sprecher auf Bundesebene, und Emeka Ani, Vorsitzender des Bundespastoralrats, Antworten. Die afrikanischen Katholikinnen und Katholiken stünden vor der Herausforderung, eine Balance zwischen den beiden kirchlichen Heimaten in Afrika und in Deutschland zu finden, erklärte Nweke: „Unsere Herkunft schenkt uns eine Identität, die uns einen Platz sichert, die uns aber auch fordert.“ Die katholischen Afrikaner sollten ihre Stimme auch in der Kirche in Deutschland hören zu lassen. Dabei sei klar: „Unsere Unterschiedlichkeit darf kein Grund zum Scheitern, sondern soll eine Bereicherung sein“, betonte Nweke.

Ani: Integration ist nicht Anpassung

Gesang, Gebet und mehrere Prozessionen waren Elemente des feierlichen Gottesdienstes zum Abschluss des Katholikentages der Afrikaner in Münster. | Foto: Ann-Christin Ladermann (pbm)
Gesang, Gebet und mehrere Prozessionen waren Elemente des feierlichen Gottesdienstes zum Abschluss des Katholikentages der Afrikaner in Münster. | Foto: Ann-Christin Ladermann (pbm)

Ani nahm Bezug auf die demografische Entwicklung Afrikas, wo die Bevölkerung schnell wächst und deutlich jünger ist als in nahezu jeder anderen Weltregion. „Unser Platz ist nicht nur im Jetzt, sondern auch in der Zukunft, damit verstärken wir auch die katholische Kirche in Deutschland“, erklärte der Vorsitzende des Bundespastoralrats.

Integration sei notwendig, dürfe aber nicht mit Anpassung gleichgesetzt werden, warnte er. „Afrika hat viel zu bieten – unsere Spiritualität, unsere Werte. All das dürfen wir hier in Deutschland einbringen“, ermutigte Ani.

Genn: Respekt vor dem Mut, die Heimat zu verlassen

Gesang, Gebet und mehrere Prozessionen waren Elemente des feierlichen Gottesdienstes zum Abschluss des Katholikentages der Afrikaner in Münster. | Foto: Ann-Christin Ladermann (pbm)
Bischof Felix Genn feierte mit der großen afrikanischen Gemeinde in NRW einen lebendigen Gottesdienst. | Foto: Ann-Christin Ladermann (pbm)

Tosender Applaus brandete in der bischöflichen Friedensschule auf, als Bischof Felix Genn die Katholikinnen und Katholiken aus den Ländern Afrikas zu einem rund zweieinhalbstündigen, von mehreren Chören gestalteten Abschlussgottesdienst in der bischöflichen Friedensschule begrüßte: „Sie gehören zu uns. In der katholischen Kirche in Deutschland und im Bistum Münster haben Sie einen festen Platz“.

Bischof Genn brachte Erfahrungen von seinen Reisen nach Mauretanien und Ghana ein: „Das Wort Gottes ist in der Welt aktiv. Das durfte ich bei Ihnen, in diesen beiden Ländern besonders spüren und das zeigt auch die Lebendigkeit dieses Gottesdienstes.“ Er könne nur erahnen, wie viel Mut es gekostet haben müsse, das Heimatland zu verlassen und in der Fremde neu anzufangen.

Geerlings: Kritik an Kolonialismus

„Seien Sie auch hier mutig und stehen gegen alle Fremdenfeindlichkeit, die Ihnen vielleicht begegnen sollte, auf“, ermutigte er die Menschen aus den Ländern Afrikas. Die afrikanische Kultur und die Traditionen des Glaubens bezeichnete der Bischof als „gewaltigen Schatz“: „Deshalb ist es wichtig, dass Sie Teil unserer Gemeinden sind, aber auch, dass Sie sich in Ihren afrikanischen Gemeinden in den NRW-Bistümern versammeln können.“

Bei der Eröffnung des Katholikentages hatte Weihbischof Geerlings als Bischöflicher Beauftragter für die Seelsorge der Katholiken anderer Muttersprache, Kultur und Riten an den Kolonialismus und die damit einhergehende Missionsgeschichte erinnert. Er beklagt, dies habe „die Identität schwer beschädigt und oft eine Lebensweise eingeführt, die nicht afrikanisch ist“. Dessen sei man sich heute bewusst und versuche, ein „eigenständiges afrikanisches Christentum“ zu bilden. „Das lebt hier sicherlich mit auf dem Katholikentag“, sagte Geerlings und hegte die Hoffnung auf ein besseres Verständnis für Afrika.

Anzeige