Wegen G9-Umstellung fehlte in Niedersachsen 2020 ein ganzer Abitur-Jahrgang

Nach „Delle“ wieder mehr Freiwilligendienstler im Oldenburger Land erwartet

  • Der Katholische Freiwilligendienst im Oldenburger Land verzeichnete wegen 2020 weniger Bewerber als in den Vorjahren um ein FSJ oder einen Bundesfreiwilligendienst.
  • Im laufenden Jahrgang konnte der KFWD dennoch 270 der von ihm betreuten 325 Stellen besetzen, mehr als befürchtet
  • Für den kommenden Jahrgang rechnet Geschäftsführer Frank Tönnies mit einer Normalisierung der Lage.

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Nach einem Rückgang der Bewerberzahlen 2020 rechnen die katholischen Freiwilligendienste (KFWD) für den niedersächsischen Teil des Bistums Münster 2021 wieder mit einer Normalisierung der Nachfrage. „Im Januar lag die Zahl der Bewerber bei rund 80 zumeist jungen Leuten“, sagt KFWD-Geschäftsführer Frank Tönnies auf Nachfrage von „Kirche-und-Leben.de“. Damit bewege man sich wieder in einem normalen Bereich - trotz Corona. In den kommenden Monaten werde sich hoffentlich zeigen, dass sich die Nachfrage auf Normalmaß einpendle. Er sei da zuversichtlich.

Der Rückgang 2020 erklärt sich durch die Umstellung des Gymnasiums von acht auf neun Jahre. Dadurch fehlte ein kompletter Abiturjahrgang als Bewerber um die 325 Stellen in katholischen Einrichtungen im Oldenburger Land.

Gemessen daran habe man mit am Ende 270 vermittelten Stellen sehr gut gelegen, so Tönnies. 2020 legten in Niedersachsen nur knapp 10.000 Schülerinnen und Schüler das Abitur ab, nach 32.000 im Vorjahr. Abiturienten machen normalerweise auch etwa ein Drittel der Freiwilligendienstler des KFWD aus.

 

Mehr Platz für Haupt und Realschüler

 

Frank Tönnies.
Frank Tönnies. | Foto: Michael Rottmann

Als einen Grund dafür, dass der Einbruch 2020 weniger stark war als erwartet, nennt Tönnies, dass durch den Wegfall der Abiturienten mehr Platz war für Absolventen anderer Bildungsgänge. „Auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda unter ihnen hat sich dabei scheinbar noch stärker herumgesprochen, welche Chancen und Möglichkeiten auch für sie in einem Freiwilligendienst liegen. Zum Beispiel auch mit Blick auf neue Perspektiven für die Berufswahl im sozialen Bereich oder in der Pflege.“

Die Zahlen würden in diesem Jahr wohl wieder steigen. Bei der Frage, ob sich aber wieder wie bis 2019 zwischen 550 und 650 zumeist junge Menschen auf die 325 Stellen bewerben werden, ist der Geschäftsführer skeptisch.

Das hat mit der G9-Umstellung zu tun. Dadurch sind Abiturienten älter. Manche, die bislang nach zwölf Schuljahren vor der Entscheidung für den weiteren Lebensweg standen, hätten den Freiwilligendienst als Möglichkeit genutzt, sich selbst Zeit für den Entscheidungsprozess zu geben. „Die jetzigen Abiturienten brauchen das dann vielleicht nicht mehr in dem Maße“, so Tönnies.

 

Die meisten Freiwilligen sind eingesetzt in Behindertenhilfe

 

Der KWFD vermittelt und begleitet pro Jahr 340 Bewerberinnen und Bewerber. 325 Plätze sind gedacht für die Altersgruppe bis 27 Jahre, 15 weitere für ältere Menschen. Die meisten Freiwilligen sind eingesetzt in der Behindertenhilfe, zum Beispiel bei den beiden größten katholischen Trägern im Oldenburger Land: beim Andreaswerk Vechta und beim Caritasverein Altenoythe.

Frühestens nach Ende der Vollzeit-Schulpflicht können Jugendliche ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst antreten, in Niedersachsen also nach dem neunten Schuljahr. Die Jüngsten sind dann etwa 15 Jahre alt.  Frauen stellen mit 70 Prozent der Teilnehmer die Mehrheit. „Der Anteil der Männer ist in den letzten Jahren aber gestiegen“, sagt Tönnies.

 

Im NRW-Teil ist der FSD für Freiwillige zuständig

 

Der oldenburgische Landes-Caritasverband und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Oldenburger Land haben 2011 gemeinsam die KFWD für die Organisation und Begleitung der katholischen Freiwilligendienste im niedersächsischen Teil des Bistums Münster gegründet. Im NRW-Teil des Bistums kümmern sich darum in ähnlicher Weise die Freiwilligen Sozialen Dienste (FSD) Bistum Münster.

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