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Engagierte Gemeindemitglieder der Pfarrei St. Nikomedes in Steinfurt haben einen Förderverein gegründet, um Spenden und Zuschüsse für einen Schrein aus Panzerglas zu sammeln. Dort soll das berühmte Borghorster Stiftskreuz sicher verwahrt werden. Ausgestellt werden soll das Stiftskreuz in der Kirche St. Nikomedes in Steinfurt-Borghorst, die aktuell renoviert und neugestaltet wird.
Der Förderverein hat sich zum Ziel gesetzt, 200.000 Euro zu sammeln. Der Schrein oder gläserne Tresor kostet nach ersten Schätzungen rund 100.000 Euro. „Das Geld für die sichere Verwahrung in unserer Kirche wird der Förderverein aufbringen müssen, weil nur er Fördermittel von kulturellen Stiftungen erhalten kann“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins, Johannes Holzgreve.
Zuschüsse von öffentlichen Stiftungen
Die Pfarrei könne keine Zuschüsse bei öffentlichen Stiftungen beantragen, erklärt der Borghorster die Initiative, über den Förderverein an Geldmittel heranzukommen. Der Vorstand des Fördervereins werde nach den Sommerferien komplettiert und seine Arbeit aufnehmen. Ob noch in diesem Jahr die Anträge, etwa an die NRW-Stiftung gestellt werden können, werde geprüft. Es gebe Fristen bei der Einreichung.
Für Holzgreve hat das Stiftskreuz weit über Steinfurt hinaus eine hohe kulturelle Bedeutung. Verbunden werden soll die Ausstellung des Stiftskreuzes mit kulturellen Veranstaltungen, für die der Förderverein ebenfalls Zuschüsse benötigt.
Haftstrafen für Diebe des Stiftskreuzes
Karl Westermann (links) und Johannes Holzgreve zeigen Pläne für den Platz des Stiftskreuzes in der St.-Nikomedes-Kirche. | Foto: Johannes Bernard
Das Stiftskreuz wurde 2013 weit über die Kirchenkreise hinaus bekannt, als Diebe am helllichten Tag das Reliquiar aus einer Vitrine in der St.-Nikomedes-Kirche stahlen. Wenig später konnten die Verdächtigen ermittelt werden. 2015 wurden sie zu Haftstrafen verurteilt. Im September 2016 wurde auch der mutmaßliche Drahtzieher hinter dem Diebstahl verhaftet.
Im Februar 2017 wurde bei einer Pressekonferenz des Bistums Münster bekannt, dass das wertvolle Kreuz unversehrt sichergestellt werden konnte. Seitdem befindet sich das Stiftskreuz an einem sicheren Ort im Bistum Münster und die Pfarrei hofft, ihren Schatz wieder zeigen zu können. Zwischenzeitlich hatten Museen in London und Köln kurzzeitig das Stiftskreuz ausgestellt.
Verhandlungen mit dem Bistum Münster
Das Stiftskreuz aus dem 11. Jahrhundert ist ein Kreuzreliquiar. Es stammt aus der ehemaligen adeligen Damenstiftskirche zu Borghorst und zählt zu den wichtigsten Zeugnissen der europäischen Goldschmiedekunst. Seit Ostern 2008 war es in einer Vitrine im nördlichen Chorraum der Pfarrkirche St. Nikomedes ausgestellt worden.
Für Kirchenvorstandsmitglied Karl Westermann hat das Stiftskreuz als Anbetungskreuz einen hohen liturgischen Wert. Deshalb soll es in der Kirche, die derzeit wegen aufwändiger Renovierungsarbeiten geschlossen ist, einen exponierten Platz erhalten. „Wir standen mit der Kunstkommission und der Liturgiekommission des Bistums Münster im guten Austausch, wie das Stiftskreuz gezeigt werden kann“, sagt Westermann.
Neuer Ort soll diebstahlsicher sein
Die St.-Nikomedes-Kirche in Steinfurt-Borghorst ist derzeit wegen der Renovierung geschlossen. Sie wird voraussichtlich im Frühjahr 2024 wiedereröffnet. | Foto: Johannes Bernard
Auf alle Fälle werde der Ort einbruchssicher und diebstahlsicher gestaltet, daher auch der gläserne Tresor. „Wir hatten auch Kontakt mit einem Sachverständigen, der das neue Sicherheitskonzept für das Grüne Gewölbe in Dresden erarbeitet“, erklärt Westermann die Vorsichtsmaßnahmen.
Nach dem jetzigen Zeitplan könne die St.-Nikomedes-Kirche im Frühjahr 2024 wiedereröffnet werden. „Dann hoffen wir auch, das Stiftskreuz feierlich in Empfang nehmen zu können“, sagt das Kirchenvorstandsmitglied. Nach wie vor im Raum stehe der Vorschlag von Gemeindemitgliedern, das Stiftskreuz in einer Prozession von Münster nach Borghorst zu überführen.
Wertvolle Goldeschmiede-Arbeit aus dem 11. Jahrhundert
Beim Borghorster Stiftskreuz handelt es sich um ein Kreuzreliquiar. Es wurde um 1050 gefertigt und stammte aus der ehemaligen adeligen Damenstiftskirche zu Borghorst. Das Stiftskreuz zählt zu den Hauptwerken der europäischen Goldschmiedekunst. Das kostbare Reliquiar aus Goldblech über Holzkern ist mit Edelsteinen, Bergkristallen, Perlen und Gemmen reich verziert und enthält eingeschlossen in Bergkristallfläschchen einige bedeutende Reliquien. Die Fläschchen umfassen 17 versiegelte Reliquien. Sie sind in der Inschrift auf der Rückseite aufgeführt. Darunter sind, wie es heißt, Reliquien „vom Holze des Herrn“, vom „Schwamme des Herrn“, vom Bette Mariens, vom Körper der Apostel Petrus und Bartholomäus und Reliquien weiterer Heiliger. Mehrere Reliefs schmücken die Schauseite: Auf dem Längsbalken befindet sich im oberen Teil eine Kreuzigungsdarstellung mit Maria und Johannes, dem Evangelisten. Auf dem Querbalken sind die Reliefs der heiligen Petrus und Paulus sowie Cosmas und Damian zu sehen.