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Eine Netflix-Doku mit Papst Franziskus hat in Rom Premiere gefeiert. Dabei geht es um 18 ergreifende Geschichten von Senioren, die sie jungen Menschen erzählen. In der ersten Folge geht es um Liebe – auch Hollywood-Star Martin Scorsese erzählt von seiner Leidenschaft.
„Immer wenn junge Paare bei mir beichten, frage ich sie: ’Spielen Sie mit Ihren Kindern?‘ Zusammen spielen heißt: sich zu schenken. Das ist Liebe, die echte, freie Art.“ Papst Franziskus‘ Bekenntnis ist einer der Einstiegssätze in eine Miniserie des Internet-Streamingdienstes Netflix über das Verhältnis der Generationen. Bei dem bis Sonntag dauernden Film-Festival in Rom wurde die erste Folge vorgestellt. Das Thema: „Liebe“.
Immer wieder greift er zum Bild der Jungen, die auf den Schultern der Alten stehen, skizziert den Baum, dessen frische Triebe nur sprießen, wenn sie über Äste und Stamm auch tief verwurzelt sind. Daher ist es nur folgerichtig, wenn Franziskus sich für ein solches Film-Projekt gewinnen lässt. Das Ergebnis, „Stories of a Generation con Papa Francesco“, wird – passend für ein Familienthema – ab Weihachten online zu sehen sein.
Dialog der Generationen
„Jeder meint, alte Menschen seien nur der Vergangenheit zugewandt. Aber das stimmt nicht, und die Geschichten der Protagonisten zeigen dies“, sagte Simona Ercolani dem Portal Vatican News. Die italienische Fernsehautorin hat die Serie konzipiert. Beraten wurde sie dabei von Franziskus‘ bekanntestem Spin-Doktor Antonio Spadaro, Chefredakteur der Jesuiten-Zeitschrift „Civilta cattolica“ und Autor eines Buches mit dem Titel „Die Weisheit der Zeit“, zu dem der Papst ein Vorwort geschrieben hatte. Dieses, so Ercolani, sei quasi Ausgangspunkt für die Konzeption der Serie gewesen.
Dem Anliegen des Papstes entsprechend, entstanden die Beiträge aus dem Dialog der Generationen. Und der zeigt laut Ercolani, wie junge Menschen sich daran machen können, die Träume der Alten zu verwirklichen. Junge Filmemacher unter 30 befragen Menschen über 70 zu den Themen Liebe, Träume, Kampf und Arbeit. Insgesamt entstanden so 18 Geschichten aus fünf Kontinenten. Zwischen den Beiträgen lässt Franziskus sich befragen, kommentiert Aussagen und Erfahrungen der anderen Protagonisten.
18 aus 400 Geschichten ausgewählt
Bezeichnenderweise begannen die Dreharbeiten im März 2020 wenige Tage, nachdem Italiens Regierung pandemiebedingt den ersten Corona-Lockdown verhängte. Die Nachrichten über die hohe Sterberate in Alten- und Pflegeheimen habe das Anliegen des Unternehmens noch einmal drastisch vor Augen geführt, berichtete Ercolani bei der Premiere in Rom. Am Ende erhielten sie und ihr Team 400 Geschichten von Menschen über 70, aus denen sie 18 auswählten.
Martin Scorsese offenbart sich
In der ersten Folge zum Thema Liebe offenbart etwa US-Regisseur Martin Scorsese seiner Tochter Francesca seine Besessenheit von der eigenen Arbeit. Was ihn dazu verleitete, die Erziehung seiner Kinder zu vernachlässigen.
Carlos und Cristina Solis aus Uruguay, seit 50 Jahren verheiratet, erzählen von ihrer Liebe, geprägt vom Rhythmus des Tangos. Der Film zeigt das Paar beim Tanz und im Gespräch. Woraufhin der Papst von seiner Vergangenheit als gelegentlicher Tango-Tänzer in jungen Jahren berichtet, über die Aufgabe zu führen und sich führen zu lassen.
Ergreifende Geschichten
Aus Franziskus‘ Heimat Argentinien kommt Estela Barnes de Carlotto, Gründerin der Mütterbewegung Plaza de Mayo, zu Wort. Sie traf nach 36 Jahren ihren Enkel, Sohn ihrer Tochter, die während der Diktatur umgebracht worden war.
Ergreifend ist auch das Zeugnis von Vito Fiorino: Der Eisverkäufer aus Lampedusa entdeckte eine eigene Art von Vaterschaft, nachdem er beim bislang schlimmsten Flüchtlings-Schiffsunglück im Mittelmeer mit 386 Toten Dutzende Menschenleben rettete. Fiorino feierte am 3. Oktober 2013 auf dem Meer mit Freunden, als die Gruppe in die Nähe des Unglücks geriet. 47 Kinder und Jugendliche konnte Fiorino mit eigener Hand retten. Der Film zeigt ihn sieben Jahre später – immer wieder zu Tränen gerührt – beim Video-Gespräch mit den inzwischen jungen Erwachsenen.
Papst Franziskus nimmt sich Zeit für Filmprojekt
Der Papst nahm sich laut Spadaro sechs Stunden Zeit für das Filmprojekt. Oft sehr spontan erzählt er lachend über seine Tango-Leidenschaft und grübelnd über die Heilung nach einer Krankheit. Von seiner eigenen Großmutter Rosa sagt Franziskus: „Mehr als mit Worten sprach sie zu mir mit intensiven, schweigenden Blicken.“