Volles Ordensleben ohne ewige Profess

Nikodemus Schnabel sieht „Kloster auf Zeit“ als Zukunftsmodell

Viele Menschen könnten sich nicht vorstellen, ein ganzes Leben an eine Gemeinschaft gebunden zu sein, erklärt Ordensmann Schnabel. Er hat einen Vorschlag, wie sich dennoch mehr Menschen fürs Klosterleben begeistern könnten.

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Ordensgemeinschaften könnten sich nach Worten des Benediktiners Nikodemus Schnabel viel mehr für „Kloster auf Zeit“-Aufenthalte öffnen. Er denke „an eine Art zeitlicher Profess“, sagte Schnabel dem Portal katholisch.de am Freitag. Die Teilnehmer sollten Ordenskleidung tragen, einen Ordensnamen haben und bei Gebeten und Diensten mitmachen - „wie ein Mönch, nur eben auf Zeit.“ Der Vorteil an einem solchen Modell wäre für Schnabel, dass „nicht ständig die Frage Ja oder Nein, Mönch oder Nichtmönch am Horizont“ stünde.

Viele Menschen könnten sich nicht vorstellen, ein ganzes Leben an eine Gemeinschaft gebunden zu sein, erklärte der Ordensmann. „Sehr wohl würden sie aber mal raus aus ihrem jetzigen Leben und ein, zwei Jahre intensiv bei uns sein.“ Natürlich brauche es aber auch „die Kernmannschaft, die Radikalen im guten Sinne, die lebenslänglich Ja zum Klosterleben sagen“, fügte Schnabel hinzu.

 

Was ein Gottesdienst mit einem Date gemeinsam hat

 

Zum Mitgliederschwund vieler Orden sagte der Benediktiner, nicht jedes Kloster könne „mit aller Gewalt am Leben erhalten werden“. Manche Orden hätten ihre Aufgaben „erfolgreich erfüllt“, so Schnabel: „Ich muss halt heute nicht mehr in den Orden, um Kranke zu pflegen oder um Lehrerin zu werden. Aber letztendlich heißt das doch: 'Mission Accomplished'.“ Er würde sich wünschen, dass Kirche und Gesellschaft diese Leistung der Orden - etwa „Durchbrüche in der Pflege, in der Mädchenbildung“ - stärker würdigen.

Entscheidend sei, die Dinge mit Leidenschaft und Liebe zu tun, betonte der Benediktiner. „Wir werden automatisch faszinierend, wenn wir etwas ausstrahlen.“ Natürlich sorge ein stimmungsvoller Gottesdienst nicht automatisch für Berufungen, „aber man kann den Gottesdienst vielleicht mit einem Date vergleichen. Wenn ich dorthin unmotiviert und ungewaschen gehe, und mich dann beschwere, dass die andere Person sich nicht verliebt, läuft etwas schief.“ Weder Verliebtheit noch Berufung ließen sich erzwingen, „aber man kann sich offen dafür zeigen, etwas Positives, Liebevolles auszustrahlen“.

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