Nikodemus Schnabel wird am Sonntag zur Abt der Dormitio-Abtei geweiht

„Praktisch täglich angespuckt“: Benediktiner über Christen in Israel

  • Der Benediktiner Nikodemus Schnabel sieht eine Zunahme des Drucks auf Christen im Heiligen Land.
  • Er sagt, es habe schon immer Kräfte gegeben, "die uns abgrundtief hassen".
  • Nur säßen die jetzt auch auf der Regierungsbank.

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Der Druck auf Christen im Heiligen Land hat nach Einschätzung des Benediktiners Nikodemus Schnabel spürbar zugenommen. "Gesellschaftlich gab es schon immer die Kräfte, die uns abgrundtief hassen", sagte der Ordensmann, der am Sonntag zur Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem geweiht wird, der "Süddeutschen Zeitung". Früher seien das die Ränder der Gesellschaft gewesen, heute säßen sie in Israel auf der Regierungsbank wie der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir.

"Als wir 2015 in unserem Kloster in Tabgha einen verheerenden Brandanschlag hatten, hat er die Täter als Anwalt vertreten. Sein Auftreten vor Gericht war voller Beleidigungen und hat sich uns ins Gedächtnis eingebrannt", sagte Schnabel.

Allein in Jerusalem habe es 2023 bereits sieben Vorfälle von antichristlicher Gewalt gegeben, so Pater Nikodemus. Auf die Frage,ob ihn das auch persönlich betreffe, antwortete er: "Ja. Ich werde praktisch täglich angespuckt. Als ich vor 20 Jahren hierherkam, ist das vielleicht einmal im halben Jahr passiert."

Schnabel: Viel Grund gehört der Kirche

Hinzu kämen weitere Reibungspunkte. "Der zweitgrößte Grundbesitzer in Israel ist das griechisch-orthodoxe Patriarchat, kurz danach kommen schon die Franziskaner", erläuterte der Benediktiner. So stünden der Oberste Gerichtshof in Jerusalem, das Israel-Museum und die Knesset, also das Parlament, auf kirchlichem Grund. "Da gibt es immer Begehrlichkeiten, da wird die Kirche kritisch beäugt, vor allem von der jetzigen Regierung, die auf ein einheitliches jüdisches Erscheinungsbild der Stadt hinarbeitet."

Natürlich könnten Christen nach der EU rufen oder nach dem Heiligen Stuhl. Doch es gebe international eine mangelnde Sensibilität für diese Fragestellung und auf deutscher Seite eine panische Angst, etwas falsch zu machen, wenn es um Israel gehe, so der Ordensmann. "Aus meiner Sicht bedeutet Solidarität mit Israel jedoch nicht Solidarität mit der jeweiligen Regierung, sondern mit allen Bürgern dieses Landes, mit der Zivilgesellschaft, und da gehören die Christen dazu. Aber da fühle ich mich manchmal doch ziemlich alleingelassen."

Pater: Gutes Miteinander unter Christen

Zum Verhältnis der christlichen Konfessionen untereinander sagte Pater Nikodemus: "Mich regt es auf, wenn Reiseführer immer noch genussvoll von prügelnden Mönchen in der Grabeskirche berichten. Das sind uralte Kamellen."

Heute sei das Verhältnis unter den christlichen Konfessionen tatsächlich ein sehr gutes. "Aber das ist sicher nicht nur ein Gnadengeschenk des Heiligen Geistes. Sondern jeder weiß auch, dass wir gleich unsere Koffer packen können, wenn wir uns auch noch untereinander Stress machen."

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