Ein Grund sei die "schärfer gewordene Rhetorik" im Land

Israel: Oberrabbiner beklagt „Trend“ zu mehr Attacken auf Christen

  • Angriffe auf Christinnen und Christen in Israel sind nach Worten des Präsidenten der Konferenz Europäischer Rabbiner keine Einzelfälle.
  • "Ich sehe da einen klaren Trend, weil die Rhetorik in Israel ganz generell eine schärfere geworden ist", sagte Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt.
  • Derzeit werde gegenüber Andersdenkenden und Minderheiten sehr wenig Respekt gezeigt.

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Angriffe auf Christinnen und Christen in Israel sind nach Worten des Präsidenten der Konferenz Europäischer Rabbiner keine Einzelfälle. "Ich sehe da einen klaren Trend, weil die Rhetorik in Israel ganz generell eine schärfere geworden ist", sagte Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt der "Jüdischen Allgemeinen".

Derzeit werde gegenüber Andersdenkenden und Minderheiten sehr wenig Respekt gezeigt. Israel stecke in einer politischen Krise, die Gesellschaft sei gespalten. "Was wir an Anfeindungen gegenüber den Vertretern anderer Religionen erleben, ist ein Spiegelbild dieser Spannung."

"Taten gehen oft von jungen Männern aus"

Was Übergriffe wie Spuckattacken und Beleidigungen angeht, handelt es sich aus Sicht des Oberrabbiners um ein "Jugendphänomen": Fast immer fielen damit männliche Heranwachsende auf. Meistens seien es junge Strengreligiöse, vor allem geschehe das in der Altstadt von Jerusalem. "Aber in letzter Zeit sind auch viele mit einem nationalreligiösen Hintergrund auffällig geworden."

Das jüdische Religionsgesetz, die Halacha, fordere, auch Vertreterinnen und Vertretern anderer Religionen mit Respekt und Achtung zu begegnen. "Aber manchen fällt das ja bereits schwer im Umgang mit Juden, die einer anderen Strömung angehören", so der Oberrabbiner. Das zeigten regelmäßige Streitigkeiten an der Klagemauer in Jerusalem darüber, wer wann wo beten dürfe. "Die Gewalt beginnt leider nicht selten innerhalb des Judentums, in unserem Umgang miteinander."

Israels Präsident: Attacken nicht hinnehmbar

In den vergangenen Monaten war es verstärkt zu antichristlichen Übergriffen in Israel gekommen - etwa durch Spucken auf Christinnen und Christen sowie die Schändung von Gräbern und Kirchen. Israels Präsident Isaac Herzog besuchte am Mittwoch das Kloster Stella Maris in Haifa, das mehrmals angegriffen worden war.

Die christlichen Konfessionen im Heiligen Land seien "unsere Brüder und Schwestern, christliche Bürger, die sich an ihren Gebetsstätten, auf ihren Friedhöfen, auf der Straße angegriffen fühlen", sagte er. Das sei in keiner Form hinnehmbar. Herzog betonte, er komme im Namen des gesamten Staates und des Volkes Israel, um "unser Engagement für den umfassenden Schutz der Religionsfreiheit im Staat Israel zu bekräftigen".

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