Jerusalemer Benediktiner im Konflikt mit Mitarbeiterin der jüdischen Gebetsstätte

Abt Nikodemus Schnabel weigert sich, Kreuz an Klagemauer abzunehmen

  • Abt NIkodemus Schnabel von der Jerusalemer Abtei Dormitio ist an der Klagemauer zum Abdecken seines Brustkreuzes aufgefordert worden.
  • Es sei zu groß und unangemessen für den jüdischen Gebetsort, sagte eine Mitarbeiterin.
  • Der deutsche Obere begleitete Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger bei einem Rundgang durch Jerusalem.

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Der Abt der Jerusalemer Benediktinerabtei Dormitio, Nikodemus Schnabel, ist am Mittwochmorgen beim Besuch der Klagemauer zum Abdecken seines Brustkreuzes aufgefordert worden. In einem via Twitter verbreiteten Videoclip ist zu hören, wie sich eine Mitarbeiterin der für die jüdische Stätte verantwortliche Western Wall Heritage Foundation an Schnabel wendet: Sie respektiere seine Religion, aber das Kreuz sei "wirklich groß und unangemessen für diesen Ort".

Der Geistliche widersprach und verließ nach Angaben von Augenzeugen die Stätte, ohne sein Kreuz zu verdecken. Das Verhalten der Aufseherin zeuge nicht von Respekt, sondern hindere ihn an der Ausübung eines Menschenrechts. "Ich bin ein Abt, dies ist mein Gewand", erklärte Schnabel der Frau. Es handele sich nicht um eine Provokation; das Kreuz sei einfach Teil seines Dresscodes.

Schnabel: Ungute Entwicklung unter neuer Regierung

Der Abt hatte die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) bei einer Tour durch die Jerusalemer Altstadt begleitet. Es sei "schmerzhaft zu erleben, wie das Klima in dieser wundervollen Stadt sich unter der neuen Regierung immer mehr zum Unguten verändert", kommentierte Schnabel den Vorfall auf Twitter.

2016 hatte eine Geste katholischer und evangelischer Bischöfe aus Deutschland in Jerusalem Empörung ausgelöst. Kardinal Reinhard Marx und Bischof Heinrich Bedford-Strohm, die Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hatten sowohl beim Besuch des Tempelbergs als auch der Klagemauer ihre Brustkreuze abgenommen. Mehrere Kommentatoren warfen ihnen daraufhin Feigheit und Unterwerfung vor. Die Pressesprecher von EKD und Bischofskonferenz erklärten damals, es habe sich um eine Geste der Zurückhaltung gehandelt, die angesichts der herrschenden angespannten Stimmung angebracht gewesen sei.

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