Team berichtet in Corona-Zeit von Kinderwünschen und besonderen Sorgen

Nikolaus im Home-Office: Tausende Briefe nach 49681 Nikolausdorf

  • In Nikolausdorf (Kreis Cloppenburg) kommen jedes Jahr mehr als 5.000 Briefe an den Nikolaus an.
  • Während der Corona-Pandemie schreiben viele Kinder neben Geschenkwünschen aber auch von besonderen Sorgen.
  • In diesem Jahr hat sich sogar ein Großvater an den heiligen Nikolaus gewandt.

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Meistens sind es Kinder mit einem Wunschzettel, die an den Nikolaus schreiben. Aber dieses Jahr ist auch ein Großvater darunter, der wegen Corona seine sechs Enkel schon lange nicht mehr sehen konnte. Er bittet den Nikolaus, die Kinder herzlich zu grüßen.

Dann wieder schreibt ein junges Ehepaar mit einem schwer kranken Kind, das nach langen Operationen während eines Lockdowns nun gerade wieder laufen lernt. Das Paar bittet den Nikolaus, „die netten Ärzte“ zu grüßen.

20 Helfer für den Nikolaus in Nikolausdorf

Lydia Fleming kennt viele solcher Geschichten. Die 37-jährige Bankkauffrau nimmt sich viel Zeit, um Briefe an den Nikolaus zu beantworten. In einem 20-köpfigen Team der Gemeinde Herz Jesu Nikolausdorf.

Denn dort kommen zurzeit viele solcher Briefe an, in einer Ortschaft mit rund 1.100 Einwohnern zwischen Friesoythe und Cloppenburg.

Mehr als 5.000 Briefe pro Jahr

Rund um den 6. Dezember sind es Jahr für Jahr immer mehr als 5.000 Briefe aus aller Welt, berichtet Hubert Weddehage, der das Team organisiert. Die kommen von Kindern, die einfach „An den Nikolaus“ schreiben, ihn grüßen, von ihrem Leben berichten und ihm ihre Weihnachtswünsche ans Herz legen.

Normalerweise treffe sich die Gruppe im Pfarrheim Herz Jesu, berichtet der 67-jährige Steuerberater. Zurzeit sei das wegen Corona nicht möglich. So arbeite das Team einzeln zu Hause. „Nikolaus im Homeoffice“, nennt Weddehage das.

Weddehage seit 50 Jahren dabei

Früher schrieben die Ehrenamtlichen in Nikolausdorf ihre Antwortbriefe gemeinsam im Pfarrheim (unser Bild). Zurzeit formulieren sie ihre Antworten wegen Corona zu Hause. | Foto: Hubert Looschen
Früher schrieben die Ehrenamtlichen in Nikolausdorf ihre Antwortbriefe gemeinsam im Pfarrheim (unser Bild). Zurzeit formulieren sie ihre Antworten wegen Corona zu Hause. | Foto: Hubert Looschen

Er ist schon seit 50 Jahren dabei, kennt noch die Zeit, als es eine Poststelle in Nikolausdorf gab und einen Posthalter, der einzelne Briefe „An den Nikolaus“ selbst beantwortete. Nach Zeitungsberichten über diese Tradition stieg die Flut von Briefen stetig an. Bei Hubert Weddehage lagen im November schon mehr als 2.000 Briefe vor; bis Heiligabend werde das nicht aufhören, sagt er.

Die meisten Kinder bekommen einen ausführlichen vorformulierten Antwortbrief, in dem der Nikolaus für die Grüße dankt und verspricht, die Wünsche an das Christkind weiterzuleiten. Oft schreiben die Helfer auch persönliche Worte auf den Brief.

Corona hat Leben der Kinder verändert

Bei Kindergartenkindern formulieren größtenteils die Eltern den Brief, die Kinder malen ein Bild und krakeln mühsam ihren Namen daneben.

Dann gibt es Briefe von älteren Kindern, die selbst formulieren. Manche schreiben länger, erzählen dem Nikolaus von ihrem Leben, auch davon, wie die Corona-Pandemie alles verändert hat.

Nikolaus gegen Corona

Auch Erwachsene schreiben gezielt an den Nikolaus. Manche sind Sammler und interessieren sich für den Sonderstempel der Post. Hubert Weddehage mit dem Motiv von 2015. | Foto: Hubert Looschen
Auch Erwachsene schreiben gezielt an den Nikolaus. Manche sind Sammler und interessieren sich für den Sonderstempel der Post. Hubert Weddehage mit dem Motiv von 2015. | Foto: Hubert Looschen

Etwa so: „Ich wünsche mir, dass ich meine Freunde wieder mehr sehen kann“, oder auch einfach: „Mach, dass es mit Corona bald vorbei ist“. In einem großen Teil der Briefe seien solche Wünsche zu finden, sagt Hubert Weddehage.

Manchmal schreiben Kinder auch vom Sterben der Mutter oder des Opas und ihrer Trauer. Solche Briefe nimmt oft Lydia Fleming mit nach Hause. „Da muss ich erst lange überlegen für eine Antwort.“

Nikolaus tröstet

Oft schreibt sie Kindern dann von einem kostbaren Edelstein, der trotz des Todes immer in ihrem Herzen bleiben werde. „Das können sich Kinder vorstellen, das hilft ihnen vielleicht.“

Aber es gibt auch andere Briefe, weiß Lydia Fleming. So schreiben viele Sammler, die sich nur für die Marke und den Sonderstempel der Post interessieren. Lydia Fleming hatte dieses Jahr einen solchen Brief einer älteren Frau auf dem Tisch. „Die fragte den Nikolaus allerdings auch nach einem Rezept für ihren Weihnachtspunsch.“

Post an den Nikolaus
Wenn Kinder ihre Weihnachtswünsche an den Nikolaus schicken wollen, können sie oder ihre Eltern das gezielt tun: „An den Nikolaus, 49681 Nikolausdorf“. Es geht auch ohne genaue Adresse. Denn die Post weiß, wo der Nikolaus wohnt. Und sie übernimmt auch das Porto für die Antwort. (fjs)
 

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