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Alle Grundschulkinder haben bald Anspruch auf einen Platz in der Offenen Ganztagsschule (OGS). Auf die freien Träger kommen Kosten zu, die nicht ausreichend refinanziert werden, so die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Nordrhein-Westfalen. Über Anspruch und Finanzierungslücken der OGS sprach Kirche+Leben mit Sigrid Schmeddes. Sie ist Mitarbeiterin der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe im Diözesancaritasverband Münster, der 15.000 Kinder im Offenen Ganztag betreut.
Frau Schmeddes, wie sollte aus Ihrer Sicht das Finanzierungsmodell der Offenen Ganztagsschule (OGS) aussehen?
Auskömmlich. „Gute OGS darf keine Glückssache sein“, so hieß eine Kampagne aus dem Jahr 2017, die an Aktualität nichts verloren hat. Auch im Rahmen der Aktion der Freien Wohlfahrtspflege „NRW bleib sozial“ haben wir auf die aktuelle Lage der OGS aufmerksam gemacht. Wir übernehmen im Auftrag für die Städte und Kommunen das Angebot der OGS und sind verantwortlich für gute Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten. Dafür braucht es eine auskömmliche Finanzierung. Unser Finanzierungsmodell zeigt deutlich, dass wir das Doppelte der bisherigen Finanzierung benötigen, um auskömmlich OGS anbieten zu können.
Also wird wiederum über das Geld gestritten?
Es ist interessant, dass die Finanzierungsfrage als erstes gestellt wird, nicht der Nutzen und die Wichtigkeit für die Bildung unserer Kinder. Dies müsste in der Öffentlichkeit viel mehr im Fokus stehen. Viele Träger wie die Caritas und Diakonie sind Gott sei Dank tarifgebunden. Die Mitarbeitenden sollen und müssen ein gutes Gehalt für ihre Arbeit bekommen. Aber nicht nur die Gehälter, sondern Miete, Material, Essen etc. sind um ein Vielfaches gestiegen. Das kostet. Verwunderlich ist auch, dass OGS in kommunaler Trägerschaft ihre Mitarbeitenden tarifgebunden bezahlen. Geben sie die OGS in freie Trägerschaft ab, wird dies nicht refinanziert. Darüber hinaus wird über das Absenken von ohnehin nicht vorhandenen Standards gesprochen.
Was befürchten Sie für die Schülerinnen und Schüler? Was kann auf die Eltern zukommen?
Die OGS gibt es seit 2003 - immer im Projektstatus. Alle Träger haben in diesen Jahren unglaublich viel Energie und Ideenreichtum in die Weiterentwicklung des außerschulischen Angebots gelegt und sich dafür eingesetzt, dass mit einem Rechtsanspruch auch einheitliche Standards kommen wie Gruppengröße, Personal und Raumgröße. Alles Standards, über die im Kita-Bereich keiner mehr spricht, weil sie wichtig und selbstverständlich sind, um Kinder im schulischen Kontext gut zu begleiten. Je nach Finanzlage der einzelnen Städte und Kommunen werden OGS gut oder schlecht ausgestattet. Je nach Finanzlage ist eine OGS also ein gutes Bildungs- und Betreuungsangebot oder eine schlechte Betreuungsmöglichkeit, die den Bedürfnissen und schulischen Anforderungen der Kinder nicht gerecht werden kann.
Was bedeutet das für den Bildungsauftrag?